Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
hatten. Selbst in den Nächten, in denen er mich nicht lieben wollte, bestand er darauf, dass ich nackt und mit Duftölen eingerieben an seiner Seite lag.
»Ich brauche dich mehr denn je, meine Liebste. Ich muss beim Aufwachen deinen Duft riechen, muss deine Wärme neben mir spüren.«
Seine Wünsche beruhigten und ängstigten mich gleichermaßen. Und wenn Probleme seine Stimmung verdüsterten, überkam mich das altbekannte Gefühl von den goldenen Fesseln, die sich um mich zusammenzogen.
Die folgenden Jahre erwiesen sich als höchst schwierige Zeit für den König, als eine Phase großer Verluste und Trauer. Meine Rolle bestand darin, seine Zufluchtsstätte während dieses Schicksalsturms zu sein.
Die erste Familientragödie betraf Prince Edward, der unüberlegterweise Peter von Kastilien zusagte, ihn in seinem Kampf um die Königskrone von Kastilien gegen den eigenen Halbbruder Heinrich von Trastámara zu unterstützen. Zwar siegte Prince Edward in der Schlacht von Nájera, doch konnten die Männer aus Aquitanien, die an seiner Seite gekämpft hatten, nicht ausbezahlt werden, da sich herausstellte, dass Peter die Summe, die er schuldete, nicht aufzubringen vermochte. Und was noch schlimmer war: Eine Krankheit breitete sich im Heerlager aus, an der viele starben. Auch Prince Edward steckte sich an und musste, begleitet von den Überresten seines Heers, schwerkrank in einer Sänfte zurück über die Pyrenäen getragen werden.
Die Wirkung dieser Nachrichten auf meinen Edward ängstigte mich. Er war wütend auf den Prinzen, zugleich aber auch in Sorge um die angegriffene Gesundheit seines Thronerben und über den immer eindeutigeren Abfall des gascognischen Adels. Selbst Queen Philippas sonst so besänftigender Einfluss konnte ihn in diesem Fall nicht beruhigen.
Ich bemühte mich, die Bedeutung der Entwicklung nachzuvollziehen. »Inwiefern verschärft dies die Bedrohung, die
von Frankreich ausgeht?«, fragte ich eines Abends, als er, statt zu essen, im Raum auf und ab lief und über die verfahrene Situation lamentierte.
»Der Prinz hat seine Untertanen in Aquitanien für diesen Krieg bluten lassen, doch der erwartete Beitrag zur Auffüllung des Heers durch Peter von Kastilien blieb bislang aus. Jetzt kann König Karl die Gascogner leicht auf seine Seite locken, womit mein kranker Sohn, Joan und deren kleine Kinder verraten und schutzlos sind. Ich kann sie unmöglich dort lassen … doch wenn ich sie nach Hause hole, würde ich Aquitanien verlieren und damit mein Standbein in Frankreich. Mein Sohn hat mich ruiniert! Er wollte den Helden spielen, wo er als Herrscher Besonnenheit und Weitsicht hätte zeigen müssen.«
Duke John schilderte bei seiner Rückkehr den Zustand seines Bruders mit erschreckenden Worten, die mich in die Kirche eilen ließen, um für Prince Edward, Joan und ihre Söhne Edward und Richard zu beten.
Trotz seines Alters und der eigenen Gebrechlichkeit begann mein Liebster davon zu sprechen, selbst ein Heer nach Frankreich zu führen, um Aquitanien zurückzugewinnen. Ich hoffte inständig, es würde etwas geschehen, das ihn von diesem Vorhaben abbrächte. Ich hörte ihm zu, ich tröstete ihn, ich betete. Womöglich erfüllte ich die Rolle der Vertrauten und des Schutzschilds schon zu erfolgreich, denn Edward bestand auf meiner Anwesenheit häufiger, als es mir ratsam erschien. So verlangte er, dass ich auch an offiziellen Treffen mit seinen Baronen teilnahm oder wenn er bei Verhandlungen den Vorsitz führte. Ich kam mir bei solchen Gelegenheiten fehl am Platz vor. Außerdem geriet ich dadurch, wie Geoffrey mir zutrug, immer stärker ins Blickfeld der Klatschmäuler, nicht allein am Hof, sondern auch anderswo.
Edwards Stimmung besserte sich vorübergehend angesichts
der bevorstehenden Hochzeit seines Sohnes Lionel, inzwischen Duke of Clarence, mit Violante Visconti, der sagenhaft reichen und den Berichten zufolge auch hübschen Tochter von Galeazzo Visconti, dem Regenten von Pavia. Die Vermählung sollte in Mailand stattfinden.
Doch noch kein Jahr später trauerte Edward sowohl über seine geliebte Schwiegertochter Blanche of Lancaster als auch über seinen Sohn Lionel, der nur zehn Monate nach seiner Hochzeit ebenso wie Blanche in der Blüte seiner Jahre von einer Krankheit dahingerafft wurde.
»Sind wir verdammt?« Oft schreckte Edward mitten in der Nacht mit dieser Frage auf den Lippen hoch. Dann sprach ich ihm Mut zu, schenkte ihm Wein ein und rieb seine Schläfen. Manchmal liebten
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