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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Er ist mein Sohn!« Natürlich hatte ich gewusst, dass John wahrscheinlich bei den Percys aufwachsen würde. Aber ihn mit der Vorstellung zu ängstigen, er könnte während meiner Abwesenheit einfach mitgenommen werden, war unverzeihlich. Es hielt mich nicht länger auf meinem Stuhl, und wütend begann ich auf und ab zu gehen, wobei ich mir mit einer Hand den Bauch hielt.
    »Seid vorsichtig«, sagte Gwen und legte eine weiche Wolldecke um meine Schultern.
    »Ich dachte nicht, dass sie ihn uns schon so bald wegnehmen würden.« Dame Agnes tupfte sich die Augen. Seit Großvaters Tod war meine kleine Familie ihre Wonne und ihr Beistand geworden, deren Wohl nun all ihre Näharbeiten und Sorgen galten.
    »Ich hätte euch warnen können, wäre mir dieser frühe Termin bekannt gewesen. Und John hätte ich darauf vorbereiten können.« Verschlimmert wurde alles noch durch die Tatsache, dass ich für Baron Henry Percy nichts übrighatte und ihm nicht über den Weg traute. Er wirkte auf mich wie ein Mann, der unerbittlich nur den Vorteil seiner eigenen Familie verfolgte, selbst wenn andere dabei zugrunde gingen. Seine unverhohlene Missachtung sowohl meiner Gefühle als auch der von John bewiesen diese Haltung einmal mehr. Doch Edward vertraute Percy.
    »Es liegt doch nicht in Eurer Macht, über Euer Leben zu bestimmen, Alice, habe ich Recht?«, meinte Nan. So alt und gebrechlich sie auch sein mochte, sie erkannte noch immer klarer als jeder andere, den ich kannte, was sie vor sich sah.
    »Welche Frau hat diese Macht schon?«, fragte Dame Agnes.
    »Aber vermutlich ist es für die Mätresse des Königs besonders schwer«, sagte Nan. »Stimmt das nicht, Alice?«
    Ihre Worte riefen mir in Erinnerung, wie verbittert ich bei meiner ersten Ankunft am Hofe gewesen war, wie sehr ich mich als unmündiges Kind behandelt gefühlt hatte.
    »Es stimmt. Ich erteile dem Gesinde Anweisungen, lebe in den prachtvollsten Häusern, besitze und verwalte Grundstücke und weiß mich geliebt vom König – es könnte den Eindruck machen, als hätte ich alles. Doch ich zahle dafür den Preis, nicht über mein eigenes Leben bestimmen zu können. Der König befiehlt, und ich gehorche.«
    »Wenn es um die Zukunft ihrer Söhne geht, haben Frauen
nur selten etwas zu sagen«, beschwichtigte mich Dame Agnes. »Und viele der reicheren Kaufmannsfamilien schicken ihre Söhne fort, damit sie in Häusern mit nützlichen Beziehungen aufwachsen. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass wir den kleinen John de Southery in London aufziehen könnten, aber ich fand es schrecklich, in welchem Ausmaß der hochmütige Baron Percy und seine überheblichen Frauen die Kinder einschüchterten.«
    Nach einer unruhigen Nacht erkundigte ich mich bei Bella nach dem Vorfall.
    »Sie haben John Angst eingejagt, ihn hochgehoben und gefragt, ob er gerne bei ihnen wohnen würde. Und dann unterhielten sie sich über sein Aussehen, seine Sprache und sein Benehmen, als ob sie dachten, er würde sie nicht verstehen. Er glaubte schon, sie wollten ihn stehlen. Wenn er nachts aufwacht und Betys oder mich nicht sieht, dann weint er noch immer.«
    Als ich meinen Sohn nach den Percys fragte, ballte er seine kleinen Fäuste, um sich zu wappnen, und nannte sie hochnäsig und unhöflich. Aber seine Unterlippe verriet seine Erregung, und dann flossen auch schon die Tränen. Ich drückte ihn an mich und versicherte ihm, wie sehr ich und sein Vater ihn liebten.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Edward in eine solche Behandlung seines Sohnes eingewilligt hätte, und ließ in der Annahme, er werde mir beipflichten, all meinen Zorn und meine Verbitterung in einen Brief an ihn fließen, den ich mit meinem Siegel verschloss. Ich schickte einen Boten zu ihm nach Westminster, bevor sich Zweifel bei mir regen konnten, ob ich überhaupt das Recht hatte, irgendetwas für meinen Sohn einzufordern. Dann hoffte ich, die Angelegenheit einstweilen vergessen und mein Wiedersehen mit den Kindern genießen zu können. Dies setzte natürlich die Mitwirkung
von Nan und Dame Agnes voraus, die beide nur höchst ungern ihre Verärgerung zum Verstummen brachten, indes auch beide wussten, dass es den Umgang mit einer Frau in meinem Zustand erleichterte, wenn sie ihren Willen bekam.
    Besonderes Vergnügen bereitete es mir in jener Zeit, mich nachmittags mit meinem Sohn hinzulegen. Es begann eines Nachmittags während eines seiner Wutanfälle, die denen von Bella ähnelten, wenn sie übermüdet gewesen war, aber aus Trotz

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