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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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nicht hatte schlafen wollen. Ich streckte mich auf meinem Bett aus und lud John ein, sich zu mir zu legen. Den Kopf auf meinem Bauch, schmiegte er sich an mich und schlief sofort ein. Mir half die beruhigende Wärme an meiner Seite für eine Weile, all meine Ängste zu vergessen, und schließlich schlief auch ich ein. Am nächsten Tag erwartete er, dass wir uns nach dem Mittagsessen erneut hinlegten, und ich willigte nur allzu gerne ein. Wieder schlummerte er sofort ein, und wieder schlief auch ich. Und so wurde es uns zur festen Gewohnheit.
     
    Eine Woche nach meinem Brief an Edward, in dem ich mich über das Verhalten von Henry Percy und dessen Angehörige beschwert hatte, traf ein Bote des Königs ein, der uns benachrichtigte, dass John, Bella und ich am folgenden Tag in die Stadt zum White Tower gebracht werden würden. King Edward wollte den Kindern gerne die dort gehaltenen exotischen Tiere zeigen, die ihm aus aller Welt zum Geschenk gemacht worden waren – Tiger, Löwen, Affen und viele andere mehr. Ich freute mich für die Kinder und war selbst gespannt auf diesen Besuch. Später jedoch kam ich nicht umhin, mich über die seltsam unpersönliche Antwort von Edward zu wundern, und ich fürchtete schon, er könnte eher über mich als über Percy verärgert sein. Doch ich
war entschlossen, weder aus Dankbarkeit für diesen aufregenden Ausflug noch aus Angst meine Ansichten über das selbstherrliche Auftreten der Familie Percy und vor allem über ihre List, John ausgerechnet während meiner Abwesenheit aufzusuchen, zu ändern.
    Der White Tower war ein mächtiger gemauerter Turm, der umgeben von kleineren Holzbauten in einem Park am Ufer der Themse lag. Hohe, wehrhafte Mauern schlossen das gesamte Gelände ein und behinderten den schönen Ausblick auf den Fluss, den man so nur von den oberen Stockwerken oder vom Wehrgang auf der Mauer aus genießen konnte. Aber im Inneren der Festungsanlage war es wunderschön.
    »Hat man das gebaut, damit die Tiere nicht ausbrechen können?«, fragte John, als wir die innere Wache des Torhauses passierten.
    »Nein, John, dieser Turm wurde schon vor langer Zeit gebaut, um der Königsfamilie in Kriegszeiten Schutz zu gewähren. Die Tiere kamen erst später.«
    In diesem Moment erblickte er seinen Vater. Sofort begann er auf und ab zu springen und mit seinen kurzen Armen zu winken. Edward hatte gerade mit finsterer Miene seinen neben ihm stehenden Sohn Thomas of Woodstock angesehen, doch als er uns und die Faxen seines Jüngsten bemerkte, entspannten sich seine Züge zu einem Ausdruck reinster Vaterliebe, der meinen Ärger bereits ein wenig besänftigte. Auch Thomas kam herüber, um uns kurz zu begrüßen, bevor er wegging, wobei er sich weitaus höflicher verhielt als bei unserer Zusammenkunft an Weihnachten.
    Edward hieß mich mit freundlich leuchtenden Augen willkommen, und ich liebte ihn sehr bei diesem herzlichen Empfang. John suchte lautstark seine Aufmerksamkeit zu erregen. Als er seine Arme ausstreckte und hoffte, jetzt von
seinem Vater, dem König, hochgehoben zu werden, bot der ihm stattdessen seine Hand an.
    »Komm, mein Sohn. Über das Alter, getragen zu werden, bist du bereits hinaus. Wir werden gemeinsam gehen.« Edward streckte auch seine andere Hand aus. »Und Ihr, meine holde Mistress Bella, schließt Euch uns doch bitte an. Wir wollen uns mit dem Aufseher der königlichen Menagerie besprechen!« Er zwinkerte mir zu und schritt in Richtung der unheimlich klingenden Tiergeräusche.
    Ich folgte mit der Kindermagd Betys, die sprachlos die Pracht und Größe des Gebäudes bestaunte.
    Edward bereitete die Begeisterung der Kinder wie immer viel Freude. Er kümmerte sich liebevoll um Bella und John, die beide gebannt die hier gehaltenen Tiere bestaunten. Allerdings griff John lieber nicht in den Käfig, um die Mähne des Löwenmännchens zu berühren, als der Aufseher es ihm anbot. Bella dagegen strich darüber und fand sie kratzig und schmutzig. Edward lachte schallend vor Vergnügen.
    »Du sagst genauso offen, was du denkst, wie deine Mutter. Du wirst die jungen Männer noch ganz schön in Verwirrung stürzen, holde Bella!«
    Ich war froh, dass er sie mit solcher Zuneigung behandelte, denn aufgrund der Ehrfurcht, die sie in seiner Gegenwart stets überfiel, bedeuteten ihr diese Momente mehr als all seine großzügigen Geschenke. Ich erinnerte mich noch gut an jenen Tag in Sheppey, als er mir das Gefühl gab, überhaupt wieder ›beachtet‹ zu werden, und konnte mich

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