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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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»Meine Liebe zu dir hat meine Liebe zu Philippa, meiner Königin, niemals gemindert. Sie war meine Stütze, meine Rettung. Von ihr habe ich gelernt, wie ich die Herzen aller meiner Untertanen gewinne, von den Gemeinen bis zu den Baronen und Bischöfen. Sie schenkte mir herrliche Söhne und feine Töchter, und ich liebte sie von ganzem Herzen. Und jetzt bedeutest du mir alles, Alice.«
    »Und du mir, Edward.« Ich war in keinster Weise eifersüchtig wegen dieser Liebeserklärung an seine Königin. Ich würde niemals ihren Platz einnehmen können, keine würde das. Mir genügte es, jetzt seine Liebe zu besitzen.
    Dieses Gefühl eines tiefen Bunds mit Edward, das Gefühl, ihm Trost und Zuflucht zu spenden, wie er sie zugleich mir spendete, war etwas, an dem ich mich in den folgenden Monaten und Jahren immer dann festhielt, wenn das gesamte Königreich unsere Liebe zu verdammen schien und sie als solche nicht anerkennen wollte. Ich wünschte mir so sehr, ihnen unsere Aufrichtigkeit irgendwie beweisen zu können, aber wie sich etwas Derartiges ›beweisen‹ ließ, wusste ich nicht.
    Ich war fest davon überzeugt, in dieser Nacht ein Kind empfangen zu haben, und ich war froh darüber. Ich tat Gwens Bedenken ab und gab ihrem Drängen nicht nach, die gewohnte Zaubermixtur zu trinken, um aufzuhalten, was seinen Anfang genommen haben mochte. Sollte Gott mir die Gnade erwiesen haben, von dieser Nacht der Liebe
und Harmonie schwanger geworden zu sein, dann empfand ich nur Freude und Dankbarkeit darüber, schon bald wieder das ungeheuer persönliche und wunderbare Gefühl eines wachsenden Lebens in meinem Leib zu spüren.
    Meine Ahnung sollte sich bestätigen, und meine Welt erstrahlte in Glück. Dankbar genoss ich all die Schönheit, die mich umgab, fand Trost in den Kapellen der Residenzen, in denen ich mit Edward wohnte, und labte mich an seiner Freude über unser nächstes Kind.
    Weihnachten war die schwierigste Zeit. John, Duke of Lancaster, kam zu uns nach King’s Langley, ebenso wie Edwards jüngste Söhne Edmund und Thomas. Wenn ich mit ihnen an der Tafel im Rittersaal oder in Edwards Gemach saß, fühlte ich mich wie eine Schwindlerin, eine Thronräuberin. Mit den beiden jüngsten Söhnen war ich zu Philippas Lebzeiten nur selten zusammengetroffen. John begrüßte mich freundlich, Edmund und Thomas hingegen verübelten mir meine Anwesenheit und versuchten erst gar nicht, ihre Empfindungen zu verbergen. Thomas hatte mich selten in Edwards Begleitung erlebt. Bis zum Tode seiner Mutter hatte er mich stets nur als eine ihrer Hofdamen betrachtet, obwohl er den Klatsch über Edward und mich gewiss gehört hatte. Mit sechzehn Jahren hatte er seine Gefühle noch weniger im Griff als sein älterer Bruder, daher waren sein Verhalten und sein Ton mir gegenüber am verletzendsten. So achtete er darauf, dass ich hören musste, wie er Edmund erzählte, er freue sich schon darauf, wenn sein Vater wieder heiraten und ich ohne viel Federlesens aus seinem Bett und Haus geworfen würde.
    Noch schlimmer für mich war, dass Bella und mein Sohn John nicht eingeladen waren und die Festtage daher mit Dame Agnes, einer gebrechlicher werdenden Nan und der neuen Kindermagd Betys verbringen mussten.
    Die Beisetzung von Queen Philippa rettete mich aus dieser unangenehmen Atmosphäre. Ihr Begräbnis war verschoben worden, bis alle Vorkehrungen in der Abtei abgeschlossen und die Advents – und Weihnachtsfeiertage vorüber waren. Als der Trauerzug, der ihren Sarg nach Westminster begleiten sollte, nun von King’s Langley aufbrach, wurde mir gestattet, mich nach London zurückzuziehen. Richard Stury und William Latimer, ein neuer Mann in Edwards Gefolge, eskortierten mich.
    Mein John war inzwischen fünf Jahre alt und begrüßte mich mit einer solch tränenreichen Freude, dass es mir vor Rührung die Sprache verschlug. Umarmungen und Küsse mussten in diesem Moment genügen. Bella wartete rücksichtsvoll, bis die Reihe an sie kam, und warf sich dann ebenfalls in meine Arme.
    An diesem Abend trank ich mit Nan, Großmutter und Gwen in meiner Kammer noch etwas Würzwein, bevor wir alle zu Bett gingen, und dabei erfuhr ich, dass Baron Henry Percy mit einigen weiblichen Angehörigen zu Besuch gewesen war, um festzulegen, in welchem Haus seiner Familie John am besten aufgenommen würde. Edward hatte mir nichts davon erzählt und entsprechend zornig fiel meine erste Reaktion aus.
    »Wie können sie es wagen, hier ohne mein Einverständnis zu erscheinen?

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