Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Farbschattierungen – gold, rot und braun. Es wechselt mit jeder Bewegung.«
Ich fragte sie, wie lange sie schon für meine Großmutter arbeitete.
»Ich arbeite nicht für Dame Agnes, Mistress Alice. Ich arbeite für Master Janyn Perrers. Ich bin erst seit ein paar Tagen hier, um dieses Zimmer für Euch vorzubereiten und mit den Näharbeiten für Eure Untergewänder zu beginnen.«
An die Möglichkeit, sie könnte gar nicht zum Hausgesinde zählen, hatte ich überhaupt nicht gedacht. »Wie lange arbeitest du denn schon für Master Janyn?«
»An Michaeli werden es zwei Jahre, Mistress. Ich war Küchenmädchen, und er sagte mir, ich könnte Kammerjungfer werden, wenn ich mich stets sauber und ordentlich zeige und wenn ich lerne, feine Handarbeiten zu verrichten, und wenn ich darauf achte, wie vornehme Leute sich anziehen und wie sie bedient werden möchten.«
Ich hatte mich umgedreht, um zu ihr hochzusehen, und dabei auf ihrem schlichten, doch liebenswerten Gesicht einen Ausdruck solcher Dankbarkeit ausgemacht, dass ich rasch meinen Blick wieder abwandte, damit sie nicht bemerkte, wie tief ich ihre Empfindungen hatte durchschauen können. Dies ist eine kluge Entscheidung von Janyn gewesen, dachte ich.
»Wie alt bist du?«
»Siebzehn, Mistress.«
Älter als ich. Allerdings war sie kleiner und besaß keine nennenswerten fraulichen Formen.
»Wie würdest du diesen Haushalt mit dem von Master Janyn vergleichen?«, fragte ich, begierig darauf, mehr über ihn zu erfahren.
»Es ist still hier, und die Mistress ist so freundlich und geduldig«, sagte sie.
»Das ist sie, ich weiß. Erzähl mir mehr. Unterhält Master Janyn ein sehr lebhaftes Haus?«
»Ein geschäftiges. Wir sind ständig damit beschäftigt, Essen zuzubereiten, Zimmer zu machen und Platz in der Halle zu schaffen. Er bewirtet viele Gäste, Kaufleute und manchmal sogar noch vornehmeren Besuch. Und dann gibt es dort natürlich nur Dame Gertrude, die uns alle beaufsichtigt.«
Sie war mit dem Kämmen meines Haars fertig und beugte
sich nun über meine Kleidertruhe, um meine Untergewänder und Kleider durchzusehen. Mein azurblaues Kleid herausziehend, fragte sie: »Möchtet Ihr dieses hier heute tragen?«
Ich war mir nicht sicher, ob ich mein einziges präsentables Kleid zum Einkaufen anziehen sollte. Aber Großmutter, die mich hätte beraten können, war nicht da. »Ja, das werde ich tragen.« Ich konnte mich ja umziehen, sollte Dame Agnes es missbilligen. »Und wer ist dieser noch vornehmere Besuch?«, fragte ich, um den vielversprechenden Faden unseres Gesprächs nicht abreißen zu lassen. Sie wirkte unschlüssig, aber ich konnte nicht erkennen, ob hinsichtlich meiner Kleiderwahl oder der Frage, ob es angeraten sei, mir zu antworten. »Ich werde schon bald die Herrin seines Hauses sein«, sagte ich.
Sie wandte sich mit einem breiten Lächeln zu mir. »Ich weiß, und ich werde Eure Kammerjungfer sein, wenn Ihr mich nehmen wollt.«
»Werde ich Leute von Adel als Gäste bewirten?«
Ihr Lächeln wurde rasch von einem besorgten Stirnrunzeln abgelöst. »Ich wurde angewiesen, niemals herumzutratschen, wer zu Gast gewesen ist.«
»Ist es denn herumtratschen, wenn du es mir erzählst? Wurdest du nicht eigentlich aus diesem Grund hergeschickt, um meine Kammerjungfer zu sein und mir von meinem künftigen Heim zu berichten? Ich werde heute Stoffe und Schmuck für meine Kleider aussuchen, da sollte ich doch wissen, wie nobel ich mich zu kleiden haben werde.« Fast hätte ich meine Worte zurückgenommen. Ich klang in diesem Moment genau wie meine Mutter, indem ich einfach unterstellte, dass Gwen einfältiger als ich war, und ich dies ausnutzte, um sie zu manipulieren.
Aber Gwens Miene hellte sich auf, und sie beugte sich
dicht zu mir, um zu flüstern: »Zweimal hat die Königinmutter, die alte Queen, schon in unsrer Halle diniert.«
»Die Königinmutter? Isabella von Frankreich?«
Gwen nickte mit weit aufgerissenen Augen. »Wunderschön war sie, egal, wie alt sie auch sein mag.«
»Wie kam sie dazu, mit Master Janyn zu Abend zu essen?«
»Und mit seinen Eltern«, sagte Gwen. »Sie scheinen alle schon alte Freunde zu sein.«
Mein Magen zog sich vor Aufregung zusammen. Ich war noch nie einem Mitglied des königlichen Hofs begegnet. Und besonders vielen Adligen eigentlich auch nicht. Die Dame eines Hauses zu sein, das Isabella von Frankreich, die Mutter des Königs, als Gast bewirtet – lag darin vielleicht die Ursache für Mutters Wut? War sie neidisch
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