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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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einmal begegnet?«, fragte ich in der Hoffnung, mehr über ihre Ansichten in Erfahrung zu bringen.
    »Nein. Aber kurz nach meiner Heirat begleitete ich meinen Vater, als er mit unserer geliebten Queen Philippa sprach. Sie ist ein Segen für dieses Königreich, eine würdevolle, gutherzige Edelfrau, die von allen geliebt wird, die ihr begegnen.« Ihr Gesichtsausdruck hatte an Härte gewonnen. In den Augen meiner Großmutter lag nun ein Funkeln, und ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton bekommen, selbst während sie noch lächelte und solch freundliche Dinge über die herrschende Queen erzählte. Meine Verwirrung muss offenkundig gewesen sein, denn Großmutter meinte kopfschüttelnd: »Über die einstige Königin hat man derlei nie sagen können. Über ihre Schmach weißt du doch Bescheid, oder? Dass sie zu Felde gezogen ist gegen den eigenen Gemahl, den heiligen, gesalbten König?«
    Ich wusste, dass die Königinmutter mitunter die ›Wölfin‹ genannt wurde, da sie die Unverfrorenheit besessen hatte, gegen den eigenen Ehemann Krieg zu führen und ihm die Krone zu entreißen. Ihr Liebhaber Roger Mortimer war für seine Beteiligung daran und für die Vorbereitung der heimlichen und höchst grausamen Ermordung ihres Gemahls, des entmachteten Königs, hingerichtet worden. Isabella hingegen hatte man lediglich für ein paar Jahre zunächst nach Berkhampstead Castle und später nach Castle Rising verbracht, einem komfortablen Anwesen, auf dem sie inzwischen wieder uneingeschränkt Gäste empfangen durfte. Und ganz offensichtlich konnte sie auch nach London reisen und mit meinem zukünftigen Gemahl speisen.
    »Aber das Volk unterstützte sie doch darin, ihren Sohn – des Königs Sohn – auf den Thron zu setzen«, sagte ich.
    Großmutter presste ihre Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich werde nichts weiter über sie sagen. Es wird deinem Gemahl überlassen bleiben, dir so von ihr zu erzählen, wie er sie kennt.«
    Ich hielt es für das Beste, zu dem Punkt zurückzukehren, der mir am meisten Sorgen bereitete, und Großmutter lieber nicht noch weiter mit Nachfragen über die ehemalige Queen zu reizen, eine Frau, deren Haltung sie eindeutig nicht billigte.
    »Ich mag Gwen, Dame Agnes. Ich möchte ihr keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn sie meine Kammerjungfer werden soll, muss sie doch alle meine Fragen beantworten, oder?« Ich hätte mir durchaus vorstellen können, ein anderes Mädchen als Kammerjungfer zu haben, aber mich quälte, dass ihre Indiskretion auf meinem Fehler beruhte, mein Werk war.
    »Beruhige dich, Alice. Ich muss mir die Sache überlegen.« Dame Agnes stand eine ganze Weile am Fenster und blickte hinaus.
    Ich wollte sie fragen, wie gut sie Janyn kenne, aber mir fiel kein Weg ein, der nicht unhöflich geklungen hätte. Ich wollte keine Spannungen zwischen uns. Ich hatte die Liebe und das Vertrauen von Dame Agnes dringend nötig.
    Ich befühlte den roten Brokat. »Er ist so wunderschön. Eines Tages werde ich vielleicht auch ein rotes Kleid haben.«
    Dame Agnes wirbelte plötzlich herum und strahlte wieder über das ganze Gesicht. »Und das sollst du auch, mein Liebchen. Ich habe da etwas ganz Herrliches, das ich dir zeigen muss.« Sie bedeutete mir mit erhobenem Zeigefinger zu warten und eilte aus dem Zimmer. Während ich wartete, betastete ich die verschiedenen Stoffe, die wir ausgesucht hatten, und stellte mir die Kleider vor, die daraus entstehen
würden. Kurze Zeit später kehrte Dame Agnes zurück zusammen mit Gwen, die ein in ungebleichte Leinwand geschnürtes Bündel trug. Gwen legte das Paket auf den kleinen Tisch, an dem wir gesessen hatten, nickte uns beiden zu – wobei ich bemerkte, dass ihre Augen verquollen waren, so als hätte sie geweint – und verließ den Raum. Ich war davon überzeugt, dass sie ausgeschimpft worden war.
    »Öffne es«, sagte Großmutter. »Es ist ein Geschenk deines Verlobten.«
    »Noch eins?« In meiner Bestürzung über Gwen begann ich ungeschickt an der Schnur zu nesteln, löste aber endlich doch den Knoten und schlug die Verpackung zurück. Zum Vorschein kam ein Ballen blutroten Tuchs, von weitaus intensiverer, dunklerer Farbe als der hübsche Brokatstoff. »Oh, Dame Agnes, welch gewagtes Karminrot! Ist es etwa in Kermes gefärbt?« Dabei handelte es sich um ein kostbares Färbemittel, das aus Schildläusen gewonnen wurde.
    »Das ist es, Alice.«
    Ich hob eine Ecke und hielt sie an meine Wange. »So weich!«
    »Ich gebe zu, ich konnte nicht

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