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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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schob Mary behutsam von meinem Schoß, stand auf und strich meinen Rock glatt. So in der Rolle einer ausgleichenden Vermittlerin kam ich mir sonderbar erwachsen vor. Wie rasch ich doch meine Kindheit bereits abstreifte. Für entsetzte Grübeleien fehlte mir indes die Zeit, da Vater mir ungeduldig zunickte und wir nach draußen eilten. Ein Bedienter folgte mit meinen Habseligkeiten.
    Als wir den Platz überquerten, fragte ich, ob ich noch einmal in der Kirche vorbeischauen könne, um dort zur Heiligen Jungfrau zu beten.
    Vater seufzte ungehalten. »Ich muss mich heute noch mit Kunden treffen, Alice. Zum Trödeln haben wir keine Zeit. Vielleicht werden meine Eltern dich ja später in die Kirche begleiten.« Er griff nach meiner Hand.
    Ich wich zurück, außerhalb seiner Reichweite und hielt an. Nun war er gezwungen, sich umzudrehen und nachzusehen, worin das Problem bestand.
    »Ihr könnt es kaum erwarten, mich loszuwerden«, sagte ich. Eigentlich hatte ich meine Zunge im Zaum halten wollen, aber seine Weigerung, einen Zwischenhalt in der Kirche einzulegen, war einfach zu viel. »Ich habe Janyns Hand gewonnen, wie es Euer Wunsch war, und jetzt werde ich bestraft. Warum?«
    Er blickte sich um, ob uns jemand hören konnte. Offenbar sah er keine bedenklichen Zeugen, denn er tadelte mich nicht und erklärte auch nicht, dass er diese Frage nicht beantworten würde. »Ich beschwöre dich, Tochter, glaube mir, dass ich dies nur tue, damit du es einfacher hast und du deine Vorbereitungen auf die Hochzeit genießen kannst. Ich habe allein dein Glück im Sinn, mein Kind.«
    »Dies war gar nicht Mutters Wunsch?«
    Vater drehte seine Handfläche nach oben, hob die Arme und sackte ein wenig in sich zusammen. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Trauer und grenzenloser Erschöpfung. »Du hast gefragt, warum sie so verärgert ist. Ihre Verärgerung gilt dem Leben, Alice, nicht dir. Sie braucht deine Gebete.«
    Ich war jung, ich war verletzt, ich war verängstigt, und seine Antwort klang nach Ablenkung, nicht nach Ehrlichkeit. Aber ich drang nicht weiter in ihn.
    »Kommt«, sagte ich, »meine Großeltern warten auf mich.« Ich ging wieder los und Vater fiel neben mir in meinen Schritt. Er heuchelte, gab klein bei, das merkte ich ihm an, und dafür verachtete ich ihn. Bei mir lagen ungestüme Gefühle blank, die ich nur schemenhaft begriff.
    Großvater begrüßte uns und schickte mich dann in den Garten zu Großmutter, während er noch mit Vater sprach.
    Ich traf Dame Agnes, wie sie von mir gerne genannt werden wollte, im Küchengarten kniend an, wo sie Setzlinge trennte. Sie liebte es, sich selbst um ihren Garten zu kümmern. »Hände, die den Erdboden in all seinen Stimmungen kennen, haben Gottes Weisheit erfahren«, sagte sie immer. Allerdings trug sie stets zum Schutz teure Handschuhe, außerdem ein grobes Kleid, das sie vor ihrer Rückkehr ins Haus wieder gegen ihre elegantere Alltagskleidung austauschte, wozu ihr eine geflochtene Hütte versteckt hinter einer Hecke diente.
    »Sprich ruhig, während ich noch diese Arbeit beende «, sagte sie. »Es dauert nicht mehr lang. Anschließend können wir anfangen, unsere Pläne für die nächsten Wochen zu schmieden. Aber sprich einstweilen nur von simplen Dingen.«
    Ich erzählte ihr von meiner Stute.
    Sie setzte sich auf ihre Fersen, klopfte Erde von ihren Handschuhen und nickte mit einem zufriedenen Ausdruck auf ihrem breiten Gesicht.
    »Ich habe deinem Vater gesagt, dass Janyn Perrers dich schon richtig zu behandeln wissen würde, und es freut mich, zu hören, dass ich Recht hatte. Du hättest schon lange das Reiten aufnehmen sollen. Und zwar im Herrensitz. Das kräftigt die Beine und wird dir helfen, deine Kinder ohne all das Getue auf die Welt zu bringen, das deine Mutter immer darum gemacht hat.«
    Pferde und Kindsbett? Offenbar war ich doch unwissender, als ich gedacht hatte. Ich hatte Tiergeburten erlebt und wusste, dass die Kinder zwischen den Hinterbeinen herauskamen, daher begriff ich, wo hier eine Verbindung bestehen konnte. Aber wozu kräftigen?
    »Frauen sitzen doch in Geburtsstühlen, oder? Warum müssen dann meine Beine kräftig sein?«
    Dame Agnes sah mich einen Moment nachdenklich an
und sagte dann, während sie begann, ihre Gartengeräte einzusammeln: »Um das Gewicht des Kindes zu tragen, Alice. Und jetzt komm, ich möchte meinen Sohn noch begrüßen, bevor er wieder davoneilt.«
    Als Großmutter später am Abend in die hübsche kleine Kammer trat, die sie für

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