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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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mich zurechtgemacht hatte, um nachzusehen, ob ich noch etwas benötigte, fühlte ich mich miserabel. Meine Großeltern hatten es zwar nicht daran fehlen lassen, mir zu zeigen, wie herzlich willkommen ich war und wie sehr sie mich mochten, aber dennoch vermisste ich Mary, Will, John und Nan, ja, sogar Vater. Dieser hübsche Raum war mir fremd, die Kissen rochen nach anderen Menschen, nicht nach mir. Natürlich wusste ich, wie dankbar ich sein sollte dafür, mehrere Kissen zur Auswahl zu haben, alle mit schönem, weichem Leinen bezogen, und das war ich auch. Aber wie bequem auch immer das Bett sein mochte, ich hatte das Gefühl, weit weg von allem mir Gewohnten zu sein.
    »Könntet Ihr einen Moment bleiben und Euch mit mir unterhalten, Dame Agnes?«, bat ich.
    »Morgen, mein Kind. Du brauchst deinen Schlaf, und ich brauche ihn auch. Morgen werden wir uns dann Stoffe und Schmuck für deine neuen Kleider ansehen. Vielleicht auch Leder für Schuhe.«
    »Mein Freund Geoffrey Chaucer ist für kurze Zeit zu Hause. Dürfte er mich hier besuchen?«
    »Aber natürlich, meine Liebe. Lass ihm morgen eine Nachricht zukommen und lade ihn für einen der nächsten Tage zum Essen ein, wenn du magst.«
    »Vielen Dank, Dame Agnes.«
    Sie lächelte, küsste mich auf die Stirn und zog die Decke bis unter mein Kinn. »Schlaf gut, meine Hübsche.«
    »Möge Gott Euch segnen und beschützen«, flüsterte ich.
Lauter wagte ich nicht zu sprechen, da ich den Tränen nahe war und sie es offenkundig nicht wünschte, noch länger an meinem Bett bleiben zu müssen.
    Sie umarmte mich noch einmal. »Möge er auch dich segnen und beschützen, liebe Alice.« Sie richtete sich auf und sah sich in dem kleinen Raum um. »Überleg doch nur, wie viel größer dein Schlafgemach sein wird, wenn du verheiratet bist. Janyn Perrers wird dir ein guter Ehemann sein.« Mit einem zufriedenen Seufzer schlüpfte sie aus der Tür.
    Ich wälzte mich eine Weile herum, ohne es mir so recht angenehm machen zu können. Mir war keineswegs kalt, Decken hatte ich mehr als genug, aber ich fühlte mich entblößt, ungeschützt. So viele Jahre hatte ich erst mit Nan, dann mit Nan und Mary zusammen geschlafen. Jetzt lag ich alleine in einem Bett, das kaum schmaler war als das, das wir uns zu dritt geteilt hatten. Ich kam auf die Idee, ein Kissen zu umschlingen. Das half, und ich schlief ein.
    Als ich erwachte, sang Großmutter im Nebenraum einen Kirchenchoral zu Ehren der Jungfrau Maria. Ihr schöner Gesang hob meine Stimmung, und der Schmerz und die Einsamkeit des Vortags verschwanden.
    Erst jetzt kam mir in den Sinn, was sie für heute geplant hatte – wir werden uns Stoffe und Schmuck für deine neuen Kleider ansehen. Ich hatte gar nicht begriffen, dass ich neue Kleider bekommen sollte. Meine eigenen Kleider. Während ich noch dalag und über diese herrliche Aussicht nachdachte, kratzte ein Dienstmädchen draußen vor der Kammer am Türbehang.
    »Ich habe Euch zum Morgenmahl etwas warmen Cider und einen kleinen Laib Brot gebracht, Mistress Alice «, rief sie.
    Ich bat sie herein. »Aber es war doch nicht nötig, dies hier heraufzubringen«, sagte ich. Noch nie war mir das Essen im Bett serviert worden, sofern ich nicht ernsthaft krank war.
    Sie stellte die Tasse und das Brot neben mir auf einen kleinen Schemel und sah sich dann im Raum um. »Ich bin Gwen, Mistress Alice. Ich bin Euer Mädchen. Habt Ihr alles, was Ihr benötigt?«
    »Ich habe keinen Kamm«, sagte ich. Das war mir gestern Abend aufgefallen. Ich hatte noch nie einen eigenen gebraucht.
    Ihr freundliches Gesicht strahlte. »Ich werde einen mitbringen, wenn ich gleich komme, um Euch beim Anziehen zu helfen.« Mit einer kurzen Verbeugung verschwand sie.
    Ich zog den Schemel zu dem kleinen Fenster hinüber und öffnete die Läden. Die Sonne strömte herein, und beim Essen beobachtete ich einen Vogel, der auf dem Dach des Nachbarhauses herumhüpfte. Ich war glücklich, einfach nur glücklich.
    Kurz darauf kehrte Gwen mit einem Kamm zurück, dessen Griffplatte aus Eiche und dessen Zähne aus Knochen gefertigt waren. Er wirkte schlicht, aber die Zinken waren vollständig und bemerkenswert gerade.
    »Soll ich Euch das Haar kämmen, Mistress Alice?«
    Selbst wenn sie nicht so diensteifrig geklungen hätte, wäre meine Antwort wohl ja gewesen, da ich es immer geliebt habe, mich kämmen zu lassen. Sie ging behutsam und gründlich zu Werke und machte mir Komplimente, wie dicht und geschmeidig mein Haar war.
    »Und so schöne

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