Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Seine engsten Vertrauten bemerkten tatsächlich voller Erleichterung die Fortschritte, die seine Gesundheit und sein Auftreten gemacht hatten, und einige besaßen sogar den Anstand, mir für meinen Beitrag zu diesem Wandel zu danken.
Geoffrey beglückwünschte mich zu meiner langen Abwesenheit vom Hof, die ausgereicht habe, mich bei den Klatschmäulern in Vergessenheit zu bringen. »Es wird zwar viel getuschelt darüber, dass dein Sohn jetzt für eine feste
Bindung zwischen dem Hause Percy und dem König sorgt, aber dabei wird nie dein Name erwähnt. Gesagt wird bloß, dass John de Southery, der Bastard des Königs, im Hause des Barons Henry Percy aufwachsen werde. Mit seiner Fähigkeit, noch Söhne zu zeugen, ist es dem König wirklich gelungen, alle zu beeindrucken. Man könnte meinen, dass er nicht nur den Samen dazu beigetragen, sondern den Jungen auch gleich noch selbst auf die Welt gebracht hat! Du wirst in diesem Zusammenhang überhaupt nicht mehr erwähnt. « Als ich nichts erwiderte, bemerkte er meinen bekümmerten Blick. »Erleichtert es dich denn nicht, dass du in Vergessenheit gerätst?«
»Bei den Leuten schon, bei meinem Sohn nicht.«
»Aber du glaubst doch nicht wirklich, dass dies je eintreten wird, oder?«
Ich glaubte es.
An Tagen, an denen mir die Geduld schwand, verübelte ich es Edward, dass er für unseren Sohn allen Verdienst für sich beanspruchte, während er über Joan und Bella kein Wort verlor. Wir stritten uns über meine Bedenken, was Bellas Klostereintritt betraf. Edward befahl mir ungehalten, ich solle aufhören, mir ständig Sorgen zu machen, und endlich ein angemessenes Kloster für sie auswählen. Aber in Wahrheit hätte selbst John, wäre er nicht weit weg außer Gefahr gewesen, Edwards Gleichgültigkeit zu spüren bekommen, denn letztlich störte ihn alles, was ihn meiner völligen Aufmerksamkeit beraubte. Sobald etwas in meinem Leben nicht unmittelbar mit ihm zu tun hatte, kümmerte es ihn nicht im Geringsten.
Oder meistens jedenfalls. So hatte er mir eine schwierige Vormundschaft aufgehalst, von der er hoffte, dass sie später einmal zur Absicherung unseres Sohnes John beitragen könne. Edward hatte seinen Unterkämmerer angewiesen,
mir die Vormundschaft für Mary, die Tochter der verstorbenen Joan de Orby, mitsamt ihrem Besitz zu überschreiben. Joan war die Stiefmutter von Baron Henry Percy gewesen. Solche Vormundschaften stellten für den König traditionell eine rechtlich zulässige Quelle für zusätzliche Einkünfte dar, denn solange die Erben noch minderjährig waren, gingen die Einnahmen aus den Ländereien ebenso an ihn wie die Abgaben für eine etwaige Heiratserlaubnis und andere finanzielle Abmachungen, die im Zusammenhang mit einer Eheschließung getroffen wurden, mit Ausnahme der Mitgift. Es handelte sich um eine einträgliche Vormundschaft, und Edward glaubte zudem, die junge Erbin Mary Percy käme als Gemahlin für unseren John in Frage.
Mir war unwohl bei der Sache, und ich hätte gerne zuerst mit Robert darüber gesprochen, ob sich die Erweiterung seiner Verantwortlichkeiten um einen solch großen Besitz bewältigen ließe. Sorgen bereitete mir zudem die Frage, wie bei Hofe – und auch in der Öffentlichkeit – diese Gunstbezeugung ausgelegt würde. Und obwohl ich es eine Gunstbezeugung nannte, war es im Grunde doch nur eine geschäftliche Übereinkunft, die mir erhebliche Kosten verursachen würde, sollten die Grundstücke tatsächlich so schlecht verwaltet sein, wie es mir zu Ohren gekommen war. Edward wurde jedoch zunehmend ungehalten über meine angebliche ›Wankelmütigkeit‹ und bestand darauf, dass ich das Angebot ohne weitere Widersprüche annehme. Mit welcher Leichtigkeit er mein Geld ausgab! Als ich Robert davon erzählte, versicherte dieser mir, dass er einer solchen Anforderung durchaus gewachsen sei, und es gelang ihm, mich zu beruhigen.
Vielleicht weil er spürte, dass er zu brachial vorgegangen war, versüßte Edward mir die Belastung kurz nach meiner Ankunft in Sheen, indem er mir den Witwensitz und einige
andere Besitzungen de Orbys schenkte. »Zu Ehren der Geburt unserer Tochter Joan.«
Ihretwegen gefiel mir diese Geste, doch es würde sehr kostspielig werden, diese vielen neuen Grundstücke in Ordnung zu bringen.
Unsere Beziehung wurde langsam verworren, meine Rolle darin immer vielschichtiger. Bis zu meiner Rückkehr nach Joans Geburt waren wir ein Liebespaar gewesen und hatten uns gemeinsamen Dingen hingegeben, die wir besonders
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