Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
ich Euch ja nicht in Erinnerung rufen. Vielmehr finde ich es durchaus löblich, mit welchem Eifer Ihr die finanzielle Absicherung Eurer Zukunft und der Eurer Töchter betreibt.« Etwas in seinem Blick und seine angespannte Körperhaltung
schienen mir darauf hinzudeuten, dass er nicht alles aussprach, was er dachte.
»Gibt es sonst noch etwas, das Ihr mir raten mögt, Mylord? «
»Nein. Sorgt Euch nicht.«
Seine Worte beruhigten mich tatsächlich. Ungeachtet all meiner Zweifel bestand völlige Klarheit über meine Pflicht. Edward wirkte ebenfalls durch Wykehams Besuch gestärkt.
Zu Weihnachten versammelten sich am Hof alle meine Kinder um mich. Sogar John kam. Edward überschüttete sie mit Geschenken und gewährte ihnen zu meinem größten Wohlgefallen viel Aufmerksamkeit. John ging es offenbar gut bei den Percys, was mich freute, dennoch war ich zugleich glücklich, dass er sich noch immer gerne von mir bemuttern ließ. Ich genoss dieses Weihnachtsfest sehr.
Da das Parlament in diesem Winter zusammentrat, bestand ich darauf, in meinem Londoner Haus und nicht bei Edward in Westminster zu wohnen. Zur Finanzierung seines Kampfs um Aquitanien bedurfte er der Unterstützung der Bürgerschaft, also genau jener Leute, die unsere Verbindung am ehesten verurteilten. Da war es besser, getrennt zu wohnen, während wir mitten unter ihnen lebten, so dass sie sehen konnten, wie ich meinen eigenen Geschäften in London nachging und in meiner eigenen Kirchengemeinde die Messe besuchte.
Großmutter und meine Schwester Mary verwöhnten John und sprachen mir Mut zu angesichts Bellas wachsender Entschlossenheit, ins Kloster einzutreten. Während seines Aufenthalts in Sheen hatte Wykeham verschiedene Klöster vorgeschlagen, von denen St. Helen’s Priory und Barking Abbey am nächsten lagen.
»Barking ist für Hochwohlgeborene«, wandte ich ein.
»Eure Tochter ist das Patenkind einer ehemaligen Königin, Dame Alice, und ihr Halbbruder und ihre Halbschwester stammen vom König ab. Mit einer großzügigen Spende, von deren Bereitstellung Ihr ja bereits gesprochen habt, wäre sie dort gewiss willkommen.«
Er hatte ein Einführungsschreiben für Bella verfasst. An einem tristen Januartag ritten Bella und ich in Begleitung von Robert zur Abtei hinaus. Die Schönheit der Kirche und des Anwesens, verbunden mit der heiteren Gelassenheit der Äbtissin und der Novizinnen, mit denen Bella und ich sprachen, beruhigten mich bereits. Dass dies tatsächlich der richtige Ort für Bella war, erkannte ich allerdings an ihrer Reaktion auf das Kloster. Sie strahlte vor Glück, als sie die Mauern betrat, und stellte ehrfurchtsvoll derart wohlüberlegte Fragen, dass ich begriff, wie viele Gedanken sie sich über diesen Schritt gemacht hatte. Vielleicht war meine Tochter ja einfach weiser als ich.
Beeindruckt betrachtete die Äbtissin meine Tochter mit offenkundigem Wohlgefallen und schlug vor, dass sie ein Jahr bei ihnen leben solle, um festzustellen, ob dies der richtige Weg für sie war. Bella stimmte sofort erfreut zu. Die Äbtissin versicherte mir, dass Dame Agnes und ich sie während dieses Jahres einige Male besuchen könnten.
Mit schwerem Herzen machte ich mich ohne meine Tochter auf den Ritt zurück nach London. Robert versuchte mich abzulenken, indem er von seinen Inspektionsreisen berichtete, die er im Herbst zu meinen Besitzungen unternommen hatte. Seine Freundschaft bedeutete mir viel.
Wie gewöhnlich sollte mein Frieden nicht von langer Dauer sein. Einige Tage später speisten Richard Lyons, Geoffrey und Pippa bei mir, und alle sprachen erregt über die Nachsicht, die gegen den Mörder von Nicholas Sardouche geübt wurde, einem lombardischen Kaufmann, den Janyn vor langer
Zeit gekannt hatte. Mir war der Vorfall, der sich kurz vor Weihnachten in Cheapside zugetragen hatte, nicht bekannt gewesen. Offenbar war Sardouche mit einem Tuchhändler in Streit geraten, der ihm über einhundert Pfund Sterling schuldete. Gemeinsam mit zwei anderen Händlern, die behaupteten, nicht mit ihm bekannt gewesen zu sein, prügelte er Sardouche zu Tode.
»Londoner Händler gegen lombardische Händler – es ist immer die gleiche Geschichte«, sagte Richard. »Selbst meine flämischen Landsleute treffen Schutzmaßnahmen, wenn sie nachts in der Stadt unterwegs sind. Die Londoner Gilden behaupten, der König würde die Ausländer ungerechterweise bevorteilen.«
»Alle drei wurden ohne Strafe auf freien Fuß gesetzt«, sagte Geoffrey.
»Wie kann ein
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