Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
Vom Netzwerk:
ich nicht in meiner aufrechten, stolzen Haltung. Aber auch ich wusste, dass ich nicht in diese Kutsche gehörte.
    Während der gesamten Woche voller Feierlichkeiten spürte ich diese Feindseligkeit, sobald ich an einer Gruppe Bürgerlicher vorbeikam. Niemand fasste mich an, aber das war auch überflüssig. Bereits ihre hasserfüllten Blicke ließen mich zurückschrecken.
    »Mögest du einst mit Freude auf diese glorreichen Tage
zurückblicken, Alice, und dich unsrer Liebe erinnern«, sagte Edward, als wir ein Lanzenstechen verfolgten.
    Ich drückte seine Hand und schenkte ihm mein herzlichstes, glücklichstes Lächeln, denn ich hatte ihn schon seit langem nicht mehr in solch fröhlicher Stimmung erlebt. Ich brachte es einfach nicht über mich, ihm zu gestehen, wie wenig Vergnügen mir dieses Fest bereitete. Dass er nicht begreifen konnte, welch ein Fehler es gewesen war, mich zu seiner Turnierdame zu ernennen, zeugte nur von seinen schwindenden Geisteskräften und der stetig wachsenden Unfähigkeit, zwischen seinen Traumvorstellungen und dem eines Königs angemessenen Verhalten zu unterscheiden.
    Ich fürchtete, Edward könnte unfähig sein, die im Volk gärende Wut über seine Verschwendungssucht noch wahrzunehmen. Er hatte geglaubt, sie alle hinters Licht führen zu können, indem er den Anschein erweckte, er sei noch immer der Sonnenkönig, der ruhmreiche Krieger, der jugendliche und tatkräftige Monarch, und ich, seine ›Konkubine‹, wie ich Geoffrey zufolge von der Mehrheit genannt wurde, obwohl ich eher ›Dirne‹ und ›Metze‹ gehört hatte, sei seine junge und lebensfrohe Königin. Dieser Wunschtraum war geplatzt, genau wie ich es befürchtet hatte.
    Einst hatte Princess Joan mich mit der Bemerkung verschreckt, ich sähe aus wie eine Königin. Geoffrey hatte mich gewarnt, dass die Leute es missbilligten, wenn ich Philippas Juwelen trug. Aber dies hier … dies musste noch weitaus anmaßender wirken. Ich wusste noch, wie er mich vor langer Zeit einmal mahnend an jene erinnerte, die Opfer ihrer eigenen Schwäche für schönen Putz und eitlen Glanz würden.
    Doch wann hatte ich je die Wahl, anders zu sein, als ich war?
    Als wir uns einen Tag nach dem Turnier von der Festtafel zurückzogen, hörte ich, wie ein junger Geistlicher einer hübschen Tischmagd die Namen wiedergab, mit denen die Londoner mich bedacht hatten. Edwards Kopf schnellte herum. Ich griff nach seinem Ellbogen und rief nach seinem Knappen.
    »Verleumder! Verräter!«, rief Edward, riss sich mit altgewohnter Kraft von mir los und ohrfeigte den Priester. Ich hatte ihn noch nie einen seiner Untergebenen schlagen sehen.
    Rasch traten Richard Stury und Bischof Wykeham dazwischen. Stury packte den Arm des wimmernden Geistlichen, und Wykeham stellte den törichten jungen Mann in einem Ton zur Rede, der die dazueilenden Hofbedienten beruhigte.
    »Kommt, Eure Hoheit. Überlassen wir das Gesindel seiner verdienten Strafpredigt«, murmelte ich, während wir von Wachleuten umringt wurden, die uns zu den Gemächern des Königs eskortierten.
    Als wir uns wohlbehalten hinter geschlossenen Türen befanden, küsste Edward meine Hände und nahm mich in seine zitternden Arme. »Sie kennen dich nicht, Alice, sonst würden sie dich nicht so schmähen.«
    »Deine Liebe ist alles, was ich brauche«, sagte ich leise, da ich seine Aufregung spürte.
    Nach diesem Vorfall legte er sich hin und blieb mehrere Tage im Bett.
    »Ich muss weg vom Hof«, erzählte ich Geoffrey.
    »Vielleicht nach Fair Meadow«, sagte er. »In der Stadt ist es jetzt für dich am schlimmsten. Die Leute behaupten, du selbst hättest darauf bestanden, als Edwards Königin am Festzug teilzunehmen.«
    Kein Fürsprecher verteidigte mich gegen solche Anschuldigungen, denn wer hätte dies schon tun können außer dem
König, und der war unfähig dazu, kümmerte sich längst schon nicht mehr um die Stimmung der Menge.
    Am Ende blieb ich auf sein Drängen hin an seiner Seite, obwohl ich mir am Hof wie eine Aussätzige vorkam. Alle Blicke lagen auf mir, verfolgten mich abschätzig, und jeder ging mir aus dem Weg. Joan pflichtete mir bei, dass es eine heikle Entscheidung gewesen sei, mich zur Turnierdame zu erklären und mich zum Festzug weitaus prachtvoller einzukleiden als die eigentlich über mir stehenden Höflinge. Allerdings hatte auch sie keinen Versuch unternommen, Edward im Vorfeld von dieser Torheit abzubringen. Ich fragte mich inzwischen, ob sie womöglich nur vorgab, meine Freundin zu

Weitere Kostenlose Bücher