Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
niederkniete und darum betete, Edward möge gesunden und lange genug bei Kräften bleiben, um mir Zeit zu geben, mich auf irgendeine Weise in den Augen der Leute läutern zu können. Törichte Gebete.
Noch in London traf Robert mich eines Abends, als die Kinder bereits im Bett lagen, stumm weinend vor dem niedergebrannten Feuer in der Halle an. Er setzte sich neben mich auf die Bank und legte den Arm um mich. Ich lehnte mich an seine Schulter und atmete in tiefen, bebenden Zügen. Mit seiner freien Hand strich er mir übers Haar, und ob er die Worte nun tatsächlich aussprach oder ich sie nur seinem Herzschlag ablauschen konnte, ich hörte jedenfalls seine leise Versicherung, dass alles gut werden würde, dass Edward keine liebevollere Gefährtin für seine letzten Jahre hätte finden können, dass ich noch immer jung war und mich wieder
verlieben würde. Ich spürte, wie für eine Weile mein Körper und mein Geist allem Kummer enthoben waren.
Als ich wieder gleichmäßig und ruhig atmete, zog Robert seinen Arm fort und erhob sich. »Kommt«, sagte er. »Gwen erwartet Euch oben.« Er streckte seine Hand aus.
Ich stand auf und schmiegte mich in seine Arme.
»Gott hatte mein Wohlergehen im Blick, als er Euch in mein Leben treten ließ, Robert«, flüsterte ich. »Ihr seid mein Anker und meine Zuflucht.« Früher einmal war Edward mein Anker gewesen, aber diese Tage waren lange vorüber. Ich blieb weiter an ihn gefesselt durch das Band der gemeinsamen Erinnerungen und die Ansprüche, die seine Söhne an mich stellten. Doch inzwischen war es Robert, dem all mein Verlangen galt. Zunächst hatte ich ihn gebraucht, dann ihm vertraut, und jetzt liebte ich ihn.
»Ich werde immer für Euch da sein, Euch Halt geben und Trost zusprechen«, versprach er.
III-5
»Mylords, wir haben Euch und der gesamten Parlamentsversammlung mannigfache Übertretungen und Abpressungen, begangen von verschiedenen Leuten, ausgewiesen, und wir haben keinerlei Abhilfe erfahren. Auch ist niemand um den König, der ihm die Wahrheit zu sagen gewillt ist oder ihn treulich und vorteilhaft berät, vielmehr spotten und höhnen sie nur und wirken zu ihrem eigenen Gewinnst. Also erklären wir Euch, dass wir nichts weiter sagen werden, bis all jene, die um den König sind, alle die unredlichen Männer und böswilligen Berater, aus des Königs Nähe entfernt und vertrieben sind, und bis unser Herrscher der König neue Männer zu seinen Beratern ernennt, die sich nicht ängstlich scheuen, die Wahrheit zu sagen, und mit denen Reformen auch durchgesetzt werden. « 1
Ich blieb während Edwards langer Krankenzeit an seiner Seite und ließ nur gelegentlich Joan und Jane kommen, um in ihrer Gesellschaft neue Kraft zu schöpfen. Es ging mir gleich besser, wenn ich die Orte, an denen wir wohnten, durch die entdeckungsfreudigen Augen meiner Kinder neu erlebte, wenn ihr Lachen und ihre verzückten Aufschreie
durch die Flure hallten oder durch die Fenster zu mir hereindrangen. Meine süßen Kleinen verhielten sich mir gegenüber sehr anhänglich, blieben jedoch auf Distanz zu ihrem Vater, der sie meist für die kleinen Mädchen eines anderen hielt.
Dass John unser Sohn war, vergaß Edward hingegen nie. Bei unserem Treffen anlässlich der Turniertage von Smithfield hatte John seinen Vater mit großer Herzlichkeit begrüßt. Mit mir hatte er sich zwar auch höflich unterhalten, war aber vergleichsweise kühl geblieben. Natürlich war es leicht nachvollziehbar, dass ihn vor allem die Begegnung mit seinem Vater, dem König von England, beeindrucken und mit Stolz erfüllen würde, außerdem stand ein Junge gewöhnlich seinem Vater eben näher als seiner Mutter. Gleichwohl hatte ich gehofft, er würde sich daran erinnern, wie gerne er sich mit mir an jenen träge verbummelten Nachmittagen hingelegt und den von mir für ihn ersonnenen Geschichten gelauscht hatte. Seit er im Haus der Percys lebte, hatte ich ihn nur noch zu offiziellen Anlässen oder Weihnachten gesehen, und mit der Zeit waren wir uns fremd geworden. Bekannte versicherten mir zwar, so verhielte es sich nun einmal mit Jungen in diesem Alter, doch ich hegte die Befürchtung, dass ihn der Percy-Clan gegen mich aufhetzte, und hoffte zugleich inständig, mich darin zu irren. Er war inzwischen ein hübscher Junge geworden, der sehr seinem Vater ähnelte. Edward hatte ihn stolz seinen Onkeln, Tanten und Cousins vorgestellt und dabei verkündet: »Unverkennbar ein Plantagenet, wie?«
Geoffrey konnte meine
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