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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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brauche dich, Alice. Du ergänzt mich perfekt.«
    Wir umarmten einander. Auch ich hatte das Gefühl, dass wir uns wie eine Einheit verhielten, wenn wir zusammen waren, schließlich hatte ich unter großen Anstrengungen gelernt, seine Bedürfnisse vorauszuahnen. Dass er dies für eine natürliche Frucht unserer gegenseitigen Liebe hielt, erwies sich als Segen und verhalf den Absichten seiner Söhne, den Ernst seines Zustands vor den Untertanen geheim zu halten, zum Erfolg. Doch ich sehnte mich nach ein wenig ungestörter Ruhe, nach ein wenig Freiheit.
    Ich entzog mich Edwards Umarmung für einen Moment, strich mit dem Handrücken über seine eingefallene Wange und küsste ihn auf die Stirn. »Wie lange wird das Parlament denn tagen, mein Lieb? Doch gewiss nicht mehr als einen Monat. Es wäre also gar keine so lange Trennung.«
    In dieser Nacht lagen wir nackt im Bett und erkundeten zärtlich den vertrauten und geliebten Körper des anderen. Ich massierte seine Gelenke und seine Leistenbeuge mit Öl. Er liebkoste mich mit seinen Fingern und seiner Zunge, bis
ich voll bittersüßer Lust erleichtert aufschrie. Wie sehr sich diese Nacht doch von jenen in unseren Anfangsjahren unterschied. Um ehrlich zu sein, fühlte sich dies in mancherlei Hinsicht eher wie Liebe an, als es seinerzeit unsere gierige Leidenschaft getan hatte, denn jetzt war uns nur daran gelegen, dem anderen Befriedigung zu verschaffen, nicht allein uns selbst.
    Am Ende willigte er in meinen Vorschlag ein, und obwohl er nie sagte, warum er mir nun Recht gab, bestätigten seine Ermahnungen, möglichst sofort nach Gaynes abzureisen, meinen Eindruck, dass er die Gerüchte um eine wachsende Empörung im Volk inzwischen ebenfalls gehört hatte und sie für glaubhaft hielt.
    Und diese unsicheren Zeiten sollten sich noch verschlimmern. Nach einem Treffen mit Edward kam Richard Lyons zu mir, um mich zu warnen, dass einer der momentan einflussreichsten Barone, der Earl of Pembroke, die Bürgerlichen aufhetze gegen jene, die er den ›Hofzirkel‹ nenne, mit anderen Worten gegen diejenigen von uns, die Edward während seiner Schwächephasen vor den größten Klatschmäulern zu schützen gesucht hatten. Zwangsläufig wussten so natürlich nur wenige, warum wir den König abgeschirmt hatten. Jetzt also brach sich die schon lange von mir befürchtete öffentliche Verurteilung Bahn. Da konnte es mich nicht trösten, dass selbst Lancaster zu den Unterstützern des ›Hofzirkels‹ gerechnet wurde.
    Die Frühlingsschönheiten des Parks von King’s Langley verloren für mich ihren Glanz. »Ich werde nach Gaynes ziehen, solange das Parlament tagt. Es wird von Vorteil sein, nicht am Hofe zu weilen.« Ich bemühte mich um einen entschlossenen Ton. »Vielleicht gestattet Henry Percy ja, dass mein Sohn mich für eine Weile besucht.«
    »Zählt nicht darauf. Ich weiß nicht, welche Barone aufseiten
Pembrokes stehen. Oder aufseiten von Mortimer, dem Earl of March.«
    Ich hatte meine eigenen Gründe, jede Erwähnung der Familie Mortimer zu scheuen. Zwar war Edward nie bereit gewesen, mir zu sagen, wer Janyn und Tommasa wegen des Geheimnisses verfolgt hatte, das sie für die Königinwitwe hüteten, aber ich hatte stets das Nächstliegende vermutet – die Mortimers, die sich damit zur königlichen Familie hätten erheben können. Mächtig waren sie ohnedies, wie William Wyndsor in Irland hatte erfahren müssen, aber nicht so mächtig, wie sie gewesen wären, hätten sie den unehelichen Sohn von Roger Mortimer und Queen Isabella in die Hände bekommen. Doch soweit ich wusste, hatte Richard keine Kenntnis von diesen Zusammenhängen, daher fragte ich mich nicht ohne Sorge, warum er ausgerechnet die Mortimers erwähnte.
    »Warum sollte ich mir Gedanken um den Earl of March machen?«, erwiderte ich. »Er wurde von Wykeham erzogen und dürfte mir wohl kaum feindlich gesonnen sein.«
    »Er folgt längst nicht mehr dem Rat des Bischofs, Alice. Wie Ihr wisst, sind sie alle darüber erbost, mit welch harter Hand Wyndsor in Irland regiert. Der Earl of March und seine Freunde, die gegenüber den Bürgerlichen womöglich als Eure Verbündeten aufgetreten sind, werden Euch nun nicht mehr so wohlgesonnen sein.« Noch nie zuvor hatte Richard in meiner Gegenwart von William gesprochen. Jetzt beobachtete er aufmerksam, wie ich reagieren würde.
    »Warum sollten sie mich mit William in Verbindung bringen?«
    »Entspricht es denn nicht der Wahrheit, dass Ihr ihn nach dem Tod des Königs heiraten

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