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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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und strich mit dem Handrücken darüber. »Das ist schon so lange her.« Sie seufzte auf, und ihre Züge wurden weicher, während sie erneut über die Seide fuhr, sie dann an ihre Wange schmiegte und die Augen schloss. »Oh ja, Alice, ich erinnere mich wohl an dies süße Gefühl. Er sah nicht ganz so gut aus wie dein Janyn, nicht einmal damals, aber er war groß und kräftig, hatte ein unwiderstehliches Lachen und ein teuflisches Funkeln in seinen Augen, und ich liebte ihn abgöttisch. Liebe ihn noch heute.«
    »Habt Ihr einander selbst ausgewählt?«
    Dame Agnes gluckste. »In dieser Hinsicht haben sich die Zeiten nicht sonderlich geändert. Natürlich war es uns nicht erlaubt, selbst auszuwählen. Aber bei uns machte das keinen Unterschied, denn wir mochten einander gleich von Beginn an.« Sie legte die Seide aus der Hand. »Und ich habe den Eindruck, dass dies bei dir und Janyn ganz ähnlich ist.« Jetzt erwiderte sie meinen Blick. »Was du beschreibst, würde von vielen als sündhaft angesehen, doch ich begriff es als besondere Huld, dass ich so für deinen Großvater empfand. Für eine Frau kann Beischlafen zu einer beängstigenden Sache werden, wenn ihr die Berührung des Ehemannes unangenehm ist.«
    Mir kamen zahlreiche Männer in den Sinn, von denen ich nicht berührt werden wollte, und die Vorstellung allein ließ mich schaudern. Vor Janyns Liebkosungen zurückzuschrecken, konnte ich mir hingegen nicht denken. Gleichwohl fürchtete ich, noch viele Dinge nicht zu verstehen.
    »Ist es … tut es weh, Dame Agnes?«
    Sie schlang ihre Arme um meinen Oberkörper und drückte mich an sich. »Beim ersten Mal ja, mein Kind. Ich werde dir da nichts vormachen. Aber nach diesem ersten Mal«, sie strich mir über das Haar, »ist es völlig anders. Und, um ehrlich zu sein, erinnere ich mich auch an die Wonnen dieser ersten Nacht weitaus besser als an den Schmerz.« Sie hielt mich von sich, und ich sah erleichtert, dass sie lächelte. »Er war schon einmal verheiratet. Er wird sich darauf verstehen, behutsam zu sein. Stell dir einfach vor, wie schön es sein wird, in der wärmenden Umarmung deines Liebsten zu liegen. « Sie küsste mich auf die Wange.
    Doch ich war noch nicht völlig beruhigt. »Ist es wie … ich habe die Hunde gesehen …« Die Stimme versagte mir und ich konnte weder weitersprechen noch meiner Großmutter in die Augen sehen.
    Sie ergriff meine Hände. »Ja und nein, Alice. Gott hat uns über die Tiere erhoben und uns Seelen geschenkt. Wenn ein Mann seine Frau grausam behandelt, verleugnet er damit seine gottgebene Seele und wird ein niederes Tier. Ist er dagegen einfühlsam und liebevoll, ist es alles andere als ein animalischer Akt. Und ich bin fest davon überzeugt, dass dein Janyn einfühlsam und liebevoll zu dir sein wird. Ach, mein armes Kind, deine Hände sind so kalt!« Sie rieb mir die Hände und hob dann mein Kinn. »Sieh mich an, Alice.«
    Widerstrebend gehorchte ich. Es hatte all meinen Mut aufgebraucht, diese Fragen zu stellen.
    »Was ängstigt dich?«
    »Bin ich ein seelenloses Tier, wenn ich ihn so begehre, wie ich es tue? Wenn ich davon träume, wie er mich umfängt?«
    Dame Agnes traten Tränen in die Augen. Bedächtig schüttelte sie ihren Kopf. »Ganz und gar nicht, Alice. Auch ich begehre deinen Großvater noch immer, und in meinen Träumen
tut er noch weitaus sündhaftere Dinge, als mich nur zu umfangen.«
    »Ehrlich?« Meine Stimme klang wie ein Piepsen.
    »Ehrlich. Jetzt setz dich wieder und atme tief durch.«
    Ich folgte ihrem Rat.
    In langsamen, beruhigenden Kreisbewegungen rieb sie mir den Nacken. »Deine törichte Mutter hätte dir das ein oder andere hierüber schon selbst erzählen sollen. Nun ja, wir wollen sie nicht mehr erwähnen.« Sie klopfte mir auf den Rücken und hob dann mein Kinn in die Höhe. »Worüber wir gesprochen haben – von deinem Verlangen nach Janyn und meinem nach Edmund –, darf kein anderer je erfahren.«
    In ihren haselnussbraunen Augen leuchtete ein Feuer, das von tiefer Besorgnis gespeist zu sein schien, wie ich aus ihrem verkniffenen Mund und einer gewissen Atemlosigkeit in ihrer Stimme schloss.
    »Ich werde Stillschweigen bewahren, Dame Agnes. Aber warum? Ihr sagtet doch, es sei normal.«
    »Es gibt Menschen, die sich solche Informationen für spätere Zeiten merken, um sie dann womöglich gegen uns verwenden zu können. Eine Frau soll in der Öffentlichkeit stets keusch auftreten. Unsere Tugendhaftigkeit ist unser Wert. Allein unsere Ehemänner

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