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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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dürfen auch unsere Leidenschaften kennenlernen.«
    »Und wir die ihren.«
    Großmutter lächelte. »Ja, Liebes.« Sie strich mir über die Wange und drückte für einen Moment ihre Stirn gegen meine. »Ja, meine liebe Alice.«
    Als sie merkte, dass ich ruhiger zu atmen begann, lächelte sie. »Es ist gut, dass wir das hinter uns haben. Jetzt können wir uns befreit an heiteren Dingen erfreuen.«
    Den Rest des Vormittags sprachen wir über Kopfputz,
Schleier, Schmuck, Kleider, Umhänge und Einrichtungsfragen, bis die Anspannung völlig von mir gewichen war.
     
    Abends war ich körperlich und geistig ausgelaugt. Schon früh zog ich mich in meine Kammer zurück. Ich ließ mich ins Bett bringen und pendelte noch angenehm zwischen Schlafen und Wachen, als ich die Stimmen meiner Großeltern hörte. Erst war es nur ein Gemurmel im Hintergrund, das mich wohltuend an ihre Nähe erinnerte. Dann aber wurden die Stimmen lauter, bis ich nahezu alles verstehen konnte, was sie sagten.
    »Ich wollte ihn noch um Erlaubnis bitten, es dir sagen zu dürfen, Agnes«, erklärte Großvater in beschwichtigendem Ton.
    »Du hast bislang noch nie Geheimnisse vor mir gehabt.« Es erschreckte mich, wie gekränkt Großmutter klang. In dieser Stimmung hatte ich sie noch nie erlebt.
    »Wir sprechen hier von der Königinwitwe, Agnes. Ich hielt es nicht für weise, sie zu erwähnen. Sie hat überall ihre Spione, könnte ich mir vorstellen.«
    »Was hat er vor, Edmund? Warum sollte Janyn Perrers etwas mit ihr zu schaffen haben?«
    »Ihre Unbesonnenheiten liegen schon viele Jahre zurück, mein Lieb. Sie ist eine alte Frau. Es ist bereits ein kleines Wunder, dass sie überhaupt noch lebt.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.« Jetzt klang Großmutter richtig verärgert. »Was will sie von den Perrers?«
    »Oder diese von ihr?«
    »Nein, nein. Sie führt hier die Zügel, da kannst du sicher sein.«
    »Ich schwöre dir, ich habe keine Ahnung. Ich mache mir auch wenig Gedanken darüber. Das Beste ist, wir wissen gar nichts.«
    »Aber unsere Alice heiratet in diese Familie ein, Edmund. Unsere liebreizende Alice. Was bedeutet das für sie?«
    »Dass sie kein langweiliges Leben führen wird«, sagte Großvater amüsiert.
    »Diese Angelegenheit ist nicht zum Lachen, werter Gatte. «
    Einen Augenblick lang hörte ich nichts und wollte bereits aufstehen, um mein Ohr gegen die dünne Wand zu pressen, die uns voneinander trennte, als ich Schritte vernahm. Einer der beiden ging über die Dielenbohlen.
    »Immerhin hat das Mädchen die kaltherzigen Vernachlässigungen von Margery und auch deren unverzeihliche Eifersucht in letzter Zeit überlebt«, sagte Großvater
    Eifersucht. Also hatte ich doch richtig vermutet. Meine Mutter verübelte mir, dass ich in eine derart wohlhabende und einflussreiche Familie einheiratete.
    »Edmund! Sie ist doch noch ein Kind.«
    »Sie ist stark und gescheit, Agnes. Ein oder zwei Begegnungen mit der Wölfin werden sie schon nicht umbringen.«
    Dame Agnes murmelte etwas, das ich nicht verstehen konnte, dann verstummten sie beide.
    Aber ich konnte noch lange Zeit keinen Schlaf finden, zu stark beschäftigte das Gehörte meine Gedanken. Als ich endlich doch einschlief, träumte ich von einer goldenen Wölfin, die all die Blüten in Dame Tommasas Hof abfraß und in ihrer rücksichtslosen Gier auch die Blumenstiele und Ranken zertrampelte. Ich trat in den Garten, um sie zu verscheuchen. Blut klebte an ihrer Schnauze und triefte von ihrer heraushängenden Zunge. An ihrem Blick konnte ich ablesen, dass die Zerstörung der Pflanzen nichts war verglichen mit dem, was sie in der Halle bereits verschlungen hatte. Sie wandte sich um und trottete auf mich zu. Ich konnte mich nicht rühren. Ich musste im Schlaf geschrien
haben, denn als ich erwachte, hielten mich die Arme meiner Großmutter umfangen.
    »Alice, liebes Kind, du bist in Sicherheit. Wovon du auch immer geträumt haben magst, hier kann es dir nichts antun. «
    Ich war geistesgegenwärtig genug, meinen Traum nicht zu schildern, denn Dame Agnes sollte auf keinen Fall erfahren, dass ich gelauscht hatte. Mir kam diese Möglichkeit gelegen, Dinge herauszufinden, die sie und Großvater mir nicht erzählten. Und was ihre Versicherung betraf, dass mir im Wachzustand nichts, auch nicht die Wölfin, etwas anhaben könne, so betete ich darum, sie möge Recht behalten.
     
    In den folgenden Tagen wurde bei mir für ein Paar Stiefel Maß genommen. Der Schuhmacher zeigte uns Leder in Farben, wie ich

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