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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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entlastet noch wurde mir mein beschlagnahmtes Land zurückgegeben.
    Ratsuchend wandte sich William an Lancaster, der ihm empfahl, sich als Freiwilliger für einen Feldzug zu melden, den sein Bruder Thomas of Woodstock, inzwischen Earl of Buckingham, im nächsten Jahr in der Bretagne unternehmen wolle. Lancaster war der Meinung, wenn William sich nicht nur dem Feldzug anschließe, sondern auch einen Teil der Kosten für den Heerestrupp übernehme, würde ihm dies gewiss die Gunst King Richards eintragen, was wiederum die Rückgabe meiner beschlagnahmten Besitzungen zur Folge haben dürfte. Ich hielt Richard Lyons und meine befreundeten Kaufleute dazu an, Williams Teil des Feldzugs zu finanzieren. Von seinen eigenen Angehörigen hingegen beteiligte sich kein Einziger. Der Plan ging auf. Innerhalb weniger Monate, noch lange bevor er in die Bretagne aufbrach, wurde
ein Großteil meines beschlagnahmten Landes zurückerstattet – allerdings an William, nicht an mich.
    Als er mir diese Neuigkeit eröffnete, konnte ich es zuerst nicht glauben. Ich hatte alles getan, was Lancaster von mir verlangt hatte. Ich hatte mich um seinen Vater gekümmert, obgleich es für mich damals das Vernünftigste gewesen wäre, den Hof zu verlassen. Ich hatte für die königliche Familie alles aufgegeben, und dennoch wurde ich weiter bestraft. Jetzt war ich dazu benutzt worden, William ein fürstliches Auskommen zu sichern, genau wie ich es an jenem schicksalhaften Abend in Westminster befürchtet hatte, als sie ihn zu meinem Gemahl erklärt hatten.
    Ich stürmte aus dem Haus und suchte Zuflucht in der Kirche. Was willst Du von mir, oh Herr?, fragte ich unzählige Male. Was erwartest Du noch von mir, bevor Du mir meinen Seelenfrieden gewährst? Ich flehte ihn um Erlösung an.
     
    Das Zusammenleben mit William wurde immer unerträglicher. Nur in Ausnahmefällen tauschten wir ein höfliches Wort miteinander, und er lag mir auch nur noch selten bei – zumindest dies war ein Segen. Er gab meinem Groll neue Nahrung, indem er nicht allein darauf beharrte, selbst im Recht zu sein, sondern zugleich verlangte, ich müsse meinen Irrtum eingestehen. Den Gefallen tat ich ihm jedoch nicht, stattdessen weigerte ich mich überhaupt zu streiten, solange es nicht meine Kinder betraf, was ihn nur noch stärker erzürnte. Ich konnte jetzt verstehen, wie seine unnachgiebige Rechthaberei, seine Unfähigkeit, die eigene Haltung zu überdenken, ihn in Irland und anderswo hatten scheitern lassen. Dieser Hang zu maßlosem Hochmut war es auch, der ihm ständig Schwierigkeiten mit unseren Pächtern und den Ladeninhabern einbrachte, die sich bei mir in London eingemietet hatten.
    Sein Neffe John verstand sich darauf, Williams Zanksucht noch anzustacheln. Während eines Treffens musste er sich besonders viel Mühe gegeben haben, denn William kehrte von seinem Besuch in Johns Haus verdächtig schweigsam zurück. Es war jene Art von Schweigsamkeit, die mich warnte, dass uns stürmische Tage bevorstanden. Er war von eisiger Höflichkeit, wenn ihm eine Frage gestellt wurde, verlor sich in vagen Andeutungen über seine Reise, und seine Blicke wanderten ständig zwischen seiner Umgebung und mir hin und her, als würde er unser gemeinsames Leben neu bewerten wollen. Im Verlauf der nächsten Tage wurde er missmutig und grob. Er behandelte mich wie einen ungebetenen Gast, den er zu seinem Verdruss bei der Heimkehr behaglich eingerichtet in seinem Haus vorgefunden hatte. Die eine Nacht, die er an meinem Bett erschien, wies ich ihn ab und rief laut nach Gwen, denn er war betrunken und hatte meine Handgelenke gepackt, als wollte er mich schänden, nicht mich lieben. Ich war einer solchen Behandlung schon bei mehreren schaurigen Gelegenheiten ausgesetzt gewesen und hatte nicht die Absicht, mich erneut zu fügen. Am nächsten Morgen trat er mir endlich offen entgegen.
    »Du hast mich angelogen über die Ringe des Königs.«
    »Alles Klatsch, William. Ich habe nur den Siegelring behalten, wie er es mir befohlen hat.«
    »Sie haben die Ringe nicht gefunden.«
    Das war längst bekannt. »Ich weiß, und du weißt sehr genau, dass ich ihnen alles erzählt habe, was ich darüber sagen kann. Warum fängst du wieder damit an?«
    »Wo ist der Siegelring jetzt?«
    Ich bemühte mich um eine gleichgültige Miene. »An einem sicheren Ort. Ich werde ihn meinem Sohn John hinterlassen. « Ich war froh, dass ich ihn Robert zur Aufbewahrung
gegeben hatte, aber ich fürchtete auch, William könnte

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