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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Weg?«
    »Frag ihn doch selbst.«
    »Ich möchte ihn nicht in Briefen mit Fragen belästigen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin unserer ständigen Streitereien überdrüssig, Alice.«
    »Ich doch auch. Aber wie können wir diese Probleme beheben, William?«
    Er rümpfte die Nase. »Was willst du denn noch? Was muss denn behoben werden?« Er schob sich an mir vorbei.
    Ich packte ihn am Arm. »William!«
    Er schüttelte meine Hand ab. »Wenn du etwas zu bereden hast, such doch nach deinem heiß geliebten Robert Broun.« Er stapfte breitbeinig zu seiner Kammer hinauf.
    In dieser Nacht lag ich noch lange wach. Mir war so schwer ums Herz, ich konnte nicht einmal weinen. Also wusste William über Robert Bescheid. Ich überlegte, wie lange bereits, und ob meiner Untreue wegen womöglich mein Land an ihn überschrieben worden war – ob er etwa Lancaster von meinem Verhältnis berichtet und der Herzog es dann dem König weitererzählt hatte. Doch das Land brauchte ich zum Leben nicht unbedingt. Ich würde schon einen anderen Weg finden, für meine Töchter zu sorgen. Aber mein Sohn! Ich war völlig außer mir, dass William seine Treffen mit meinem Sohn geheim gehalten hatte. Noch schlimmer jedoch schmerzte mich dabei Johns Schweigen. Diese Abwendung versetzte mir einen entsetzlichen Schlag. Wie ich damit jemals fertigwerden sollte, war mir schleierhaft.

IV-3
    »Dies sei gerichtet nicht so sehr an Männer,
Vielmehr an Euch, ihr Frau’n, die Ihr Verrat
Erfahrt durch falsche Menschen. Möge Gott
Sie strafen, die mit Scharfsinn und mit Witz
Euch täuschen, Amen. Dies nur ließ das Wort
Mich hier erheben, Euch zu mahnen alle:
Seid achtsam bei den Männern, hört auf mich!«
    GEOFFREY CHAUCER:
TROILUS UND CRISEYDE, V 1779 – 1785

FRÜHJAHR 1380
    William verweigerte jedes weitere Gespräch über Robert oder seine Treffen mit John und reiste kurz nach dieser Nacht ab. Er tat, als hätte unsere Unterhaltung über die beiden nie stattgefunden. Ich hielt während unserer letzten gemeinsamen Tage gespannt den Atem an und versuchte auszumachen, ob er wusste, wie eng das Verhältnis zwischen Robert und mir tatsächlich war, da ich fest damit rechnete, dass er unser Glück gerne zerstören würde, sollte er von unserer Liebe Kenntnis haben. Außerdem sprach ich ihn wiederholt auf meinen Sohn an und fragte erneut, ob er wisse, warum John sich nicht stärker um einen Besuch bemühte oder warum Percy ihm diesen verweigerte – denn sofern er nicht William aus dem Weg gehen wollte, dann, so fürchtete
ich, musste ich es sein, die er mied. William meinte, wenn mein Sohn mir etwas zur Kenntnis geben wolle, würde er es mir schon selbst erzählen. Ich fand kein Mittel, bei William diesen Panzer zu durchdringen, der mit qualvoller Verbitterung strahlend aufpoliert und mit Hass verstärkt war. In meinem Sohn hatte er die wirkungsvollste Waffe gegen mich gefunden.
    Selbst nach seiner Abreise hielt meine Angst an. Er würde erst Mitte des Sommers in die Bretagne aufbrechen, hatte jedoch behauptet, bis dahin noch viel auf seinen eigenen Besitzungen erledigen zu müssen. Ich stellte mir vor, wie er Lancaster Dinge einflüsterte, und erwartete schon halb, dass jeden Moment die Männer des Herzogs auftauchten.
    Ich beschloss, meinen Hausstand nach Gaynes zu verlagern, wo ich auf meinem Lieblingsgut hoffte, über den Sommer und den Frühherbst hinweg eine friedliche Zeit verleben zu können. Es gab viel, worüber ich mir Gedanken machen musste, und zwar jene Art von Gedanken, die Abgeschiedenheit erfordern. Henry Percy hatte ich den Umzug mitgeteilt und ihn gebeten, dass John mir dort einen Besuch abstatten dürfe. Sollte mein Sohn ein Treffen wünschen und offen mit mir über seine Zusammenkünfte mit William sprechen, wäre meine größte Besorgnis zerstreut.
    Die hektische Betriebsamkeit, die vor einer solchen Übersiedlung unweigerlich ausbrach, bot mir zwar eine erfreuliche Ablenkung, dennoch entging ein höchst sonderbares Verhalten keineswegs meiner Aufmerksamkeit. Meine junge Schwiegertochter Mary gebärdete sich in jenen Phasen gewöhnlich am anstrengendsten von allen und beanspruchte stets mehr Platz auf den Karren, als ihr eigentlich zustand. Doch diesmal gingen Mary und ihr Kammermädchen ganz unauffällig ihren Vorbereitungen nach und schenkten den Umzugsplanungen keinerlei Beachtung, während Joan,
Jane, Gwen und ich herumliefen und Truhen mit Kleidung und Einrichtungsgegenständen füllten. Da ihre Stimmungsschwankungen

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