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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Pfosten zu sehen.
    Gemeinsam mit Robert und mir besuchte Geoffrey die Trauermesse für Richard Lyons.
    Am Morgen nach der Messe erwachte ich aus einem unruhigen Schlaf, nur um von Gwen mit der unangenehmen Nachricht begrüßt zu werden, dass William unten in der Halle wartete. Seit meiner Rückkehr in die Stadt hatte ich noch nichts von ihm gehört.
    Er war eleganter gekleidet, als für ihn in letzter Zeit üblich, und trug ein Abzeichen, das ihn als Mitglied des Königshofs auswies.
    »Was hat das zu bedeuten, William?«
    »Ich wollte dir nur zeigen, dass meine Dienste noch geschätzt werden. Dass mich unsere gescheiterte Ehe nicht in den Abgrund gerissen hat.«
    »Das freut mich, obwohl ich nie der Meinung war, dass du meinetwegen in den Abgrund gerissen wirst. Du hast den Großteil deines Lebens unabhängig von mir verbracht, und das mit jeglicher Form von Erfolg.« Ich hasste die Kälte in meiner Stimme, aber ich empfand nichts für William und hatte keine Lust, etwas anderes zu heucheln. Ich lud ihn ein, mir bei einem Becher Wein seine Neuigkeiten zu erzählen.
    Er stand noch immer in der Gunst von King Richard und
erhielt, ähnlich wie ich in meiner Anfangszeit im Hofstaat Queen Philippas, von der Krone bisweilen maßvolle Geschenke – etwas Land, Pachtzins, ein paar Vormundschaften.
    Ich dachte, er würde nun vielleicht erwägen, in seinem Testament die Einrichtung eines Treuhandvermögens für seinen Neffen dahingehend zu ändern, dass zumindest meine ehemaligen Besitzungen an meine Kinder, vor allem an meine Töchter, gehen könnten.
    »Ich bitte nicht um meinet-, sondern um ihretwillen darum. Du besitzt doch selbst ausreichend Vermögen, das du deinem Neffen hinterlassen kannst.«
    Er lachte. »Geschäftstüchtig wie immer! Du bekommst so einen verkniffenen Ausdruck, wenn du Ränke schmiedest, Alice. Das steht dir überhaupt nicht. Hättest du mir einen Sohn und Erben geschenkt, wäre John Wyndsor längst vergessen. «
    »Du hättest Lancaster bitten sollen, mir die Geburt eines Sohnes zu befehlen, William. Aber soweit ich mich erinnern kann, war dies kein Teil der Abmachung, die mir in Westminster eröffnet wurde.«
    Er lachte noch beim Weggehen. Ich sollte ihn mehr als ein Jahr lang nicht wiedersehen.
     
    Das Leben nahm einen ruhigeren Rhythmus an. Im Herbst und Winter besuchten Joan und Jane in der Stadt die Schule und schlossen Freundschaften mit den Kindern meiner Jugendfreunde und mit vielen anderen. Meine Töchter hatten eine Art an sich, die sie bei Spielkameraden sofort beliebt machte. Bella besaß diese Ausstrahlung auf ihre Umgebung ebenfalls und war erst kürzlich wegen ihrer Fähigkeit, Leidende zu trösten, dazu ermutigt worden, der Siechmeisterin bei deren Arbeit zu helfen. Ich spürte, wie die alten Schuldgefühle, ich hätte meine Kinder zu oft der Obhut Dritter
überlassen, langsam von mir wichen. Außer in Bezug auf John. Außer bei meinem Sohn.
    In den Londoner Kreisen schienen die Erinnerungen an meinen Ruf zu verblassen. Missbilligende Bemerkungen über meine Familie bezogen sich inzwischen allein auf die schlechten Manieren meines abwesenden Gemahls. Gwen und ich konnten unbehelligt über die Märkte schlendern und das Leben wieder aufnehmen, das wir vor den Tagen am Hof geführt hatten.
    Während der langen Winternächte liebten Robert und ich uns auf wundervoll zärtliche und leidenschaftliche Weise und offenbarten einander zwischendurch unsere tiefsten Gefühle. Wir widerlegten damit meine alte Überzeugung, dass kein Mensch jemals sein ganzes Wesen mit einem anderen teilen könnte – obwohl ich begriff, wie stark das Maß an Lebenserfahrung und erlittenem Leid erst hatte anwachsen müssen, um uns zu diesem Wunder zu befähigen.
    Im Frühjahr zogen wir nach Fair Meadow und Gaynes um. Es war ein Segen, Robert an meiner Seite zu wissen. Doch meine Sorgen um John verließen mich nie. Nebulöse Gerüchte erreichten mich, dass der Feldzug in Portugal enttäuschend verlief.
    Als er im darauffolgenden Sommer zurückkehrte, wirkte John schweigsam und verschlossen. Trotz ihrer Begeisterung, den großen Bruder wieder zu Hause zu haben, verhielten sich Joan und Jane in seiner Gegenwart betont zurückhaltend. Mit dreizehn und elf waren sie inzwischen alt genug, sein Bedürfnis nach ungestörter Einkehr und Besinnung nachempfinden zu können.
    Doch bevor sich John so weit erholt hatte, dass er sich mir anvertraute, erschien unglücklicherweise William. Insgeheim verfluchte ich ihn dafür,

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