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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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nach über einem Jahr plötzlich wieder aufzutauchen, um mir diese gemeinsame Zeit
mit meinem Sohn zu verderben, aber fortschicken konnte ich ihn auch nicht. Dem Gesetz nach war er weiterhin mein Ehemann, und es war sein gutes Recht, in diesem Haus zu wohnen. Sein Kommen trieb meinen Geist und mein Herz an finstere Orte voll hasserfüllter Bilder und brachte mich um Robert, meinen großen Halt. Vor allem jedoch fürchtete ich seinen Einfluss auf John.
    An Williams erstem Morgen in meinem Haus erwachte ich von seinem Brüllen unten in der Halle. Rasch kleidete ich mich an und trat hinaus auf den Treppenabsatz, um zu lauschen und zu überlegen, wie am besten vorzugehen war. Ich hatte schon reichlich Erfahrung darin, seine übellaunigen Ausbrüche den Hausbewohnern gegenüber zu entschärfen.
    »Du undankbarer Wicht! «, schrie William. »Ich habe dir diesen Posten besorgt, und dann machst du mir eine solche Schande? Ich habe dich in die Dienste des Duke of Lancaster gebracht, und dann erhebst du dich gegen seinen Bruder? Du hast meinen Ruf zerstört, du schamloser, selbstherrlicher Bastard!«
    Ich rannte zu ihnen hinunter. Angesichts der Uhrzeit war ich bestürzt darüber, dass mein Sohn mit William bei einem Krug Bier zusammensaß. Tatsächlich machten beide den Eindruck, als hätten sie die ganze Nacht durchgezecht.
    Ich schlug mit der Faust auf den Tisch, um einer weiteren Runde von Verwünschungen zuvorzukommen.
    »Vergiss nicht, William, du sprichst mit einem Sohn des ehemaligen Königs, mit Lancasters Halbbruder. Dem Fünfzehnjährigen hast du vielleicht noch einreden können, dass er dich braucht, um beim Herzog Gehör zu finden, aber inzwischen weiß er das besser. In seinen Adern fließt königliches Blut.«
    John streckte den Arm aus, um William das Bier zu entreißen, aber ich trat dazwischen und stellte den Krug zur Seite.
    »Was für einen jämmerlichen Anblick ihr beide doch bietet, und das so früh am Morgen. Verschwindet in eure Kammern, bevor Joan und Jane kommen und euch so sehen.«
    Eine Woche lang verfiel John in Schweigen, unternahm lange Spaziergänge oder lag nur auf seinem Bett und starrte die Decke an. William reiste ab. Ich suchte Geoffrey auf, um zu erfahren, was hinter der Sache steckte.
    »Wie es scheint, ist John bei Lancaster in Ungnade gefallen. Vor einem Jahr soll er in Portugal eine Beinahe-Meuterei gegen seinen Befehlshaber Edmund of Langley angeführt haben«, erklärte Geoffrey. »Es beginnt sich erst jetzt nach der Rückkehr der Männer in der Stadt herumzusprechen.«
    »Eine Meuterei? Warum habe ich davon nichts erfahren? Gewiss ist am Hofe …«
    »Dort betrachtet man dich als Mutter des Aufrührers, nicht als jemanden, dem vertraut werden kann.«
    »Ich hätte womöglich vermitteln können.« Da ich nur zu gut wusste, welch furchtbarer Feind Lancaster sein konnte, machte ich mir große Sorgen um John.
    Geoffrey sah mir in die Augen. »Ich werde der Sache mal auf den Grund gehen und mich dann bei dir melden.«
    Als mein Freund mir schließlich mitteilte, dass er nun über die Hintergründe Bescheid wisse, bat ich John darum, sich den Bericht ebenfalls anzuhören.
    »Du hast seit deiner Rückkehr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass du mir deine Lage nicht zu erklären wünschst, daher werde ich mir die Sache von Geoffrey erzählen lassen. Allerdings musst du dir das ebenfalls anhören und erfahren, was die Leute über dich sagen. Du musst wissen, woran du bist, John. Je länger du dich versteckst, desto schwieriger wird alles werden.«
    Aus irgendeinem wundersamen Zufall erschien fast zeitgleich mit Geoffrey auch William an der Tür.
    So saßen wir denn als trübseliges Quartett in meiner Kammer, weit weg von den Ohren der Dienerschaft und der Neugier von Johns jüngeren Schwestern.
    In seiner unaufdringlich vornehmen Garderobe, Haar und Bart frisch gestutzt, bildete Geoffrey einen scharfen Kontrast zu Williams ungepflegtem Äußeren, an dem auch die farbenprächtige Kleidung nichts ändern konnte, sowie zu John, dem sein nun viel zu großes Gewand schlaff über dem abgemagerten Leib hing.
    Geoffrey wandte sich an mich und beschrieb die Geschehnisse, über die ich bislang so wenig erfahren hatte. Offenbar waren Edmund of Langleys Männer angesichts seiner mangelhaften Führerschaft und des seit fast einem Jahr ausstehenden Solds aufsässig geworden. Seine Ritter warfen ihm vor, das Geld für sich selbst zurückzuhalten, und beschuldigten den König von Portugal, sie

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