Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Jagdgesellschaft der Königinwitwe teilnehmen. Sie erträgt es nur schlecht, wenn jemand zurückfällt. Was mich daran erinnert … ich habe dir zwar versprochen, dich nicht von deiner geliebter Serenity zu trennen, aber du brauchst ein Jagdpferd. Ich werde mich während unserer Zeit auf dem Land darum kümmern.«
Ich würde jagen gehen. Die Vorfreude darauf hielt mich während all unserer Reisevorbereitungen bei bester Laune. Janyns Eltern sollten mit uns reisen, und die letzten Tage
verbrachten wir in deren Haus, da unser Hausrat zusammengepackt wurde. Die Kammer, in der wir schliefen, war vom Zimmer seiner Eltern nur durch eine Holzwand getrennt, die in Wahrheit kaum mehr als ein Sichtschirm war. Ich ärgerte mich darüber, denn so würde ich sicherlich während unseres Aufenthalts nicht mit Janyn schlafen können, da dies bei unserer leidenschaftlichen Lust keineswegs leise vonstatten ging.
»Gefällt dir die Kammer nicht?«, fragte Janyn, als er meine Miene sah.
»Deine Eltern werden uns hören«, flüsterte ich und betastete die dünne Trennwand.
Er packte mich und warf mich aufs Bett. Dann waren wir alles andere als leise, wie ich ihm anschließend erklärte, als wir Seite an Seite lagen.
»Glaubst du denn wirklich, sie würden solche Geräusche aus unserem Schlafgemach nicht erwarten, Alice? Meine Mutter wird in der Kirche Dankopfer entrichten, so sehnt sie sich nach Enkeln in ihrer Nähe, die sie umsorgen kann. Die Kinder meiner Schwester leben dafür viel zu weit entfernt.«
Wir bildeten einen langen Zug aus Wagen und Reitern, mit dem wir uns an einem grauen, aber trockenen Tag aus London hinausschlängelten. Ein Gewitter war am Vortag übers Land gezogen, hatte viele der herrlich bunten Herbstblätter von den Bäumen gerissen, und deren durchnässte Überreste machten den Weg nun rutschig. Doch die verbliebene Farbenpracht war noch immer von zauberhafter Schönheit, und der wärmer werdende Tag hüllte die Täler und Wälder in dichten Nebel.
Als Herrin des Anwesens auf Fair Meadow anzukommen, war eine völlig andere Erfahrung als bei meinem ersten Besuch. Jetzt war es ein Nachhausekommen, und die Bedienten
bereiteten mir einen herzlichen Empfang. Ich hätte mich nicht glücklicher fühlen können.
An dem Tag, da er mit der ehemaligen Königin jagen wollte, brach Janyn noch vor Morgengrauen auf. Ich rollte mich hinüber, um auszukosten, was an Wärme und Duft von ihm geblieben war, doch je stärker seine Seite auskühlte, desto unruhiger wurde ich. Trotz der vielen Decken, trotz der Vorhänge um das Bett, die mich vor Zugluft schützten, und trotz des Kohlenbeckens, das ich draußen in der Kammer knisternd brennen hörte, so dicht am Bett, dass es die Kälte eigentlich hätte abhalten müssen, fühlten sich meine Füße eisig an. Gewöhnlich sprachen kalte Füße bei mir für Angst, und obwohl ich mir dort im Bett liegend einzureden versuchte, dass mich das Treffen mit der Königinmutter nicht beunruhigte, betete ich seit Tagen darum, ich möge ihr und damit auch Janyns Wohlgefallen erregen.
Es würde Nachmittag werden, bis die Jagdgesellschaft eintraf, und das Haus war gerichtet. Wir hatten zwei Tage hart daran gearbeitet, all die von London mitgebrachten Sachen aufzustellen, die Mahlzeiten vorzubereiten und die Schlafstätten zu verteilen. Um ehrlich zu sein, hatten Janyn, Dame Tommasa und Gertrude nicht viel Verwendung für mich gehabt, ich verfolgte ihr Tun jedoch achtsam, stellte Fragen und merkte mir alles genau fürs nächste Mal, denn ich beabsichtigte, meine Aufgaben als Hausherrin sehr ernst zu nehmen. Mit zahlreichen Truhen und einigen Möbelstücken war am Vortag eine Gruppe von Bedienten der Königinwitwe eingetroffen, darunter eine Kammerfrau und ein Priester.
Gertrude war gewiss bereits aufgestanden und ging nun mit dem Gesinde noch einmal den Ablauf der Arbeiten durch. Gwen würde dabei Ohren und Augen für mich offenhalten. Warum konnte ich also nicht noch einmal in einen
entspannenden und erfrischenden Schlaf sinken? Ich hatte unverkennbar Angst vor Isabella, und dies weit über meinen unbedingten Wunsch hinaus, ihr Wohlgefallen zu erregen. Allerdings schienen sich die meisten Menschen in ihrer Gegenwart lieber auf leisen Sohlen zu bewegen.
Als Tochter des Königs von Frankreich und der Königin von Navarra war sie von Geburt an zur Monarchin bestimmt gewesen. Ihre Verlobung mit dem jungen Edward von Caernarvon hatte der Papst selbst betrieben, da er darin die größte
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