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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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fest entschlossen, mich lächeln zu sehen, und plauderte unentwegt, während sie Gwen zur Hand ging.
    »Es ist durchaus schicklich, dass du dich darum sorgst, es könnte etwas fehlschlagen, Alice, aber sei versichert, du hast alle erdenkliche Hilfe, und das Gesinde weiß genau, was von ihm erwartet wird.«
    »Ganz abgesehen von den zehn Bedienten, dem Koch und der Kammerjungfer, die noch dazukommmen«, murmelte Gwen mit amüsiertem Blick.
    Doch es gelang mir nicht, mich unbeschwert auf den Besuch zu freuen. »Ich bin noch nie Mitgliedern des Königshauses begegnet, und nun soll ich gleich die Mutter meines Königs in meinem Haus begrüßen und mich mit ihr unterhalten. Ich fürchte mich, Dame Tommasa.« Da. Ich hatte es ausgesprochen, obwohl mir das Eingeständnis höchst peinlich war.
    Die Erwiderung meiner Schwiegermutter ließ mich bedauern, dass ich so offen geredet hatte. Unwillig schüttelte sie den Kopf und meinte mit einem angedeuteten Lächeln: »Du musstest ja heute Morgen ausreiten. Jetzt bist du erschöpft und veranstaltest hier viel Lärm um nichts. Ihre Königliche Hoheit sind unser Gast, Alice, und du solltest eine höchst liebenswürdige Gastgeberin sein.« Sie rieb meine Hände kurz und energisch und fasste mich aufmunternd unters Kinn. »Und jetzt muss ich mich selbst fertig ankleiden.« Nach einer letzten Umarmung, die mich offenbar wachrütteln sollte, rauschte sie aus der Kammer.
    »Würdet Ihr gerne das Gemach sehen, das wir für Ihre Königliche Hoheit vorbereitet haben, und wie die Halle von uns geschmückt wurde?«, erkundigte sich Gwen.
    Ich riss mich zusammen und beschloss, mein Vergnügen an der Sache zu finden. »Natürlich! Erst das Gemach, dann die Halle.«
    Wir begaben uns ins untere Stockwerk, wo man das hübsche Zimmer, in dem Janyn gewöhnlich Händler oder seinen Verwalter zu Besprechungen empfing, wenn er einen vertraulicheren Rahmen als die offene Halle suchte, in ein Schlafgemach für die Königinwitwe umgewandelt hatte. Zwei Tage zuvor war ein großes prachtvolles Bett eingetroffen
sowie Truhen, die vor Wandbehängen, Betttüchern und Kissen überquollen. Zuerst hatte mich die davon angeregte Schlussfolgerung, unsere eigenen Sachen seien nicht fein genug für Ihre Gnaden, aufgebracht. Janyn versicherte mir jedoch, dass Isabella wenn möglich stets mit eigenem Bett und Bettzeug reise. Unter Adligen sei dies üblich.
    »Aber was könnte schöner und vornehmer sein als die Dinge, die wir ihr bieten können?«, hatte ich wissen wollen.
    Janyns Lachen hatte mir das Gefühl gegeben, noch reichlich ahnungslos zu sein. Er lachte herzlich und aus voller Kehle, als ob ich etwas äußerst Komisches gesagt hätte. »Ich vergesse immer, dass du noch nie eine königliche Residenz gesehen hast, meine liebe, unschuldige Alice.« Er sah mich an und drückte mich dann an sich. »Verzeih das Lachen, mein Lieb. Ich wollte dich weiß Gott nicht beleidigen. Ich finde deine unschuldige Art herrlich. Wenn du alles gesehen hast, was ich gesehen habe, wird dies ein trauriger Moment für mich sein, weil ich dir dann gar nichts Neues mehr zeigen kann.«
    Jetzt musterte ich noch einmal genau die mit Gold- und Silberfäden durchwirkten Stoffe und die Lapislazulipigmente und begriff, dass er Recht hatte, derart edle Dinge besaßen wir nicht. Auf den Mauervorsprüngen in den Fensternischen luden indigofarbene Kissen mit Gold- und Silberstickereien zum Sitzen und Genießen des Ausblicks auf Wiesen und Wald ein. Mehrere Dienstmädchen saßen nähend unter dem Südfenster, während eine von ihnen etwas über dem Kohlenbecken erhitzte. Lady Jane, Isabellas Kammerfrau, die vorgeschickt worden war, um alles zu Ihrer Königlichen Hoheit Zufriedenheit zu ordnen, wachte aufmerksam über die Mädchen. Beim Abendessen am Vorabend war sie eine überaus angenehme Tischgesellschaft gewesen, was für den Priester entschädigt hatte, einen mürrischen Franzosen, der
für meinen Geschmack viel zu ungehobelt und herablassend auftrat.
    In einer Ecke stand ein großer hölzerner Badebottich, daneben das Kohlenbecken sowie ein Wandschirm mit aufwendigem Schnitzwerk, der Ihre Gnaden vor Zugluft schützen sollte.
    »Alles scheint bereit«, sagte ich. »Gehen wir weiter.«
    Abgesehen von den Veränderungen im großen Zimmer hatte die hektische Betriebsamkeit der letzten Tage im unteren Stockwerk überraschend wenig Zeugnisse hinterlassen. Die Halle in Fair Meadow war nicht gefliest wie die in unserem Londoner Haus, sondern mit

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