Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Bruchsteinplatten ausgelegt, auf denen eine Lage Binsen für etwas Dämpfung sorgte. Ein richtiges Landhaus eben. Die frischen Binsen waren mit wohlriechenden Kräutern bestreut, um den Raum behaglicher zu machen, und in der kreisförmigen Brandstätte züngelte fröhlich ein Feuer. Nirgends streunten Hunde herum, die große Tafel war aufgebockt und mit einem bunt bemalten Tuch bedeckt worden, und auf den Bänken türmten sich farbenfrohe Kissen.
Gertrude erschien, gefolgt von einem Kammerjungen mit so vielen weiteren Kissen auf den Armen, dass er jeden Moment mit ihnen hinzufallen drohte. Ich fragte mich, wo sie diese noch platzieren wollte, aber dann sah ich, dass auch entlang der Wand noch Bänke aufgestellt worden waren.
»Wie viele Personen wird die Gesellschaft Ihrer Gnaden denn umfassen?«, fragte ich Gwen.
»Wenigstens dreißig«, sagte sie. »Aber darin sind die zwölf, die gestern Abend eintrafen, schon enthalten. Sie soll früher auch schon mal fünfzig mitgebracht haben.«
»Wenn sie ein solches Aufgebot benötigt, reist sie vermutlich nicht allzu häufig! «
Gertrude schickte den Kammerjungen fort und kam zu
uns. »Mistress, wie hübsch Ihr heute ausseht.« Mit einem freundlichen Lächeln verbeugte sie sich leicht vor mir.
»Ich bin sehr zufrieden mit all den Vorbereitungen, die du getroffen hast«, sagte ich. Und enorm froh darüber, dass sie Erfahrung mit solchen Anlässen hatte.
Ein Horn erklang, und wir drehten uns alle in Richtung Hof.
»Das wird ihr Herold sein«, sagte Gertrude. Sie raffte ihre Röcke und eilte aus der Halle.
Einmal mehr wurden meine Hände eiskalt. »Wo soll ich stehen?«, fragte ich Gwen.
In diesem Moment kam auch schon Dame Tommasa in die Halle gerauscht und antwortete: »Du wirst im Eingang zur Halle stehen, sobald die gesamte Gesellschaft vom Pferd gestiegen ist, Alice. Bis dahin wollen wir uns ans Fenster setzen und das milde Wetter genießen.« Sie fasste mich am Ellbogen und geleitete mich zu einem tiefen Fenster auf der anderen Hallenseite.
Bald schon gesellte sich Lady Jane zu uns. »Oh, Dame Alice, welch herrlichen Anblick Ihr bietet! «, rief sie, während sie neben uns Platz nahm und erst mich und dann den Raum betrachtete. »Es wundert mich nicht, dass meine Herrin diesen Ort so liebt. Ich bin durch die Gärten gewandelt und habe noch nie einen solch friedvollen und schönen Vormittag erlebt.«
»Kennt Ihr den Garten von Dame Tommasa in der Stadt? «, fragte ich. »Ein wahrer Traum an Ruhe und Schönheit mitten im lauten, geschäftigen London.«
»Ich würde ihn mir sehr gerne eines Tages einmal ansehen. «
»Ihr werdet uns herzlich willkommen sein«, erklärte Dame Tommasa glückselig lächelnd und bedankte sich bei mir mit einem leichten Kopfnicken.
Das Geräusch der eintreffenden Jagdgesellschaft ließ mein Herz aufgeregt pochen, doch als ich aufstehen wollte, legte Lady Jane sanft ihre Hand auf meine Schulter und hielt mich zurück.
»So schnell werden sie nicht absteigen. Ich bitte Euch, gönnt Euch hier noch einen Moment Ruhe.«
So blieb ich denn auf meinem Platz sitzen, von Ruhe konnte indes nicht die Rede sein. Als ich endlich zum Eingang geführt wurde, wollten meine Beine bei jedem Schritt nachgeben. Im Hof, den noch eine so beschauliche Stille erfüllt hatte, als ich ihn zuletzt überquerte, wimmelte es nun vor Menschen und Tieren. Dann entdeckte ich Janyn, der prachtvoll aussah in seinem jagdgrünen Wams. Er sprach zu einer Frau, die das ruhende Zentrum der Menge bildete und bei der es sich offenkundig um Isabella von Frankreich handelte. Sie stand neben einem schwarzen Pferd, wie ich noch keins je gesehen hatte, so geschmeidig, so anmutig, dennoch so groß gewachsen und mit einem Anflug von Wildheit in den Augen. Isabella trug stilvoll elegante Trauerkleidung. Über einem schwarzen Kleid einen schwarzen Ledersurcot mit dazu passenden langen Handschuhen und entsprechendem Hut. Ich nahm an, das Leder war gewählt worden, um ihre Kleidung vor Pferdeschweiß zu schützen. Das Schwarz bildete einen eindrucksvollen Kontrast zu ihrem hellen Haar und ihrer blassen Haut. Sie wusste genau um die Wirkung, die sie erzielte, davon war ich überzeugt.
Ich fragte mich, warum sie Trauerkleidung trug und um wen sie trauerte – um ihren verstorbenen Gemahl oder Roger Mortimer. Oder ob sie bloß dem Verlust ihrer Königskrone nachtrauerte?
Als hätte sie meinen Blick gespürt, drehte sie sich plötzlich um und sah mir direkt in die Augen. Obwohl wir
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