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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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nicht vorstellen. Ich war fest davon überzeugt, dass ihre Schwiegertochter, die regierende Queen of England, sich in ihrer Gegenwart unzulänglich vorkommen musste. Ich jedenfalls kam mir ganz gewiss so vor. Schon angesichts der Pracht meiner Kleider, Juwelen, Schuhe und Schleier hatte ich mich schuldig gefühlt, aber nun erkannte ich, dass sich all dies neben königlichem Prunk, oder zumindest neben dem Isabellas, eher bescheiden ausmachte. Die Gagat- und Obsidiansteine, die ihr dunkles Seidensamtkleid schmückten, fingen das Licht mit einem Schimmer, der sie fast lebendig wirken ließ, als hätte die Königinmutter Tausende von Schmetterlingen gesammelt und ihnen befohlen, sich an sie zu heften und mit den Flügeln zu schlagen, wann immer sie sich bewegte. Sobald sie einen Raum betrat, zog sie mit ihrem funkelnden Gewand beständig alle Blicke auf sich. Zugleich ließen die Anmut und Selbstverständlichkeit,
mit der sie es trug, seine Herrlichkeit an ihr völlig natürlich wirken.
    Zu meiner großen Erleichterung schien Ihre Gnaden mir im Verlauf des Festmahls zunehmend freundlicher zu begegnen. Janyn hatte davon gesprochen, wie rasch ich das Reiten erlerne, mich für die Treue zu meiner gemächlich dahinschreitenden Stute geneckt und auch nicht zu erwähnen vergessen, dass ich sie Serenity getauft hatte.
    »Aber das ist ein überaus trefflicher Name für ein geliebtes Pferd«, erklärte Ihre Königliche Hoheit daraufhin, drehte sich um und betrachtete mich mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, als würde sie mich zum ersten Mal wahrnehmen. »Serenity. Schenkt sie Euch diese heitere Gelassenheit?«
    »Das tut sie, Euer Gnaden.« Ich überlegte, was ich hinzufügen könnte. »Der Lärm um mich herum scheint nachzulassen, wenn ich sie reite, und die Luft wird linder.«
    Sie bedachte mich mit einem atemberaubend schönen Lächeln. Ihre Augen leuchteten auf, ihre elfenbeinfarbene Haut kräuselte sich an den Schläfen, und an der linken Seite ihres breiten Mundes bildete sich ein Grübchen. Wie der vormalige König mit ihr an seiner Seite andere hatte ansehen können, war mir ein Rätsel.
    »Euer Gemahl erzählte mir, dass Ihr gerne jagen gehen möchtet. Sobald Ihr ein wenig Erfahrung darin besitzt, solltet Ihr mich einmal begleiten. Ich mag Frauen, die sich eins mit ihrem Pferd fühlen. Ich denke, Euch dürfte auch die Jagd mit einem Falken großes Vergnügen bereiten.«
    Kurz darauf hörte ich sie zu Janyn sagen: »Wie bedauerlich, dass ihre Eltern sie nicht reiten und zur Beizjagd gehen ließen, aber sie scheinen von einfacher Herkunft. Da war es schon großes Glück, dass Ihr diesen schönen Schwan aus ihrem Nest entführen konntet, bevor er auf dieselbe Stufe hinabsinkt.«
    Später saß Isabella in der Halle, lauschte den Sängern und schlief darüber ein. Ihr Gesicht wurde schlaff, aus einem Mundwinkel rann ein Speichelfaden. Sowohl Janyn als auch seiner Mutter schien der Anblick zunehmend Unbehagen zu bereiten, wobei sie weniger angeekelt als verängstigt wirkten. Ich begriff ihre Bestürzung nicht. Isabella war eine alte Frau, die sich zwar sehr tatkräftig zu geben verstand, diesen Schein aber nicht aufrechtzuerhalten vermochte. Ich hatte es als trostreich empfunden, auch diese menschliche Seite an ihr kennenzulernen, doch die Besorgnis von Janyn und Dame Tommasa beunruhigte mich.
    An diesem Abend schwärmte Janyn im Bett sowohl von Isabella als auch von mir in höchsten Tönen, fast schon zu überschwänglich, so als wollte er sich selbst verzweifelt einreden, dass alles zum Besten stand. Nicht auszuschließen allerdings, dass ich hier überempfindlich reagierte. Seine Liebe in dieser Nacht war jedenfalls stürmisch und wild, was doch ein gutes Zeichen sein musste, und so sprach ich meine Zweifel und Verunsicherungen nicht an.
     
    Am folgenden Tag berieten sich Janyn und Dame Tommasa mehrere Stunden lang mit Ihrer Königlichen Hoheit in deren Zimmer, während ich mit Master Martin, dem Count und Sir David über das Anwesen ritt.
    Beim anschließenden Festschmaus schnappte ich Fetzen einer Unterhaltung zwischen Janyn und seinem Vater auf, in der es um eine Reise in die Lombardei gegen Ende des Winters ging. Ich glaubte, eine gewisse Spannung zwischen ihnen herauszuhören, und hoffte, mich geirrt zu haben. Da die Barden sangen und vielerlei Gespräche geführt wurden, brachte ich ja womöglich die Worte verschiedener Gruppen durcheinander.
    Isabella war bereits mehrere Tage unser Gast, bevor sie
sich noch

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