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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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einmal direkt an mich wandte. Erst setzte sie mir auseinander, welchen Umgangston ich Gertrude gegenüber anzuschlagen hätte, was mich kränkte, obwohl ich vor ihrer Neigung zu solchen Belehrungen gewarnt worden war. Hernach erklärte sie, wie froh sie doch sei, dafür gesorgt zu haben, dass unsere Hochzeit tatsächlich zustande kam.
    »Ich bin so entzückt von Euch, wie Janyn es mir vorausgesagt hat«, sagte sie. »Die Bemühungen, Eure Verbindung abzusichern, haben sich gelohnt.« Sie lehnte sich näher, um in vertraulichem Ton hinzuzufügen: »Und an der Art, mit der Euer Gemahl Euch betrachtet, kann ich erkennen, dass auch Eure nächtlichen Bettspiele allem entsprechen dürften, was er sich erhofft hat.«
    Dass er mit ihr über seine Vorlieben beim Beischlaf gesprochen hatte, schien auf eine seiner Stellung ungehörige Beziehung zu deuten – wie es auch ihre Beziehung zu Roger Mortimer gewesen war. Ich musterte sie und überlegte voller Entsetzen, ob dieser edle Paradiesvogel die Geliebte meines Ehemanns gewesen sein könnte. Wie sonst sollte sie seine Blicke so genau zu deuten verstehen?
    »Euer Gnaden«, sagte ich, »keine Braut schätzt sich glücklicher als ich, und Eure Anteilnahme bedeutet eine große Ehre.« Ich brachte es fertig, die Worte auszusprechen, ohne mir von meinem plötzlichen Verdacht die Kehle zuschnüren zu lassen.
    In dieser Nacht lag ich von Fragen bedrückt und den Tränen nah im Bett. Janyn bemerkte es sofort.
    »Geliebte Alice, mein süßer Schatz«, flüsterte er und streichelte dabei mein Haar. »Was bereitet dir Kummer?«
    »Was hatte Ihre Königliche Hoheit mit unserer Heirat zu tun? Wie kann sie an deinem Blick ablesen, dass uns die Liebe viel Vergnügen bereitet?«
    Eine Weile sagte er nichts, lehnte sich nur in die Kissen
zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Das weiche schwarze Haar auf seiner Brust zog meine Hand an, aber ich widerstand. Ich wollte eine Antwort, und sobald ich ihn berührte, hätte ich meine Chance darauf zweifellos vertan.
    »Sie schätzt meine Dienste und weiß, dass ein unglücklicher Mann ein leichtsinniger Mann ist. Deshalb wünschte sie, mich erneut glücklich verheiratet zu sehen, mit einer geliebten Frau und Kindern, die mich bei meinen Reisen zur Vorsicht gemahnen. Und sie wusste, dass mein Herz sich nach dir sehnte. Was nun meine Blicke betrifft, das kann ich dir nicht erklären.« Er sah zur Decke und kicherte leise. »Wie sonderbar, dass sie dir gegenüber davon gesprochen hat.« Dann drehte er sich zur Seite, und seine Augen ruhten liebevoll auf mir, während seine Hand flüchtig über meinen Bauch strich.
    »Wart ihr ein Liebespaar?«, wollte ich wissen.
    »Du bist eifersüchtig? Wie wundervoll! Aber Isabella von Frankreich und der Kaufmann Janyn Perrers? Nein, meine geliebte Alice.«
    Er begann mich mit einer Inbrunst zu küssen, dass ich nicht imstande war, ihm noch länger zu widerstehen. So war der Ablauf, den unsere nächtlichen Gespräche in aller Regel nahmen.
    Seinerzeit habe ich nicht begriffen, wie er unsere leidenschaftliche Lust dazu benutzte, mich zum Schweigen zu bringen, und mir unterschwellig damit zu verstehen gab, dass ich durch den Wunsch, mehr zu erfahren als das wenige, das er mir erzählte, nur mein Glück gefährden würde. Ich war erst vierzehn – und ich war so schrecklich verliebt.

I-5
    »Doch eben wie die Sonne strahlend scheint
Im März, der gerne sein Gesicht verändert,
Und eine Wolke prompt kommt hergetrieben,
Die Sonne eine Weile zu verdecken,
Drang düstre Ahnung nun in ihre Seele
Und deckte alle schönen Träume zu,
So dass vor Angst sie fast in Ohnmacht sank.
    GEOFFREY CHAUCER:
TROILUS UND CRISEYDE, II 764 – 770
     
     
    Am Abreisetag der Königinwitwe erwachte ich mit Bauchschmerzen. Gwen bot an, Dame Tommasa zu bitten, mich in der Halle zu vertreten, aber ich befürchtete, Ihre Gnaden könnte es als Beleidigung auffassen, wenn ich sie nicht selbst verabschiedete. Wie sich herausstellte, hätte ich mir keine Gedanken darüber machen müssen. Lady Isabella nahm das Morgenbrot in ihrem Zimmer ein und blieb dort, bis ihre Entourage zum Aufbruch bereit war.
    Während wir auf das Erscheinen der Königinwitwe warteten, fragte ich meine Schwiegermutter, ob wir Ihre Königliche Hoheit in irgendeiner Form verärgert hätten, dass sie sich am letzten Morgen ihres Besuches derart absonderte.
    »Ihre Gnaden ist heute Morgen indisponiert. Wenn sie zu viel Branntwein trinkt, wird sie von

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