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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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hatten wir Janyns Eltern zu Besuch, nicht jedoch meine. Wie Vater mir mitteilte, waren die Beziehungen meines Gemahls zu der Gesellschaft von Lucca, von denen er vor unserer Heirat keine Kenntnis gehabt habe, für Angehörige seiner Händlergilde untragbar. Sicherlich war an dieser Erklärung etwas Wahres, allerdings betrieb er, wie ich genau wusste, weiterhin Geschäfte mit Janyn, weshalb letztlich fraglos Mutter hinter der Entscheidung stand, mein Haus zu meiden. Mir genügte es, dass Vater es Nan weiterhin erlaubte, einmal in der Woche mit Will und Mary zu einem Nachmittag voller Spiele und Lachen vorbeizukommen, und dass John von seinem Lehrherrn nicht angeraten worden war, seine sonntäglichen Besuche zum Essen bei uns doch zu überdenken.
     
    Am Ende des Winters erfolgte der schmerzliche Einschnitt, mit dem ich eigentlich hätte rechnen müssen, aber als Janyn verkündete, in ein paar Wochen zu einer Reise aufzubrechen, war ich zu Tode betrübt.
    Wir saßen nach dem Abendessen vor dem Feuer, da sagte er: »Alice, ich muss in vierzehn Tagen in die Lombardei reisen. Ich wollte es dir erzählen, bevor du es von meinen Eltern oder meinem Kommissionär erfährst.«
    Es war die Nachricht, vor der ich mich gefürchtet hatte. Alles, was mir als Antwort einfiel, war: »So bald schon!« Ich griff nach seiner Hand.
    Seine Finger erwiderten meinen Druck. »Du wusstest, dass dieser Tag kommen würde. Ich habe es dir nie verschwiegen. «
    »Aber es ist noch nicht einmal Frühling«, jammerte ich. »Solltest du nicht besser bis zum Frühling warten?«
    »Und wenn ich aufgehalten werde und nicht rechtzeitig zur Geburt unseres ersten Kindes zurückkommen kann?«
    »Aber solch eine Reise im Winter!«
    Er umfing mein Gesicht mit seinen Händen und sah mir lange in die Augen. Dann gab er mir einen Kuss und drückte mich an sich.
    »Ich muss jetzt gehen, mein Lieb. Ich bin auch früher schon zu dieser Jahreszeit gereist und war Mitte des Sommers immer längst wieder zu Hause.« Das war die Zeit, zu der ich Dame Tommasas Meinung nach ins Kindbett kommen würde. »Du musst dem gütigen Gott vertrauen. Bete, dass er über mich wacht.«
    »Ist es die Königinwitwe, die dich schickt und einer solchen Gefahr aussetzt?«, wollte ich wissen.
    »Zum Teil. Aber wir hatten uns doch darüber verständigt, nicht von ihr zu sprechen.«
    »In Gegenwart anderer, aber hier in unserem Heim, wo uns niemand hört, können wir doch gewiss von ihr reden, oder?«
    »Je weniger du weißt, desto einfacher wird es für dich sein, nichts sagen zu müssen.«
    Als ich anhob, ihm zu widersprechen, brachte er mich mit einem Kuss zum Schweigen.
    »Du spielst nicht mit fairen Mitteln«, schmollte ich.
    »Was hältst du davon? Um dich für deine Verschwiegenheit über meine Reisen für Ihre Gnaden zu entschädigen, werde ich dich künftig noch stärker an meiner Arbeit teilhaben lassen. Ich werde sämtliche geschäftlichen Unternehmungen mit dir besprechen, die nicht mit Isabella zu tun haben, und deine Vorschläge dazu in Erwägung ziehen. Ich versichere dir, dass du mit all meinen Geschäftspartnern zusammentreffen wirst, so dass du sachkundige Urteile fällen kannst.« Er hob eine Augenbraue. »Na?«
    Ich mochte jung und unerfahren sein, aber in seinem Angebot erkannte ich doch die Möglichkeit, Teil seines Lebens zu sein und nicht bloß ein hübsches Anhängsel.
    »Ja, das ist ein fairer Handel. Aber du verwirkst alle Friedensabmachungen zwischen uns, wenn du wortbrüchig wirst.«
    Meine Ängste hinsichtlich seiner Reise vermochte unsere neue Übereinkunft nicht zu lindern, immerhin jedoch begann Janyn umgehend mit der Einlösung seines Versprechens. Er stellte mich noch mehr Männern vor, mit denen er Handel trieb, und führte mich durch die Lagerräume, wo er mir die Preise von Gewürzen, Juwelen, Tuch, Statuen und diversen anderen Waren erläuterte. Er zeigte mir sogar die Aufstellungen, die er über all seine Geschäftspartner führte und in denen er deren besondere Stärken auflistete. Es blieb wenig Zeit, noch mehr zu lernen, doch die unverkennbare Billigung, mit der er meinen Fragen und Einwürfen begegnete, machte mir Mut. Ich war ihm dankbar für seine Unterweisungen. Sie würden sich noch als ein Geschenk von unschätzbarem Wert erweisen.
    Und dann war er fort.
     
    Während dieser ersten Trennung lag ich nicht im Bett herum und gab mich düsteren Gedanken hin, obschon ich in Gesprächen mit anderen häufig abwesend wirkte und unaufmerksam war.

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