Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Alpträumen geplagt, die ihr den Schlaf rauben.«
Ich überlegte, ob sie womöglich von der Ermordung ihres Gemahls träumte, doch bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, kündigte hektische Betriebsamkeit ringsum den Aufbruch Isabellas an. Sie sah tatsächlich blass und erschöpft aus, trug jedoch Reitkleidung. Ein unbeugsamer Wille.
Sobald wir die Gäste verabschiedet hatten, erlaubte ich mir, mit der herrlichen Vorstellung zu spielen, ein Kind in mir zu tragen. Meine Monatsblume, wie Dame Agnes mir beigebracht hatte, meinen monatlichen Fluss zu nennen, war seit meiner Hochzeitsnacht unregelmäßig, daher hatte ich bislang nicht zu hoffen gewagt. Nach fünf Morgen des Unwohlseins indes … ich schilderte Dame Tommasa meine Symptome.
Mit einem freudigen Seufzer schloss sie mich in die Arme. »Meine teure Tochter, das musst du sofort Janyn erzählen!«
Ich kann die Freude gar nicht beschreiben, mit welcher mein Gemahl die Nachricht entgegennahm. Seine Augen, die stets so ausdrucksstark waren, schienen vor Liebe zu mir förmlich dahinzuschmelzen. Er streckte den Arm nach mir aus und zögerte plötzlich.
»Ich werde schon nicht unter deinem Griff zerbrechen, mein Lieb«, versicherte ich ihm. »Ehrlich gesagt, brauche ich deine Umarmung sogar.«
In dieser Nacht schlief ich in seinen Armen, und es machte mir auch nichts aus, dass mir beim Aufwachen wieder schlecht war. Ich fühlte mich in ein Nest so voller Liebe gebettet, dass nichts meine Laune trüben konnte, nicht einmal die Übelkeit. Wahrhaftig, hatte ich bislang bereits das Gefühl gehabt, mir würde kein Wunsch verweigert, so war dies nichts im Vergleich zu der Aufmerksamkeit, mit der Janyn, seine Eltern und das gesamte Gesinde mich jetzt verwöhnten.
Ich bedauerte nur zwei Dinge: dass ich Serenity nicht länger reiten durfte, und dass wir schon zwei Wochen nach Isabellas Abreise zurück nach London fuhren. Master Martin konnte seinen Geschäften nicht länger fernbleiben, und Dame Tommasa glaubte einerseits, ihn begleiten zu müssen, wollte mich aber andererseits am Beginn meiner ersten Schwangerschaft nicht mit den Bedienten und Janyn allein auf Fair Meadow lassen.
Sowieso verflogen diese kleinen Kümmernisse rasch bei dem Gedanken, dass ich auf diese Weise die frohe Neuigkeit schon bald Nan, Mary, Will und John mitteilen konnte. Wohlig eingehüllt in Segelleinwand kehrte ich auf einem dick mit Kissen gepolsterten Leiterwagen nach London zurück.
Zu Hause fielen wir wieder in einen wohltuenden Rhythmus aus alltäglicher Routine, Kirchgängen und der Bewirtung von Gästen. Janyn verlor keine Zeit, mich in seinen Bekanntenkreis einzuführen. Er hatte nur ein Bedenken.
»Erwähne bitte nicht den königlichen Besuch, den wir auf Fair Meadow empfangen haben«, warnte er.
»Aber die Leute wissen doch bestimmt, dass du Handel für sie treibst.«
»Natürlich. Aber darüber wird nie gesprochen. Und was ihre Gunst betrifft, so ist diese äußerst persönlich, Alice, und könnte daher leicht zu Neid und Verdächtigungen führen.«
»Welche Art Verdächtigungen denn, mein Lieb?«
»Die königliche Familie benötigt ständig Geld, um ihre Schatullen zu füllen. Und diejenigen Händler und Bankiers – vor allem die Bankiers –, die ihnen das meiste leihen, stehen auch am höchsten in ihrer Gunst.«
»Du hast Ihrer Gnaden Geld geliehen?«
»Ein wenig. Doch andere argwöhnen, ich hätte ihr weitaus mehr geliehen, und dann kommen sie, weil sie denken,
ich müsste viel Geld übrighaben, und wollen ebenfalls von mir borgen. Ich habe aber nichts übrig!«
»Du hast alles für mich ausgegeben.«
Er lachte. »Und damit bestens angelegt, mein Lieb.« Er wurde schnell wieder ernst. »In Gunst zu stehen, bedeutet Bevorzugung, es gibt jedoch auch gewisse Gilderegeln, obwohl die königliche Familie und die großen Adelshäuser nicht an solche Beschränkungen gebunden sind. Daher reden wir über solche Dinge nicht.«
»Wie sieht es mit den Bedienten aus? Gewiss wird der ein oder andere etwas ausplaudern, das ist doch nur menschlich. «
»Es kommt darauf an, dass wir nichts sagen, mein Lieb. Dann gibt es allenfalls den Klatsch des Gesindes, der kaum als Beweis dienen kann. Begreifst du das?«
»Ich soll Ihre Königliche Hoheit nicht in der Öffentlichkeit erwähnen. «
Er schien sehr zufrieden. Offen gesagt, stellte es keine Bürde für mich dar, da ich liebend gerne darauf verzichtete, von Ihrer Gnaden zu sprechen. Was mich erschreckte, war das
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