Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Eltern, Letztere vermutlich nur, weil es doch ein recht großes gesellschaftliches Ereignis war, obwohl ich selbst natürlich noch zurückgezogen in meiner Wöchnerinnenkammer lag. Im Unterschied zu den meisten anderen an der Zeremonie teilnehmenden Frauen hielt es Mutter allerdings nicht für nötig, bei mir vorbeizusehen.
Ich weinte, als ich Bella in dieser Nacht stillte. Natürlich waren meine Gefühle so kurz nach der Geburt leicht verletzlich, ich hatte jedoch keinen Zweifel daran, dass Mutter mich mit ihrem Verhalten hatte kränken wollen. Glücklicherweise verzehrte mich dieser Kummer nicht, konnte mich überhaupt nicht verzehren, da etwas weitaus Stärkeres meine Stimmung hob – meine Mutterschaft, die ich von Herzen
genoss. Ich lehnte sogar eine Amme ab, da ich die Zeit in jeglicher Hinsicht auskosten wollte, und Janyn versuchte erst gar nicht, es mir auszureden, weil auch er meine völlige Hingabe für Bella teilte. Oft saß er bei mir, wenn ich sie stillte, und sein Gesicht strahlte vor Zuneigung.
Im Juli wohnten die Perrers, meine Großeltern, meine Brüder und meine Schwester sowie Nan und viele Freunde meiner Entsühnung bei, eine Zeremonie, bei der ich zum Dank für die glücklich verlaufene Geburt am Marienaltar Kerzen entzündete. Es war ein stilvolles und heiteres Ereignis, dem ein besonderes Prickeln innewohnte, da es meine Bereitschaft zur Wiederaufnahme des Beischlafs signalisierte. Einen weiteren Aufschub hätte Janyn auch nicht ertragen.
Einen Monat später erhielten wir die Nachricht, dass Königinmutter Isabella sich auf dem Weg nach London befinde und uns in vierzehn Tagen mit einem zweitägigen Besuch auf Fear Meadow beehren würde. Selbstverständlich erwartete sie, dort ihre Patentochter und Namensschwester anzutreffen. Ich redete mir ein, welch hohe Ehre es sei, und lenkte meine Gedanken von der fortwährenden Besorgnis ab, indem ich mich in die hektischen Vorbereitungen für die Übersiedlung stürzte.
Erst jetzt bestand Janyn darauf, dass ich eine Amme anstellte. »Es ist wichtig, dass du Bella auch anderen anzuvertrauen beginnst, Alice. Als meine Frau hast du gewisse Verpflichtungen. Ich brauche dich an meiner Seite, wenn wir die Königinmutter oder sonst jemanden empfangen. Es mag eine Zeit kommen …« Er verstummte und wandte den Blick ab. »Wie ich sehe, hast du zu packen begonnen.«
Ich ergriff ihn an den Schultern und drehte ihn zu mir zurück. Mit einem bedauernden Lächeln sah er zu mir herab.
»Was für eine Zeit mag kommen?«
»Alice, setz dich her.« Er zog mich zu einer Bank, ließ sich seufzend darauf nieder und klopfte mit der Handfläche auf den Platz neben ihm. »Ich bin sehr viele Jahre älter als du. Eines Tages – so Gott will, aber noch nicht bald – wirst du alleine die Verantwortung für unsere Tochter und unsere anderen Kinder tragen. Deshalb lege ich auch so viel Wert darauf, dass du mein Geschäft erlernst und die Gebräuche unseres Stands, damit du ohne Angst vor der Zukunft weiterleben kannst. Wenn ich auf einer Amme bestehe, ist dies also nicht böswillig gemeint.« Er legte seinen Arm um mich.
Ich lehnte den Kopf an seine Brust und hörte das kräftige Schlagen seines Herzens. Alle Willenskraft zusammennehmend, zwang ich mich zu glauben, dass seine Worte nicht mehr zu bedeuten hatten, als er behauptete.
Seite an Seite ritten wir nach Fair Meadow, und meiner geliebten Bella, die mit ihrer Amme auf einem Leiterwagen fuhr, schadete die stundenlange Trennung von mir überhaupt nicht. Es war vielmehr wundervoll zu sehen, wie ihr Gesicht strahlte, als ich im Hof unseres Landhauses auf sie zukam, und ihr glucksendes Lachen zu hören, während sie nach meiner Nase griff.
Nach unserer Ankunft blieben uns zwei Tage Vorbereitung für die Königinmutter. Gwen und Dame Tommasa machten sich aufgeregt an meinen Kleidern zu schaffen, brachten Abnäher an – offenbar hatte ich in den letzten Tagen einiges Gewicht verloren – und fügten Edelsteine hinzu. Meine Haare wurden mit einer rätselhaften Mixtur aus Ölen und Balsamen gewaschen, und ich musste mich mit einem breitkrempigen Hut, durch dessen herausgeschnittenen Deckel meine Haare gezogen wurden, nach draußen setzen, damit die Sonne sie aufhellen konnte. Zur selben Zeit wurde mein Gesicht mit einer widerlichen Paste behandelt, die schmerzhaft aushärtete und durch die jene Sommersprossen
verschwinden sollten, die ich mir in den vergangenen zwei Wochen bei der Gartenarbeit geholt hatte.
»Ich buhle
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