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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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die Kehle zuschnürte. In allen anderen Dingen trat Janyn selbstsicher und entschlossen auf,
nur wenn es die Königinmutter betraf, schien er sich auf Treibsand zu bewegen, gewahr, dass ihm es bislang zwar gelungen war, obenauf zu bleiben, dass er aber ständig in der Gefahr schwebte, zu versinken.
    »Ich habe deiner Mutter von Isabellas Absicht erzählt, die Patenschaft zu übernehmen«, brachte ich heraus.
    »Natürlich hast du das«, sagte Janyn. »Ich wäre überrascht, hättest du es nicht getan.« Sein Selbstvertrauen war erschüttert. Ich merkte es an der Art, wie er seine Worte hervorpresste.
    »Wir haben uns gefragt, wie wir es geheim halten sollen.«
    »Das frage ich mich auch, mein Lieb.«
    »Sollten wir eine Tochter bekommen, wird sie dann Isabella genannt werden?«
    »Das würde dem Brauch entsprechen. Ein Kind erhält den Namen des ersten Paten. Aber Ihre Gnaden könnte auch einen anderen vorschlagen, wie dies viele tun.«
    »Ich habe Angst, Janyn. Sie besitzt eine solche Macht über dich. Über uns.«
    Er schwieg einen Moment. Seine Hand auf meinen Bauch bewegte sich leicht, so als hätte er sie erst ballen wollen, bevor ihm einfiel, dass er das nicht durfte. Dann antwortete er mit müder Stimme: »Sie war Königin dieses Landes, Alice. Und sie ist die Mutter unseres Königs. Wir sind ihre Untertanen, und wenn sie uns zu ihren Günstlingen erhebt, ist dies eine Auszeichnung, und wir sind verpflichtet, ihr in jeglicher Hinsicht unsere Ehre zu erweisen.«
    »Du klingst, als würdest du etwas wiederholen, das deine Mutter viele Male zu dir gesagt hat.«
    Er lachte bemüht. »Du durchschaust mich bereits hervorragend. «
    »Hast du dich in der Vergangenheit nie wegen deiner Verpflichtungen gegenüber Isabella geärgert?«
    »Sie mochte Janet nicht.« Seine erste Frau. »Eine Woche nach meiner Hochzeit bestellte sie mich nach Castle Rising ein und ließ keine Zweifel daran, dass ich nur mit meinem Vater und sonst niemandem kommen sollte. Ich wollte ablehnen, aber Janet und meine Eltern machten mir klar, dass dies kindisch sei, dass ich all unsere Annehmlichkeiten, unsere Zukunft aufs Spiel setzen würde, wenn ich der Königinmutter den Gehorsam verweigerte.« Er holte tief Luft. »Aber wir wollen nicht alte Wunden aufreißen. Sonst hört uns das Kind noch und schläft schlecht.« Er küsste meine Hand.
    Ich fragte mich, ob Janet wohl auch Angst gehabt hatte. Dann ließ ich die Frage auf sich bewenden, als Janyn die Lampe herunterdrehte und sich an meinen Rücken schmiegte, was meine Rückenschmerzen minderte und das Kind beruhigte. Wir schliefen bis in den Morgen. Das war das Gute an einer Schwangerschaft, bis auf die letzten beiden Wochen schlief ich ausgezeichnet, wie groß das Durcheinander in meinem Leben auch sein mochte.
    Als meine Großeltern zwischen Janyns Heimkehr und meinem Kindbett bei uns aßen, bat ich Dame Agnes, bei der Geburt an meiner Seite zu sein.
    »Ich?«
    »Ich hätte gerne jemanden aus meiner Familie bei mir.«
    »Ich fühle mich geehrt, liebe Alice. Natürlich gerne.«
    »Habt Dank, Dame Agnes«, sagte Janyn. »Ihr macht uns beide sehr glücklich.«
    Es war keine vierzehn Tage vor meinem Kindbett, als die Königinmutter endlich einen Boten schickte, der ganz offiziell ihre Absicht verkündete, die Patenschaft für unser Kind zu übernehmen. Sollte es ein Mädchen sein, würde sie selbstverständlich erste Patin sein, und unsere Tochter würde Isabella genannt werden.
    Nach einer langen Phase der Wehen, deren Dauer Janyn, wie ich später erfuhr, in große Angst versetzt hatte, kam Ende Juni meine süße Isabella auf die Welt. Dame Agnes und Dame Tommasa sorgten sich während der gesamten schmerzhaften Prüfung liebevoll um mich, ebenso wie die gute Nan, Gwen und Felice, eine Hebamme, die mir sehr gefiel.
    Meine erste Tochter hatte rosa Wangen und dunkle Haare, wunderschöne lange Finger und Zehen und den Appetit eines Fuhrmanns. Von dem Moment, da ich sie in den Armen hielt, und besonders, als sie meine schweren Brüste fand und daran saugte, war ich von ihr entzückt. Natürlich liebte ich Janyn weiter vor allen anderen Männern, aber vom Augenblick ihrer Geburt an war Bella der Mittelpunkt meines Lebens. Für Janyn, mich und die ganze Familie war sie immer nur ›Bella‹.
    Dame Tommasa vertrat die Königinwitwe bei Bellas Taufe, die Frau von Janyns Gildemeister wurde zweite Patin und Geoffrey der Pate. Meine Salisbury-Großeltern nahmen ebenso an der Kindstaufe teil wie meine

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