Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
doch nicht um die Gunst der Königinmutter«, beschwerte ich mich, aber meine Peiniger hielten nicht einen Moment in ihren Bemühungen inne.
Ich beklagte mich bei der kleinen Bella und ihrer Amme, die ganz in der Nähe im Schatten saßen.
»Ich kann mir kaum etwas Köstlicheres vorstellen, als dass so viel Wirbel um mich veranstaltet würde«, erklärte die Amme Mary. »Fühlt Ihr Euch nicht selbst wie die Queen?«
Ich warf ihr durch die Haarsträhnen, die vom Hutrand herabhingen, einen vielsagenden Blick zu und musste laut auflachen. Schon bald lachte sie ebenfalls, und Bella gluckste und strampelte.
So traf Janyn uns an und begann sofort, mich wegen meines furchteinflößenden Aussehens zu hänseln.
Unsere gemeinsame Zeit auf Fair Meadow erfüllte alle Hoffnungen, die ich damit verbunden hatte. Die langen Spätsommertage, die wohlig verträumten Liebesnächte, die vielen Stunden, die wir damit verbrachten, unsere Tochter zu bewundern und über weitere Kinder zu sprechen. Wie sehr ich Janyn und Bella doch liebte, wie glücklich wir waren. In meiner Vorstellung sehe ich unser Landhaus stets von Sonne beschienen. Ich war fest entschlossen, dass es immer so sein sollte.
Bevor wie uns dort richtig entspannen konnten, mussten wir indes erst den einen Tag und eine Nacht währenden Besuch der Königinmutter und ihres Gefolges hinter uns bringen. Kurz vor ihrer Ankunft erreichte uns die Nachricht, dass sie in Gesellschaft ihres Enkels John of Gaunt, dem drittältesten Sohn des Königs, reiste. Er würde allerdings nicht über Nacht bleiben, sondern nach dem Festmahl in ein königliches Jagdschloss weiterziehen.
»Es ist eine große Ehre, den jungen Earl of Richmond begrüßen zu dürfen«, sagte Janyn. »Er wird sich bestimmt sofort in dich verlieben. Er ist nur ein paar Jahre älter als du und ausgesprochen hübsch. Ich denke, ich werde eifersüchtig sein.«
Der Altersunterschied zwischen uns schien Janyn in letzter Zeit viel zu beschäftigen. »Ich sehe in meinen Träumen keinen anderen Mann als dich, mein Lieb«, versicherte ich ihm.
Obgleich sie ebenso großartig gekleidet war wie bei ihrem ersten Besuch auf Fair Meadow, wirkte Isabella eigentümlich matt. Trotz der Hilfe durch ihren Pferdeknecht stolperte sie beim Absteigen und schien einen Moment lang unsicher und verwirrt. Ich bekreuzigte mich, während der elegante Earl of Richmond und Sir David ihr links und rechts zur Seite sprangen. Es war, als hätte ihr Alter sie plötzlich eingeholt.
»Deus iuva me«, murmelte Dame Tommasa neben mir. Sie war richtig bleich geworden.
Die Königinmutter aber winkte Sir David mit einer sachten Handbewegung fort und stützte sich nur schwach auf die von ihrem Enkel dargebotene Hand. Ihr Gang war zwar steif, keineswegs so gewandt wie früher, dennoch wankte sie nicht, als sie sich uns näherte. Rasch trat Janyn vor, um sich vor ihr zu verneigen und sie in unserem Heim willkommen zu heißen, und ich folgte ihm dichtauf.
Mit herzlichem Lächeln und wachem Blick betrachtete sie uns wohlgefällig. Nach den allgemeinen Höflichkeitsbezeigungen traten wir in die Halle, und als Isabella ihr Patenkind in die Arme gelegt wurde, überreichte Gaunt dem vor Stolz strahlenden Janyn als Geschenk für meine Tochter ein seidenbezogenes Kissen, das über und über mit Einhörnern und anderen fröhlichen kleinen Fantasiegeschöpfen bestickt war.
»Und wenn sie alt genug ist, soll Euren Stallungen für meine Namensschwester ein Pony hinzugefügt werden«, sagte Isabella und küsste meine Tochter auf die Stirn.
Dann berührte Gaunt meinen Arm und bat mich, mit ihm in den Hof zurückzukommen.
Seine Augen waren blaugrau mit dunkelbraunen Wimpern und geschwungenen Brauen, seine Haare blond und seine kräftige Kinnpartie kantig. Er war ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern und so stattlich, dass er eher einem Gott ähnelte als einem Menschen. Ich folgte ihm zur Tür hinaus – wie hätte ich ihm die Bitte verweigern können? – und überlegte besorgt, was nicht in Ordnung war.
In der Mitte des Hofs stand Isabellas Pferdeknecht und hielt die Zügel einer herrlichen Stute, muskulös und geschmeidig, das Fell dunkel und glänzend. Sie scharrte in der festgestampften Erde und schüttelte mit einem rauen Wiehern den Kopf, als wir uns näherten.
»Lady Isabella sagt, sie habe Euch ein Jagdpferd versprochen«, erklärte Gaunt. »Und sie hält ihr Wort.«
Ich blieb stehen und starrte auf das wundervolle Geschöpf, das mich nun mit
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