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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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treffen.«
    Seine Gleichgültigkeit traf mich bis ins Mark. »Natürlich. Aber hast du keine Lust, dich erst noch eine Weile hier auf dem Land zu erholen? Du bist seit den ersten Frühlingstagen auf Reisen gewesen.«
    »Es fällt schwer, sich zu erholen, wenn noch so viel zu tun bleibt.«
    Dabei war stets viel zu tun gewesen. Ich konnte nicht begreifen, warum gerade jetzt für ihn alles eine solche Dringlichkeit besaß. Und auch nicht, warum er es vermied, über unsere Familie und unsere Zukunft zu sprechen.
    »Wie ist es dir in Mailand ergangen, mein Lieb?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen, Alice.«
    »Kannst du mir denn wenigstens sagen, ob du erreicht hast, was du zu erreichen hofftest?«
    »Im Wesentlichen, ja. Aber wir dürfen nicht darüber reden.«
    Und all diese Unterhaltungen endeten damit, dass er fragte: »Der Mann, der dich auf dem Markt behelligt hat, erzähl mir alles, woran du dich erinnerst.«
    Womöglich wollte er ja deshalb gerne nach London zurück, um mehr über den Fremden in Erfahrung zu bringen. Wieder und wieder erzählte ich ihm alles, woran ich mich erinnern konnte. Jedes Mal, wenn ich Janyn den Fremden beschrieb, schüttelte er nur den Kopf und erklärte, dass er niemand kenne, auf den diese Beschreibung zutreffe, und lobte mich für die Geistesgegenwart, seinen Aufenthalt in Mailand nicht erwähnt zu haben.
    »Aber der Mann wusste es. Oder vermutete es. Und er ging
offenbar auch davon aus, dass du im Auftrag des Königshauses unterwegs bist. Was hat das zu bedeuten, Janyn?«
    Sobald wir zu dieser Frage kamen, versicherte er mir stets, es sei nicht so wichtig, und schritt mit finsterer Miene davon.
    Er war kaum einen Monat zu Hause, da empfingen wir die Nachricht, die Königinmutter und ihre Tochter Joan, die Königin von Schottland, würden auf ihrem Weg nach Hertford Castle hier durchreisen, und wir sollten ihnen in zwei Tagen im königlichen Jagdschloss unsere Aufwartung machen.
    »Warum übernachtet sie nicht bei uns?«, fragte ich Janyn.
    »Ihr Gefolge ist zu groß für dieses Haus.«
    Mir graute vor dem Besuch. »Bleiben wir über Nacht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Möchte sie, dass wir ihre Patentochter mitbringen?«
    »Nein, mein Lieb, hier handelt es sich um eine offizielle Einladung, nicht um einen privaten Besuch.«
    »Klingt nicht sehr beruhigend, finde ich.«
    »Wir sind aufgefordert worden, der Königinmutter unsere Aufwartung zu machen, Alice. Du weißt, uns bleibt gar keine andere Wahl.«
     
    Das Jagdschloss war ein hübscher Bau aus Stein und Holz, wenigstens dreimal so groß wie Fair Meadow und eingebettet in eine schöne Parklandschaft, der mit viel Sorgfalt ein leicht verwildertes Aussehen gegeben worden war. Vielleicht würde es ja doch Vergnügen bereiten, an einem solch hübschen Ort ein paar Tage zu verbringen. Um Janyns wie um meinetwillen nahm ich mir vor, den Aufenthalt zu genießen.
    Allerdings wurde mein Gleichmut schon bei unserer Ankunft auf eine harte Probe gestellt, als wir erfuhren, dass Queen Philippa uns im Saal des Jagdschlosses erwartete.
Offenbar hatte Isabella die Reise stark erschöpft, und sie musste sich erst ausruhen, bevor sie uns empfangen konnte.
    Ich sah Janyn erstaunt an. Unhörbar formte ich mit meinen Lippen die Frage: »Die Königin?«
    »Mir ist Queen Philippas Anwesenheit nicht angekündigt worden.«
    Etwas an seiner Haltung verriet mir, dass man es ihm zwar nicht gesagt hatte, er aber auch nicht überrascht darüber war, und diese Erkenntnis verängstigte mich stärker als das unerwartete Zusammentreffen mit der Königin.
    Prächtig gewandet in grüner, mit Gold eingefasster und mit Perlen und filigranen Goldknöpfen besetzter Seide, gab Queen Philippa eine imposante Erscheinung ab. Dennoch begrüßte sie uns mit herzlichen Worten und einem freundlichen Lächeln, erkundigte sich nach unserem Ritt und unserer kleinen Bella und brachte ihr Bedauern über meine Fehlgeburt zum Ausdruck. Isabella musste ihr von diesem Unglück erzählt haben, da ich nicht schwanger gewesen war, als ich Philippa in Hertford getroffen hatte.
    »Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch bei Sonnenuntergang zu einer kleinen Mahlzeit in meinem Gemach einfinden könntet«, sagte die Königin zu mir. »Ein ungestörtes Essen nur mit Euch und Joan wird gewiss sehr angenehm. Euer Gemahl wird derweil mit den anderen dinieren.«
    »Eure Königliche Hoheit«, brachte ich mit Mühe hervor, als ich mich verbeugte.
     
    Das Schlafgemach, in dem ich mit den beiden

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