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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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zu brechen, zu einem kleinen, von Wandschirmen abgetrennten Bereich in der Halle, wo mein Schwiegervater an seinen Geschäftsbüchern saß und arbeitete.
    Mühevoll erhob sich Master Martin aus seinem Stuhl. Er bewegte sich, als wären seine Gelenke ganz steif. Seine Augen hatten einen glasigen Blick.
    »Was ist geschehen, Vater?«, fragte ich, als wir uns umarmten. Sein Atem roch säuerlich, so als hätte er bereits reichlich getrunken, obwohl es noch nicht einmal Mittag war.
    »Sie ist fort. Meine Tommasa. Erst mein Sohn, jetzt meine Frau. Gott im Himmel, was soll ich bloß tun? Wie soll ich weiterleben?«
    Er drückte mich so fest an sich, dass ich durch die diversen Stofflagen meiner Kleidung jede einzelne Fingerkuppe von ihm spüren konnte. Das war Master Martin, ein Mann, der für mich stets ein Quell an Kraft und Weisheit gewesen
war. Ihn in diesem Zustand vorzufinden, entsprach den Bildern in meinen dunkelsten Träumen.
    »Vater, was meint Ihr damit?«
    Er ließ mich los und taumelte zurück. Sein Diener, der ruhig hinter mir gewartet hatte, half seinem Herrn in den Stuhl, bevor er sich mit ernstem Gesicht kurz vor mir verbeugte und hinter den Wandschirmen verschwand. Master Martin bedeckte sein Gesicht mit den Händen und schüttelte den Kopf.
    Ich ging vor ihm in die Hocke. »Ihr ängstigt mich. Ich flehe Euch an, sagt, was Ihr damit meint. Was ist hier geschehen? «
    Mit einem Stöhnen löste er die Hände vom Gesicht und sah mich an.
    »Die Nachricht ist gekommen. Nach all den Jahren hatte ich gar nicht mehr damit gerechnet. Aber sie kam. ›Flieht‹. Und Tommasa sagte, sie müsse sofort gehen. Ohne mich. Sie sagte, Janyn habe solch eine Nachricht offenbar bereits früher erhalten oder zumindest gewusst, dass sie kommen würde. Sie dankte Gott dafür, dass die Königinmutter einen sicheren Platz für dich und unsere Enkelin gefunden hat.«
    »Fliehen … ohne Euch? Und Janyn hat ebenfalls eine solche Nachricht erhalten?«
    Master Martin nickte.
    »Und was meint Ihr mit ›nach all den Jahren‹?«
    »Ich habe dem bei unserer Heirat zugestimmt. Und war so töricht zu glauben, dass der Tag nie kommen würde.«
    Angehörigen meiner Familie widerfuhren derartige Dinge nicht. Wir waren schlichte Kaufleute, gewöhnlich bis zur Unsichtbarkeit. Gottesfürchtige, ehrenwerte Mitglieder von Händlergilden. Aber schon als mir dies noch durch den Kopf ging, begriff ich, dass wir längst nicht mehr gewöhnlich
waren, denn auch auf uns lastete die fluchvolle Verbindung zu Isabella von Frankreich.
    »Hat Dame Tommasa die Nachricht überhaupt nicht in Zweifel gezogen?«, fragte ich. »Sie muss sich doch in ihrem Innersten dagegen gesträubt haben. Es kann ihr schließlich nicht leichtgefallen sein, Euch zu verlassen.« Oder Janyn mich!
    »Ihrem Verhalten nach schien sie keinen Zweifel daran zu haben, was sie tun musste.« Er sah mich fragend an, als ob er hoffte, ich wüsste mehr.
    »Wer überbrachte denn die Nachricht?«
    »Ein Bote in weitem Mantel und mit Kapuze über dem Kopf. Tommasa behauptete, ihn nicht zu kennen, sie wisse aber, dass er derjenige sei, den sie erwartet hatte.«
    »Wie das?«
    »Sie sagte nur, dass sie es wisse.«
    »Und Ihr stelltet ihr keine Fragen? Verlangtet keine weiteren Auskünfte? Sie ist doch Eure Frau, Master Martin. Habt Ihr ihr erlaubt zu gehen?«
    Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. Dabei versuchte ich doch nur zu begreifen, was er mir da berichtete. Ich schilderte ihm den Vorfall aus der Kirche und beschrieb die Frau, die mir Janyns Rosenkranz gegeben hatte, so genau es mir möglich war. »Kommt sie Euch bekannt vor?«, fragte ich ihn.
    Als ich die Rosenholzkette seines Sohnes erwähnte, stiegen Master Martin die Tränen in die Augen, aber er behauptete, die Frau nicht zu kennen.
    Ich erklärte ihm, welche Bewandtnis es mit der Übergabe der Kette hatte.
    »Dann seid Ihr ebenso gewarnt worden wie ich.«
    »Warum habt Ihr mir keine Nachricht zukommen lassen, Vater?«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Wie könnte ich wohl die Frau ausfindig machen? Wenn ich wüsste, woher sie von meiner Anwesenheit in der Kirche erfahren hatte, vielleicht …«
    »Lass ihn in Ruhe, Alice. Er ist fort. Sie sind beide fort.«
    »Habt Ihr denn keine Fragen?«
    »Sicher hab ich die. Aber es ändert doch nichts.«
    »Wohin sind sie gegangen?«
    »Nach Hause. Nach Mailand. Oder wo immer ihre Familie sie verstecken kann. Wenn sie es bis dorthin überhaupt schaffen.«
    »Ich muss eiligst nach

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