Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
über meinen Gemahl gebracht hatte. Ich bestritt dies keineswegs, konnte mir jedoch
nicht vorstellen, wie einem solchen Leben irgendeine Form von dauerhafter Freude erwachsen sollte.
»Werdet Ihr hierbleiben?«, fragte ich. »In diesem Haus, von dessen Wänden ihre Stimmen und ihre Schritte widerhallen ?«
Master Martin fuhr sich durch das lichter werdende Haar und sah sich um, als würde ihm in jedem Gegenstand die Vergangenheit entgegenscheinen. »Wie könnte ich all dies zurücklassen? Dies war der Ort all meines Glücks.«
»Was geschieht mit meinen Häusern?«, fragte ich mich laut. »Habe ich einen Anspruch darauf?« Es kam mir ein wenig herzlos vor, mich danach zu erkundigen, aber ich brauchte etwas, woran ich mich festhalten konnte, etwas Vertrautes.
»Ich … ich werde mich nach eurem Londoner Haus erkundigen und dir Nachricht senden. Fair Meadow war ein Geschenk der Königinmutter. Über dieses Grundvermögen müsstest du also leichter direkt bei Hofe Auskünfte bekommen. «
Von meinen Häusern als Grundvermögen zu sprechen, tat mir in der Seele weh. »Ich kann das alles einfach nicht glauben. Es ist ein Alptraum. Vater, ich bitte Euch, sagt, dass es nur ein Alptraum ist. Rüttelt mich wach.«
Tränen stiegen ihm in die Augen, und er senkte den Kopf, wie ich annahm, um zu beten, aber als er sich wieder aufrichtete, trug sein Gesicht die Züge von jemandem, der zu einem Entschluss gekommen war und keinen Widerspruch duldete. Seine Augen waren zwar noch immer tränenfeucht, doch sie blickten hart, und sein Unterkiefer trat scharf hervor. »Meine liebe Alice, du musst dich von deinem alten Leben lösen, von all den gemeinsamen Träumen, die du mit Janyn hattest. Mein Sohn hat für eure finanzielle Sicherheit vorgesorgt. Ich werde all seinen Wünschen Rechnung tragen.
« Sein Ton klang barsch und ungehalten, als wäre das Maß an Freundlichkeiten nun erschöpft. »Nutze die Chance, bei Hof noch einmal von vorne zu beginnen. Du solltest der Königin dankbar sein für ihre Großzügigkeit.«
Ich begriff, dass er mich loswerden wollte.
»Möge Gott mit Euch sein, Master Martin.« Ich wankte, als ich aufstand, um zu gehen. Stephen und Gwen stützten mich.
»Gott mit dir, meine liebe Alice.« Master Martin bemühte sich nicht, seine Erleichterung zu verbergen.
Gwen hielt meinen Arm den ganzen Weg bis zur Barke, die an der Themse auf uns wartete, erkundigte sich aber erst nach dem Geschehenen, als wir später allein waren.
»Wie ist die Frau in St. Mary denn in den Besitz von Master Janyns Rosenkranz gekommen?«, fragte sie dann.
Ich wiederholte unser kurzes Gespräch. Es fiel mir schwer, die Worte auszusprechen. Ich erzählte ihr weder, dass Janyn mir diesen Tag vorhergesagt hatte, noch sprach ich über den Zweifel, der in meinem Innersten Gestalt annahm. »Ich wünschte, ich wüsste mehr.«
Meine gute Gwen, die inzwischen eher eine Gefährtin und Beschützerin für mich war als ein Dienstmädchen, schlang einen warmen Überwurf um meine Schultern und schenkte neuen Wein in meinen Becher. Ihr einfühlsamer Beistand tat mir wohl.
Ich zermarterte mir den Kopf, ob ich mich Queen Philippa anvertrauen sollte, was den Vorfall mit dem Rosenkranz und Master Martins schreckliche Auskünfte betraf, und entschied mich schließlich dafür. Ich vermutete, oder vielmehr hoffte ich, dass sie meinem Besuch nur zugestimmt hatte, da sie bereits wusste, was ich erfahren würde, in welchem Fall sie mir nun vielleicht noch mehr erzählen würde.
Als ich Ihre Königliche Hoheit an diesem Abend in die Halle begleitete, berichtete ich ihr von meinen Erlebnissen in London. Ihre Schritte verlangsamten sich, während ich sprach, und ihr bestürzter Gesichtsausdruck beunruhigte mich.
»Eure Königliche Hoheit?«
»Wir haben einen Spion unter unserem Dach, Alice. Einen Spion! Wie sonst hätte diese Frau wissen können, dass Ihr heute in die Stadt kommt? Ihr werdet keine weiteren Ausflüge nach London unternehmen. Keinen einzigen.«
»Aber was ist mit Janyn, Eure Königliche Hoheit? Was ist mit dem Verschwinden meines Gemahls?«
Sie schüttelte ihren Kopf. »Dieses verfluchte Weib«, murmelte sie und sah dabei auf ihre beringten Hände, nicht auf mich. »Ihr habt Perrers gehört, Alice. Hier seid Ihr in Sicherheit. Für Euch und Eure Tochter ist wohlgesorgt. Alles wird gut werden. Ich werde es an Euch wiedergutmachen.« Sie setzte ihren Weg fort und brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen, als ich das Gespräch
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