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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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wollte es abstreiten, aber er las mir die Wahrheit am Gesicht ab.
    »Alice!« Er wirkte bestürzt. »Hat er dir beigelegen? Seid ihr alleine ausgeritten? Wird bei Hofe deshalb über deine besondere Gunst getuschelt?«
    »Nein! Er ist freundlich zu mir, weiß um mein Leid.«
    »Und das soll alles sein? Wenn du da mal nicht falsch liegst. Du wärst nicht seine erste Eroberung nach der Königin, das ist dir doch klar. Der gesamte Hof weiß das.«
    Ich mochte nicht darüber nachdenken. Eine Weile schon wollte mir die Geschichte von Criseyde und Troilus nicht mehr aus dem Kopf gehen, jene griechische Sage, die erstmals Geoffrey mir erzählt hatte und die ich inzwischen am Hofe häufig gehört hatte.
    Als Troja von den Griechen belagert wurde, floh der trojanische Seher Kalchas ins feindliche Lager und ließ seine Tochter Criseyde in Troja zurück. Troilus, der Sohn des Königs von Troja, verliebte sich in sie und sie sich in ihn. Doch dann nahmen die Griechen einen bedeutenden trojanischen Krieger gefangen, und Criseyde wurde auf Kalchas Drängen hin gegen ihn ausgetauscht. Sie schwor, zu Troilus zurückzukehren, aber sobald sie im Lager der Griechen war, verlangte der sie begehrende König Diomedes, sie solle Troilus vergessen und ihm ewige Treue schwören. Sie entsprach seiner Forderung. Troilus erfuhr von ihrem Wortbruch und warf sich mit einer solchen Selbstaufgabe in den Kampf, dass er schließlich getötet wurde. Criseyde wurde dafür verantwortlich gemacht und beschuldigt, ihn erst verführt und sich ihm versprochen zu haben, um ihn dann zu verlassen, sein Herz zu brechen und ihm seinen Lebenswillen zu rauben.
    Wenn ich die Geschichte hörte, verfolgte mich jedes Mal
die entsetzliche Vorstellung, Criseyde zu sein und für meinen Gehorsam verurteilt zu werden. Sie war an den Feind ausgeliefert und von einem König begehrt worden, um dessen Gewogenheit sie nicht gebuhlt hatte. Sie hatte gehorcht, und dafür und wegen ihrer Schönheit wurde sie nun verdammt. Ich hatte selbst die abschätzigen Blicke der Höflinge im Gefolge des Königs gesehen, wann immer er mit mir sprach, und konnte genau nachvollziehen, wie sie empfunden haben musste.
    Ich nahm Geoffreys Hand und sah ihm direkt in die Augen. Ich wollte ihn zwingen, für einen Moment ernst zu sein, denn er neigte dazu, sich bei der kleinsten Unannehmlichkeit in Witzeleien zu flüchten. »Erinnerst du dich an die Geschichte von Criseyde, die du mir einmal erzählst hast, von dem herrlichen Umhang und dem Seidengewand, das sie trug, als sie Troja und Troilus verließ?«
    Er wirkte verwirrt. »Was hat das denn mit deinen Geißblattranken zu tun?«
    »So wie du die Geschichte erzählt hast, wurde Criseyde dafür verurteilt, sich so prächtig gekleidet zu haben, als wäre es ihre Absicht gewesen, sich einen neuen Geliebten zu schnappen. Andererseits wurde sie aber von Troja in das Lager der Feinde Trojas geschickt, wurde eingetauscht gegen einen gefangenen Krieger. Es war nicht ihre freie Wahl zu gehen – zumindest hast du mir die Geschichte so erzählt. Ich bezweifle auch stark, dass sie allein entschied, wie sie sich für diese Mission zu kleiden hatte. Dennoch wurde sie verdammt und nicht jene, die sie schickten. Sie wurde beschuldigt, Troilus betrogen zu haben. Aber blieb ihr denn eine Wahl? Wenn ein König wie Diomedes von ihr verlangte, Troilus zu vergessen, war das nicht ein Befehl?«
    Missbilligend schüttelte Geoffrey den Kopf. »Ich begreife noch immer nicht, Alice. Worum geht es hier?«
    »Der König hat, ohne dass ich davon etwas wusste, mein bevorzugtes Zeichen benutzt, und sofort denkst du, ich hätte ihn dazu verführt, stimmt’s?«
    »Denk ich das?« Er schien die Frage an sich selbst zu richten.
    »Verstehst du jetzt, was ich mit Criseyde meinte?«, fragte ich ohne jede Schärfe, nur eine schlichte Frage.
    Inmitten der ausgelassenen Gesellschaft, die aß, trank, lachte und lauthals schnatterte, saß mein alter Freund in seinem eleganten roten und schwarzen Gewand völlig reglos, drehte nachdenklich den hölzernen Weinbecher, den wir uns teilten, und dachte über meine Worte nach. Ich fühlte mich sonderbar beschwingt, so als würde sich mein eigenes Schicksal ändern, wenn ich ihn nur davon überzeugen könnte, dass man Criseyde zu Unrecht verdammte. Ich wollte ihn unbedingt überzeugen, als müssten alle es verstehen, sobald nur er es erst einmal begriff. Endlich nickte er.
    »Ja, ich verstehe, dass solche Anschuldigungen eine große Ungerechtigkeit

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