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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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gebracht hatte. Aber das Rankenmuster auf seinem Umhang verhöhnte mich für solche Gedanken.
    Als King Edward meine Hand ergriff, spürte ich einen Hitzestrahl durch meinen Körper schießen. Ich bin mir recht sicher, irgendeinen Laut von mir gegeben zu haben, irgendeinen Ausruf, aber er winkte nur den Musikern zu, das Tempo zu beschleunigen, und schon eilten wir Hand in Hand davon, um uns unter die anderen Tänzer zu mischen. Von diesem Moment an zeigte die Alchemie aus seiner Berührung, seiner Ausstrahlung und seiner Lebensfreude ihre Wirkung und übertrug sich seine Stimmung auf mich. Der König war trotz seines Lebensalters von fast fünf Jahrzehnten ein behänder und leichtfüßiger Tänzer. Noch nie hatte ich mit einem so gewandten und anmutigen Partner getanzt.
    »Gefällt Euch mein Emblem für das heutige Fest?«, rief er und schwang die freie Hand über seine prachtvolle Tunika. »Ihr wart meine Anregung!« Sein Grinsen wirkte amüsiert, sein Blick jedoch verharrte gierig auf meinem tief ausgeschnittenen Schnürleib.
    »Nur eine schlichte Pflanze, Eure Königliche Hoheit, doch Ihr habt sie erstaunlich zu veredeln gewusst. Gold und Silber! Ganz lauter spieltet Ihr indes nicht, Mylord. Eine kurze Vorwarnung, und ich hätte einen passenden Surcot für Ihre Hoheit die Königin entwerfen können.«
    »Und mich des Vergnügens Eurer Überraschtheit beraubt? « Er schüttelte den Kopf und lachte.
    Sobald wir uns näherkamen, verspürte ich stets aufs Neue
seine berückende Ausstrahlung. Ich war wieder ein junges, leichtsinniges Mädchen, das sich nichts sehnlicher wünschte, als begehrt zu werden.
    Ich tanzte, ohne mir über irgendetwas Gedanken zu machen, lachte und antwortete auf seine Komplimente mit einer Ungezwungenheit, die ich nie für möglich gehalten hätte. Er hatte mich fürwahr verzaubert. Manche würden sagen, er habe mich verhext. Und die meisten, dass ich ihn verhext hätte. Meinem Körper genügte allein die Musik, um sich den Bewegungen des Tanzes hinzugeben, doch die Gegenwart des Königs fügte dem ein Prickeln hinzu, wie ich es seit meinem letzten Tanz mit Janyn nicht mehr empfunden hatte. Wir waren Teil eines Musters herumwirbelnder Farben, und unsere Edelsteine funkelten im Licht der Fackeln und verstärkten den Zauber noch.
    Nach dem Tanz verbeugte der König sich vor mir, und der Knappe begleitete mich zurück zu meinem Platz an Geoffreys Seite. Als ich wieder bei Atem war, sah ich mich um und bemerkte, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren und die Gäste die Köpfe zusammensteckten.
    »Damit bin ich am Ende«, sagte ich erschrocken über mein eigenes Verhalten, als ich aus dem Bann des Königs erwachte. Trotz all der Dinge, die ich Geoffrey erzählt hatte, war ich bloß eine seinem gleißenden Licht ausgelieferte Motte. In erster Linie empfand ich allerdings Enttäuschung darüber, dass dieser magische, belebende Moment bereits vorbei war.
    Geoffrey hörte natürlich nur meinen erschrockenen Ausruf und wusste nichts von meinen schändlichen Gedanken. Er ergriff meine Hände. »Nein, Alice. Das war doch nur ein Tanz. Der König ist bei vielen Frauen, die an diesem Hof mit erhobenen Häuptern herumlaufen, erheblich weitergegangen. Es war unverkennbar, wie überrascht du warst. Tatsächlich
war dir dein anfängliches Entsetzen deutlich anzusehen, und ich konnte an seinen Augen ablesen, wie sehr es ihn anschließend erfreute, dass du dennoch seinem Banne verfielst.«
    Seinem Banne verfallen? Das war ich wirklich. Oh, gütiger Gott, vergib mir, das war ich. Aber die Vernunft gewann wieder Oberhand.
    »Die Frauen, von denen du sprichst, sind von adligem Geblüt, Geoffrey. Ich werde dafür verurteilt werden, meine Stellung in der natürlichen Rangordnung missachtet zu haben.«
    »Der Tanz hat dir aber dennoch gefallen«, sagte er und reichte mir den Holzbecher zurück, den wir uns teilten.
    »Das hat er. Oh, ja, Geoffrey, das hat er. In dem Punkt bin ich schuldig.«
    Wir brachen in ein halb ängstliches, halb übermütiges Lachen aus.
    Und genau darin bestand meine Schwäche. Denn ich wusste tief in meinem Innern, dass ich mich nicht trauen würde, dem König einen weiteren Tanz abzuschlagen, ich würde es auch gar nicht wollen. Es war eine Sache, in Gesellschaft gemeinsam mit dem König zu jagen und gelegentlich ein Wort mit ihm zu wechseln. Doch es war etwas völlig anderes, ihn zu berühren, seinen Schritten zu folgen und den Rausch eines Tanzes mit ihm zu teilen.
    Er tanzt mit allen

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