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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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jungen, hübschen Frauen am Hofe, redete ich mir ein, vor allem an diesem Weihnachtsfest, da es den Frieden mit Frankreich zu feiern gilt. Doch die Vorstellung missfiel mir. Ich wollte den Vorzug erhalten. Er hatte etwas in mir wiedererwachen lassen, das ich seit meinen glücklichen Tagen mit Janyn nicht mehr empfunden hatte – das Vergnügen an meiner Macht als Frau. Um die Gefahr wusste ich – ich war so einsam, sehnte mich so nach Zuneigung.
Schon einmal war ich die Motte bei einer gleißenden Flamme gewesen, bei Janyn. Er hatte mich an den Hof gebracht und mir einen Platz in der Nähe einer noch strahlenderen Flamme verschafft. Ich fragte mich, ob ihm die Gefährlichkeit der Lage, die er sich für mich gewünscht hatte, bewusst gewesen war. Andererseits, hatte er jemals wirklich das Risiko für mich bedacht, als er mich heiratete? Bestürzt über meine treulosen Gedanken bekreuzigte ich mich.
    Nach dem Fest fürchtete ich Queen Philippas Reaktion. Hatte sie gesehen, welche Wirkung ihr Gemahl auf mich ausübte? Wie sehr es mir gefiel, von ihm berührt zu werden? Ihn zu erregen? Ich hatte nicht gewagt, meinen Blick zur königlichen Tafel zu heben, um zu sehen, wie sie meinen Tanz mit dem König aufnahm. Aber ich konnte ihr nicht lange aus dem Weg gehen, denn an diesem Abend war es meine Aufgabe, ihr die Mandelmilch zu bringen, die sie gerne in ihrem Schlafgemach zu sich nahm, nachdem ihr Füße, Hände und Schultern mit warmen Duftölen eingerieben worden waren. Zu meiner Aufgabe gehörte es, die Milch über dem Kohlenbecken in ihrer Kammer zu erwärmen, und während ich dort stand, pflegte die Königin mit mir über die Ereignisse des Tages zu sprechen und nach meinen Eindrücken zu fragen. Eigentlich hatte ich begonnen, mich auf diese Gespräche zu freuen. Aber nicht an diesem Abend.
    Wie sie da an eine Reihe bunter Seidenkissen gelehnt in ihrem Bett saß, den mächtigen, faltenreichen Leib in eine weite goldene Seidenrobe gehüllt, eine Farbe, die ihr nicht stand, die sie jedoch liebte, schien die Königin in bester Stimmung zu sein. Sie lachte gerade mit Lady Neville. Während ich den Becher über das Becken hielt und darin rührte, tauschten sie irgendeine amüsante Tratschgeschichte aus, dann zog Lady Neville sich zurück.
    »Ihr habt allerliebst getanzt mit Seiner Hoheit«, sagte die
Königin, als ich den Becher mit der warmen Mandelmilch neben ihr abstellte. Sobald sie sich in ihrem weiten Gewand bewegte, erfüllte der Duft ihrer Hautöle die Luft.
    »Ihr seid sehr freundlich, Euer Gnaden. Ebenso wie Seine Königliche Hoheit. Ich fühlte mich zutiefst geehrt von seiner gütigen Liebenswürdigkeit.«
    »Gütige Liebenswürdigkeit?« Die Königin lächelte vor sich hin. Mich überfiel schreckliche Angst, sie könnte alles gesehen, alles durchschaut haben.
    »Er hat mir von Eurem Traum mit der Geißblattranke erzählt und was er Euch bedeutet.« Ihr Lächeln war jetzt verflogen. Sie wurde ernst. »Er fand es entzückend, solch ein Zeichen andauernder Liebestreue. Hielt mich für kaltherzig, als ich Eure Weigerung rügte, sich in das Gegebene zu fügen. Doch das wäre das Beste für Euch. Ihr müsst Euer altes Leben vergessen, Alice. Die alte Königin hat es mit ihrem Tod in Fetzen gerissen, wie so viele andere Leben auch. Ich spreche nur ungern schlecht von den Toten, aber jetzt seid Ihr in meiner Verantwortung und bedürft meiner Anleitung.«
    »Eure Königliche Hoheit, ich …«
    »Ich bin noch nicht fertig. Isabella von Frankreich hat uns alle zu beherrschen versucht. Meine Krönung hat sie so lange zu verzögern vermocht, ich dachte schon, ich würde zu ihren Lebzeiten überhaupt nicht mehr Königin werden. Sie erhob sich gegen den Mann, der nicht allein ihr Gemahl war, sondern ein von Gott gesalbter König, und begnügte sich auch nicht mit dessen erzwungener Abdankung, sondern versuchte, ihren Buhlen an seine Stelle zu setzen. Mein bester Edward musste so jung schon die Regierung übernehmen, so furchtbar jung. Alles ihretwegen.« Sie sprach in einem leisen, nachdenklichen Ton, nicht unbedingt zornig, eher entschlossen.
    »Verzeiht mir, Eure Königliche Hoheit.« Ich fühlte mich in Ungnade gefallen und verübelte ihr, dass sie mich wie ein Kind behandelte.
    »Doch seid guten Muts. Immerhin ermöglichen mein Gemahl, der König, und ich Euch ein neues Leben, stimmt’s nicht, meine Kleine?«
    »Ja, Euer Gnaden, und ich bin dafür höchst dankbar. Doch wäre ich ein seelenloses Geschöpf, würde ich bei

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