Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
alledem meinen geliebten Gemahl vergessen.«
»Widersprecht mir nicht. Ich weiß, was das Beste für Euch ist.«
Ein verärgerter Unterton brachte jetzt Schärfe in ihre Stimme. Ich verbeugte mich nur tief. Ich wusste, wie rasch sie meine letzten Verbindungen zu Mary, Will und John kappen konnte.
Ich glaubte ihr, dass sie aufrichtig um mein Wohlergehen besorgt war. Aber sie war eine Königin, war davor die Tochter eines Grafen gewesen. Ihre Lebensansichten trennten Welten von den meinen.
Augenscheinlich befriedigt über meine zustimmende Geste lächelte sie und klopfte einladend neben sich aufs Bett. Die Szene erinnerte mich an mein letztes Treffen mit Königinwitwe Isabella, als diese mich bat, dicht neben ihr auf dem Bett zu sitzen, während sie mir erzählte, in welchen Gefahren meine Familie nach ihrem Tod schweben würde. Was hatte Philippa nun zu sagen? Isabella hatte aus meinem alten Leben einen Scherbenhaufen gemacht. Es traf zu, dass all mein Leid sich letztlich von dem ableitete, was Janyn und die Familie seiner Mutter auch immer für sie getan haben mochten.
Als ich neben ihr saß, nahm Philippa meine Hände und sah mir tief und ohne ein Wimpernzucken in die Augen, als wolle sie mich prüfen.
»Ihr seid eine junge Frau mit starkem Eigenwillen, Alice, mit einem Rückgrat, das sich nicht leicht von anderen beugen lässt. Mir gefällt diese Eigenschaft bei Frauen in meinen Diensten, denn Ihr seid hier Teil eines Hoflebens voller Anfechtungen, an denen schwache Menschen zwangsläufig zerbrechen. Verhaltet Euch mir und meinem Edward gegenüber ohne Falsch, und wir werden uns als verlässlich und großzügig erweisen.«
Ich wartete auf mehr, aber sie schien jetzt offenbar meine Antwort hören zu wollen. Ihre aufgedunsenen Finger drückten meine Hände. Ihr starrer Blick verunsicherte mich. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir etwas von großer Wichtigkeit zu verstehen geben wollte, was ich jedoch einfach nicht zu erfassen vermochte.
»Ich begreife nicht, Eure Königliche Hoheit. Habe ich irgendetwas getan, das Euch an meiner treuen Ergebenheit zweifeln lässt? Sollte dem so sein, erbitte ich Eure Vergebung, denn es geschah ohne Vorsatz.«
Philippa streckte den Arm aus und strich mir über die Wange. »Ich vergesse, dass Ihr hierfür nicht erzogen worden seid. Versucht einstweilen einfach glücklich zu sein, Alice. Vergesst das Vergangene, weidet Euch an der Ehre und der Freude, am Hofe zu leben. Ihr seid jung, hübsch und werdet viele Herzen erobern. Doch denkt daran, dass Eure Loyalität in erster Linie stets dem König und mir zu gelten hat. Das ist alles, was ich sagen wollte. Solltet Ihr jemals vor die Wahl gestellt werden zwischen uns und jemand anderem, vergesst nie, wer Euch Schutz gewährt.« Sie tätschelte meine Hand. »Und nun mögt Ihr Euch zurückziehen. Ich gedenke jetzt zu schlafen. Morgen werdet Ihr noch jemanden treffen, der seinen Gemahl verloren hat. Meine liebe Joan of Kent.«
»Verloren? Habt Ihr denn neue Nachricht über meinen Gemahl, Eure Königliche Hoheit?«
»Natürlich nicht. Hätte ich Euch dies nicht gesagt?«
Ich überlegte noch, wie ich darauf eine ehrliche Antwort geben könnte, da fuhr sie fort. »Ich habe Joan großgezogen, müsst Ihr wissen, nach der schrecklichen Hinrichtung ihres Vaters auf Befehl des Liebhabers meiner Schwiegermutter. Kennt Ihr die Geschichte um Joans Heirat? Um den Skandal?«
Mir war klar, dass ich die Königin nicht durch einen Themenwechsel weiter verärgern durfte. »Ein wenig. Sie wurde heimlich mit Sir Thomas Holland verheiratet, er zog fort, um Glück und Ruhm zu finden, und sie war noch so jung – elf, nicht wahr? –, dass sie es nicht wagte, ihrem Vormund zu widersprechen, als der sie mit seinem Sohn und Erben William Montague verheiratete.«
Die Königin stieß einen Laut irgendwo zwischen einem Glucksen und Prusten aus. »Haben so die Londoner Kaufleute die Sache wahrgenommen? In Wahrheit entsprach Holland nicht der Partie, die wir uns für sie vorgestellt hatten, und als ihre Vormunde ihre Verstimmung bemerkten und herausfanden, wen sie begehrte, fragten sie mich und ihre Mutter, was getan werden solle. Wir waren alle der Meinung, dass sie umgehend William Montague heiraten müsse. Aber Holland war gerissen, wir hatten keine Vorstellung, wie gerissen. Er wartete sieben Jahre, bis er das Ansehen und das Geld besaß, um sich an den Papst zu wenden. Sieben Jahre lebte Joan als Frau von Montague, nur um am Ende an Holland
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