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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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zurückgegeben zu werden. Ein Skandal! Der Papst tat es nur, um uns zu ärgern, das steht außer Frage. Ich hätte schwören können, Joans Liebe galt Montague, aber mit Holland schien sie wesentlich glücklicher zu sein.«
    Das Schicksal war ihr hold, dachte ich.
    »Leider Gottes«, seufzte Philippa, »starb Holland vor ein paar Tagen. Hätte Liebe ihn davor bewahren können, würde er dank Joans Macht gewiss noch immer leben. Wie ich
höre, ist sie in tiefe, bitterschwere Trauer versunken. Inzwischen glaube ich, dass ihr Herz schon ihm gehört haben muss, seit sie ihm das erste Mal im Hause ihres Vormunds begegnet war. Ihr werdet also etwas gemeinsam haben, denn Ihr habt beide eine große Liebe verloren.«
    Zumindest verstand sie, was Janyn mir bedeutet hatte. »Ja, Eure Königliche Hoheit.«
    »Wart Ihr und Euer Janyn eine Verbindung aus Liebe? Habt Ihr Euch gegen Eure Eltern durchgesetzt?«
    »Nein, Eure Hoheit, doch ich habe ihn von ganzem Herzen geliebt.«
    »Schön, schön. Ich zähle darauf, dass Ihr Gehorsam beweist. «
    Ich verließ ihr Gemach an diesem Abend in großer Verwirrung.
     
    Die Herzlichkeit, mit der Joan of Kent die Königin und Duchess Blanche begrüßte, verflog rasch, als wir einander vorgestellt wurden. Überraschen konnte mich dies nicht, denn da Isabellas Liebhaber ihren Vater ermordet hatte, besaß Joan schließlich allen Grund, jeden zu meiden, der ein Freund der verstorbenen Königinwitwe gewesen war.
    »Mistress Alice«, sagte sie grüßend mit einem angedeuteten Nicken in meine Richtung. »Du Ausgeburt Isabellas«, murmelte sie vor sich hin, als sie neben der Königin Platz nahm.
    »Joan!«
    »Euer Gnaden ?«, erwiderte sie mit geheuchelter Arglosigkeit, während ihr rosa- und cremefarbener Teint zart errötete und ihre Miene sich erneut aufheiterte. Ihre Eigenart, beim Lächeln die Augen weit aufzusperren, brachte mich sogar dazu, trotz ihrer verächtlichen Bemerkung ebenfalls zu lächeln. Ich verstand, weshalb zwei umschwärmte Edelmänner
wie Thomas Holland und William Montague sie begehrt hatten.
    »Mistress Alice verdient dein Mitgefühl, nicht deine Missbilligung, Joan.« Queen Philippa fuhr fort, indem sie meine Geschichte erzählte. Wie Vater gegen Mutters Willen durch meine Verheiratung eine Verbindung zur Familie Perrers hergestellt und wie Janyn mich mit einer kleinen Tochter allein zurückgelassen hatte.
    Die Königin wusste weitaus mehr, als ich vermutet hatte. Es war qualvoll, ihrer Schilderung meines Lebens zuzuhören, aber sie verstand offenkundig genau, wie die Gräfin zu nehmen war.
    »Ich bitte Euch inständig, mir meine Unhöflichkeit zu vergeben, Mistress Alice«, erklärte Joan bewegt, trat zu mir und ergriff meine Hände. »Lasst uns Freundinnen sein.«
    Selbstredend antwortete ich in aller Liebenswürdigkeit, obschon ich bezweifelte, dass sie noch einen Gedanken an mich verschwenden würde, sobald ich den Raum verlassen hatte. Was eigentlich sehr schade war, denn ich mochte sie wirklich. Sie erschien mir echter als die anderen Frauen in der Königsfamilie, lebendiger.
     
    Angesichts des ruhigen Winterwetters kurz nach Weihnachten bat ich darum, Bella besuchen zu dürfen.
    Philippa, die sich von den Festivitäten erholte und noch um die Mittagszeit im Bett lag, sagte: »Zu schade, dass unsere Schwester Joan zu den Feiertagen nicht an den Hof kommen konnte und Ihr um die Freude gebracht wurdet, Eure geliebte Tochter zu sehen. Bis zum nächsten Sonntag kann ich Euch entbehren. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Eure Königliche Hoheit, ich bin Euch höchst dankbar. Ich habe meine Bella seit dem Frühsommer nicht gesehen, und Briefe sind nur ein geringer Trost.«
    Sie berührte meine Hand und blickte mir lange in die Augen. »Ihr trauert um Euren Gemahl und um die Trennung von Eurem Kind. Ich bin keineswegs blind für Euren Schmerz, meine liebe Alice. Ja, mein Kind, Ihr mögt Eure Tochter besuchen gehen.«
    Meine wundervolle Bella war in dem halben Jahr seit unserer letzten Begegnung derart gewachsen, dass mir nur noch stärker vor Augen stand, wie sehr mir ihre Kindheit geraubt wurde.
    »Wo ist Vater?«, wollte Bella wissen. Von ihrer Gesichtsfarbe her und mit ihrer dunklen, üppigen Lockenpracht begann sie Janyn mehr und mehr zu ähneln. »Warum hat er mir nicht mein Pony gebracht?«
    Ich drückte sie an mich und gestand ihr, dass ich nicht wusste, wo ihr Vater war, doch ich versprach, weiter nach ihm zu suchen. Sie stieß mich von sich und sah über meine

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