Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson

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ignorierte mich und sprach weiter, wobei sie heftig mit den Händen gestikulierte, während sie die Szene beschrieb. Sie war aufgekratzter und interessierter, als ich sieseit Langem gesehen hatte. » Und dann erschoss der Mörder sie einfach. Kein Kampf, nichts. Er muss sich einfach vor sie hingestellt, die Waffe erhoben und ihr– peng peng – einmal in die Brust und einmal ins Genick geschossen haben. «
    » Das ist schrecklich. « Ich wollte ihr sagen, dass sie aufhören sollte, aber ein Teil von mir musste hören, wie es passiert war. Der Gedanke war mir vorher noch nicht gekommen, aber vielleicht hatte sich Emily Cooke auf dieselbe Weise verändert wie ich, hatte sich von dem Drang nach einer Art Nervenkitzel so magisch angezogen gefühlt, dass sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich anzuziehen, bevor sie draußen herumirrte. Das würde erklären, warum sie ihren Eltern so unausgeglichen vorgekommen war und wie sie es geschafft hatte, ohne Schuhe derart weit zu laufen. Ich war mir jedoch sicher, dass ich sogar als Nächtliche Emily eine Wunde am Fuß bemerkt hätte und stehen geblieben wäre, um sie zu versorgen. Was sagte das also über Emily Cooke aus? Was war anders gewesen bei ihr?
    Während sie ihr Gewicht auf das andere Bein verlagerte, erzählte Megan weiter. » Und Dalton– na ja, du warst ja dabei. Es heißt, er hatte unheimlich viele Promille intus, aber seine Freunde erzählten der Polizei, er hätte sich schon vor dem Betrinken verrückt benommen. «
    Genau wie ich.
    » Nikki wurde interviewt « , fuhr sie fort. » Du weißt schon, diese hochnäsige Cheerleaderin. «
    » Sie ist nicht… « Ich hielt inne. » Ja, ich kenne sie. «
    Megan brach in schnaubendes Gelächter aus. » Ja, natürlich tust du das. Wegen der Sache mit dem Gesichtablecken. « Sie schnaubte noch einmal, dann erzählte sie weiter. » Wie auch immer. Sie meinte, sie hätten gestritten, und er fing an, die Straße hinunterzugehen, während sie hinter ihm herjagte. Ein Typ stellte sich vor sie hin, sagte etwas zu Dalton und schoss. «
    Ich stellte es mir vor: das perfekte Highschool-Pärchen, alleine unter einer Straßenlaterne, Nikki in Sorge um ihren Freund, und Dalton, der vor gar nichts Angst hatte. Eine dunkle Gestalt, die vor ihnen auftauchte, mit tiefer Stimme sprach und eine Waffe hochhielt… » Wie konnte Dalton überleben? « , wollte ich wissen. » Stand in dem Bericht etwas über seine Verletzungen oder so? «
    Megan nickte. » Der Kerl drückte einmal ab, Dalton riss den Arm hoch und wurde dort getroffen. Da schoss der Kerl Dalton noch einmal in den Kopf. Ein Hirnlappen oder so ähnlich wurde getroffen, aber der Großteil des Gehirns blieb unbeschädigt, und da er ansprechbar war, glaubt man, dass er möglicherweise wieder gesund wird. Ich habe das gegoogelt und nur fünf Prozent aller Menschen überleben einen Kopfschuss. Er hatte Glück. «
    » Ja « , flüsterte ich. » Er ist ein richtiger Glückspilz. «
    Megan lehnte sich zurück und ließ erneut die Finger über die Armlehne huschen. » Wie dem auch sei, Nikki sagte, danach hätte der Kerl sie trotz ihres Geschreis nicht einmal beachtet. Er drehte sich einfach um und ging weg. «
    Emily C. und Dalton hatten sich also beide in jenen Nächten ganz anders verhalten als sonst. Und auf beide war schließlich geschossen worden– von einem Kerl, der Nikki Tate ignorierte, die sich scheinbar wie immer verhielt. Vielleicht hatten die beiden nicht exakt die gleiche intensive und verrückte Veränderung erlitten, wie es bei mir nachts der Fall war, aber sie hatten sich trotzdem verändert. Und irgendjemand da draußen hatte das irgendwie auch gewusst. Und er hatte sie zur Strecke gebracht. Was bedeutete das für mich? In meinem Gehirn begann etwas zu rattern. Eine vage Erinnerung an die Party letzte Nacht. » War in dem Polizeibericht eine Beschreibung des Mörders? « , fragte ich Megan. » Konnte Nikki ihn gut sehen? «
    » Ein wenig « , entgegnete Megan. » Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Sie sagte, er trug einen langen Mantel und einen Hut, der sein Gesicht verbarg. «
    Ich erinnerte mich daran, wie ich bei Mikey Harris’ Haus angekommen und auf Dawn gewartet hatte, während sie das Auto parkte. Ich erinnerte mich an den seltsamen Typen, der angezogen gewesen war, als wäre er einem Film noir entsprungen, der irgendwie gewusst hatte, wie ich heiße und angefangen hatte, mir Fragen zu stellen. Das war der Mörder. So musste es sein. Anstatt Dalton