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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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hatte er mich erschießen wollen, doch weil ich weggeschleppt worden war, hatte er sich ein neues Opfer gesucht. Was bedeutete, dass ich recht hatte. Was auch immer mich, Emily C. und Dalton von anderen unterschied, war der Grund dafür, dass jemand uns tot sehen wollte. Ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Plötzlich fühlte ich mich allein zu Hause nicht mehr sicher, mit Megan als einziger Beschützerin. Ich drehte mich in meinem Stuhl um und spähte hinter uns. Abgesehen von den blinkenden blauen und grünen Knöpfen an Dads Computer war die Diele finster. Das Esszimmer und die Küche hinter uns waren beinahe stockdunkel, trotz des blassen Lichts, das durch die Vorhänge fiel. Der Himmel draußen war auch beinahe komplett finster. Tatsächlich war die einzige Lichtquelle momentan die Lampe im Wohnzimmer, in dem wir saßen, und die dunkle Schatten in die Ecken warf.
    » Buh « , sagte Megan.
    Ich schreckte hoch und gab ihr einen Klaps. » Hör auf. « Meine Gedanken überschlugen sich, und es schüttelte mich. » Diese Geschichten sind derart abgedreht. «
    Megan rollte mit den Augen. » Wie auch immer. Ein paar Leute wurden erschossen, sie werden den Kerl schnappen– und das Leben geht weiter. Abgesehen davon– hallo, wir haben uns gerade einen Horrorfilm angesehen. Ich finde es seltsam, wie du dich wegen alldem aufführst. Du und dein Dad, ihr seid doch als Laurie Strode und Michael Myers aus Halloween herumgelaufen, seit du noch in den Windeln lagst. «
    Mich traf gerade die volle Bedeutung dessen, was gestern Nacht beinahe geschehen wäre, und ich begann zu zittern. Jemand hatte auf Dalton geschossen. Und dieser Jemand hatte eigentlich auf mich schießen wollen. » Megan « , sagte ich und stand von der Couch auf. » Megan, wir müssen die… « Keuchend hielt ich mir den Magen. Als ich versuchte, nach dem Kaffeetisch zu greifen, durchzuckte ein Schmerz meine Körpermitte. Ich verfehlte den Tisch und fiel auf den Vorleger. Zuckend biss ich die Zähne zusammen. Meine Fingernägel gruben sich in der Magengegend durch das T-Shirt hindurch ins Fleisch.
    Megan war im Nu an meiner Seite. » Fängt sie jetzt an? « , fragte sie. » Die Veränderung? «
    Ich versuchte zu sprechen, aber aus meinem Mund drang lediglich ein Keuchen.
    Megan richtete sich auf und begann zurückzuweichen. » Okay. Es geschieht also wirklich « , sagte sie mit bebender Stimme. » Okay, okay… «
    Ich keuchte noch ein letztes Mal, dann war es vorüber. Einen Moment lang lag ich auf dem Boden und sah auf die blinkende Digitaluhr des DVD -Spielers. Es war erst 2 0 . 04 Uhr. Noch genügend Zeit, um das Maximum aus meiner Freitagnacht herauszuholen.
    Als sie merkte, dass es aufgehört hatte, mich zu schütteln, kniete sich Megan neben mich. » Bist du in Ordnung? « , wollte sie wissen. » Ist es vorüber? «
    Ich stöhnte und streckte meine Arme und Beine aus.
    Sie wich zurück, während ich überlegte, ob ich gleich in den Stand springen sollte. Das war jedoch etwas, was meine Tagsüber-Persönlichkeit nicht im Mindesten zu tun vermochte, und außerdem wäre ein Hinweis darauf, dass ich nicht mehr dasselbe Mädchen wie noch vor einer Minute war, meine Pläne betreffend nicht sonderlich hilfreich gewesen. Stattdessen hielt ich ihr die Hand hin und sagte: » Kannst du mir aufhelfen? «
    Megan packte meinen Arm und zog mich auf die Beine. Der Vorleger, auf dem ich stand, war aus Plüsch, also wackelte ich mit den Zehen und genoss das kitzelige Gefühl. Ich fühlte mich lebendiger als je zuvor. Ich konnte spüren, wie der Luftstrom, der aus dem Lüftungsschlitz der Klimaanlage kam, über meine nackten Arme strich, konnte den Duft des Schmorbratens wahrnehmen, der noch in der Küche hing. Ich nahm meine Brille ab, und das Wohnzimmer lag klar und deutlich vor mir, heller als es noch vor wenigen Augenblicken der Fall gewesen war. Und das, obwohl es nur von einer einzigen Lampe im Eck erleuchtet wurde. Ich konnte alles erkennen– die Schrammen, die das Verrücken der Couch im letzten Sommer verursacht hatte sowie die Sternchen, die ich mit zehn auf unserer TV - und Hi-Fi-Anlage hinterlassen hatte. Obwohl der gläserne Kaffeetisch eine Politur nötig hatte und kein normaler Mensch sie ohne Lupe hätte erkennen können, sah ich die feinen Haarrisse darin. All diese Eindrücke durchströmten meinen Körper, während sich meine Muskeln gespannt, meine Arme und Beine jedoch trotzdem locker anfühlten. Und ich war nicht mehr matt und

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