Die Verwandlung

nachdem ich jahrelang nichts gemacht hatte. Seine Nase in Klubs zu stecken, in die ausschließlich Erwachsene durften, war seit jeher eine altehrwürdige Teenager-Tradition– und jetzt war die Reihe an mir. Ich wusste nicht genau, wohin ich gehen sollte– ich hatte es so eilig gehabt wegzukommen, dass ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, zuerst ein paar Klubs ausfindig zu machen. Aber ich erinnerte mich daran, wie Megan mich zum Seattle Art Institute geschleppt hatte, damit wir uns für einen viertägigen Workshop einschreiben konnten, und ich erinnerte mich an einen nahe gelegenen Klub, der sich unterhalb des alten Viadukts befand, das parallel zum Wasser verlief und gleich neben dem Zentrum lag. Im letzten Augenblick entdeckte ich die Ausfahrt, die wir genommen hatten, und scherte in die rechte Spur ein. Leuchtend weiße Scheinwerfer strahlten durch meine Heckscheibe, reflektierten in meinem Rückspiegel und blendeten mich einen Moment lang. Der Fahrer hinter mir hupte. Ich hupte ebenfalls, wobei Megans Wagen lediglich ein erbarmungswürdiges Röcheln von sich gab, das niemanden das Fürchten lehren würde. Die Ausfahrt führte zu den Stadien. Ich hatte Mühe, mich an die Route zu erinnern, die wir genommen hatten, also fuhr ich ein paar Mal rechts herum, bis ich schließlich beim Viadukt anlangte und endlich wusste, wo ich mich befand. Und da war er auch schon. Der Klub. Gleich neben der Autobahnausfahrt, unterhalb einer Brücke, die weiß Gott wo hinführte. Er war winziger, als ich ihn in Erinnerung hatte, doch standen attraktive Leute davor an, und er hatte ein cooles Schild: die Nahaufnahme eines schwarz-weißen Tigers mit gefletschten Zähnen. Der Name des Klubs: Frenzy. Ich wusste nichts über diesen Klub, aber das spielte keine Rolle– der Name allein genügte mir, um zu wissen, dass ich mich genau da befand, wo ich sein wollte. Neben dem Klub war ein kostenpflichtiger Parkplatz. Ich hatte kein Geld dabei, darum machte ich mir auch nicht die Mühe, etwas in den Automaten am Straßenrand zu werfen. Ich packte meine Autoschlüssel, schritt an den Leuten vorbei, die auf dem Gehsteig in einer Reihe anstanden, und drängte mich vor ein paar Typen im Collegealter. Jetzt stand ich direkt vor dem Türsteher und warf ihm ein listiges Lächeln zu. Durch den offenen Türspalt konnte ich Lichtblitze erkennen und den Rhythmusder Tanzmusik hören. » Hey, kann ich rein? «
    Der Türsteher war ein Schwarzenegger-Klon– groß, mit ausladendem Brustkorb, kantigem Gesicht, militärischem Haarschnitt. Seine Nase sah zertrümmert aus, so als hätte er schon ein paar Schläge einstecken müssen. Er musterte mich und verschränkte anschließend die Arme. Sein gigantischer Bizeps sah aus, als könnte er die Ärmel seines schwarzen T-Shirts jederzeit zerreißen. » Ausweis und Eintrittsgeld « , meinte er zu mir. Er hatte diese angenehme, tiefe Vin-Diesel-Stimme.
    Ich riss die Augen auf und formte mit den Lippen ein überraschtes » O « . » Ich habe meine Tasche im Auto vergessen. Du wirst mich doch nicht den ganzen Weg zurücklaufen lassen, um sie zu holen, oder? « Er sah wie der Typ Mann aus, der eine Dame in Not retten würde, also kauerte ich mich ein wenig zusammen und versuchte, zerbrechlich und hilflos auszusehen.
    Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert. Er deutete auf ein Schild an der Tür. » Ausweis und Eintrittsgeld oder kein Einlass. Keine Ausnahmen. «
    » Hey, Mann « , mischte sich einer der Typen hinter mir ein. » Schau sie dir an, sie ist alt genug. Ich zahle ihren Eintritt, das geht schon in Ordnung. «
    Ich drehte mich um und lächelte den Typen an. Er war groß und schlaksig, sein schwarzes Haar hatte er zu einer Art Irokesenschnitt à la Beckham gestylt. Er rauchte eine Zigarette und blies den Rauch in den Nachthimmel. Sein Freund neben ihm war kleiner, hatte kurz geschorenes Haar und ein eng anliegendes T-Shirt, unter dem sich ein Wahnsinnskörper abzeichnete.
    » Danke, Jungs. « Ich wandte mich wieder dem Türsteher zu, tätschelte seine Brust und wollte hineingehen.
    Da streckte er seinen Arm aus und versperrte mir den Weg. » Kein Ausweis, kein Einlass. Keine… «
    » Ausnahmen « , schnappte ich zurück. » Schon verstanden. «
    » Mach schon « , rief eine Frau in der Reihe hinter mir. » Es ist kalt hier. «
    Ich warf dem Türsteher ein Lächeln zu. » Nun, dann muss ich wohl einfach zurückgehen und meine Tasche holen. «
    Dieser erwiderte gar nichts. Er starrte mich einfach nur mit