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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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unbekannter Instinkt Beweg dich!, und ich warf mich zur Seite. Ich schwöre, dass ich den Luftzug spürte, als die Kugeln an meinem Kopf vorbeischossen– wie ein paar Fliegen, die ganz dicht an meiner Wange vorbeisummten. Irgendwo weiter unten in der Gasse schlugen die beiden Kugeln leise in eine Wand ein. Ich rollte mich herum und befand mich nun zusammengekauert neben dem schmutzigen Müllcontainer. Meine Brust hob und senkte sich, mein Herz raste vor Wut– er hatte versucht, mich zu erschießen. Jemand versuchte, mich zu töten!
    Ich hörte feste, klackende Schritte, als der Mann zielsicher um den Container herumging, um zu beenden, was er begonnen hatte. Nein, wütete es in meinem Kopf. Du wirst mir nicht wehtun. Du wirst mir nicht wehtun! Ich ergriff die Kante des Containers und fühlte etwas Feuchtes zwischen meinen Fingern durchsickern. Es war mir egal. Ich spannte meine Armmuskulatur an und begann, einen Urschrei von mir gebend, daran zu zerren. Der Container quietschte, dann bewegte er sich von der Wand weg.
    Der Mann schrie auf. Es folgte ein weiterer Blitz, als der Container in ihn hineinfuhr, sowie ein weiterer Knall, als eine Kugel völlig sinnlos in die Luft abgefeuert wurde. Der Container schlug auf der anderen Seite der Gasse gegen die Wand.
    Ich konnte den Mann nicht sehen, wusste nicht, wie viel Schaden ich angerichtet hatte. Aber ich konnte ihn atmen hören, konnte seinen schnellen Herzschlag ausmachen, seinen widerlichen Gestank riechen.
    Erneut flammte die Wut in mir auf. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, marschierte vorwärts, bereit, auf ihn einzuschlagen für das, was er versucht hatte, mir anzutun, für das, was er Dalton angetan hatte, und Emily C. Anschließend würde ich seinen schlaffen Körper hineintragen, ihn Jared vor die Füße werfen und diesem neunmalklugen Deputy zeigen, dass ich wirklich wusste, wie ich meine Angelegenheiten zu regeln hatte. Ich schrie auf, als hinter meinen Augen Sterne explodierten. Mein Magen hob und senkte sich, die Härchen auf meinen Armen kribbelten. Ich krümmte mich und umklammerte meine Gedärme. » Nein « , zischte ich. » Nicht jetzt! « Ich konnte hören, wie er sich bewegte. Er war von dem Container umgeworfen, überfahren und kurzzeitig außer Gefecht gesetzt worden. Ich konnte ihn erledigen. Ich machte einen weiteren Schritt nach vorn, als es mich würgte. Ich hatte keine Wahl, tastete blind nach der feuchten Steinmauer hinter mir, wobei ich mir mit der anderen Hand den Magen hielt. Ich drehte mich um und raste die Gasse entlang, weg von dem Mann. Ich zwang meine Füße, sich zu bewegen, obwohl ich innerlich aufheulte, weil mein Kopf die Order ausgab, mich in den Müll zu legen, dem Schmerz hinzugeben und die Verwandlung geschehen zu lassen, von der ich jetzt wusste, dass sie niemals eine Halluzination gewesen war. Ich wechselte von der Gasse auf die Straße. Dort wurde ich angehupt, von Spaziergängern angegafft, helle Lichter blitzten auf, und Bremsen quietschten, als jemand auswich, um mich nicht anzufahren. All das ignorierte ich, als ich von einer Gasse zur nächsten und wieder zur nächsten rannte, durch Pfützen watete und beinahe über einen Obdachlosen gestolpert wäre, der sich in eine alte Militärdecke eingerollt hatte. Das Pochen in meinen Schläfen verstärkte sich zu einem Druckgefühl, als würde mein Gehirn anschwellen und meine Schädeldecke durchbrechen. Ich konnte die Verwandlung nicht länger zurückhalten. In einer weiteren Gasse, hinter einem weiteren Müllcontainer, ging ich schließlich in die Knie. Meine Hände schmerzten, als hätte ich einen Tisch darauf fallen lassen, meine Fingernägel zerrten an der Haut meiner Finger, als wollten sie sich losreißen. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und sah zu, wie meine Fingernägel dunkler, länger und schärfer wurden, sich schließlich von meiner Nagelhaut ablösten. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als meine Knochen knackten und länger wurden. Es fühlte sich so ähnlich an, als würde man mit einem Zahnarztbohrer behandelt, während man mit Betäubungsmitteln vollgepumpt war. Meine Handflächen wurden von rauem, dunklem Haarwuchs überwuchert, der sich erst bis zu den Handgelenken und schließlich die ganzen Arme hinauf ausbreitete. Meine Arme. Sie zitterten unkontrolliert und fühlten sich an, als würde jemand sie mit einem Gummihammer bearbeiten. Den Schmerz spürte ich, ebenso wie in meinen Händen, nur entfernt, doch war es schrecklich anzusehen, wie

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