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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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stieß kurze Atemstöße durch die Nasenlöcher aus. Der Schütze war drei Blocks nördlich von hier gewesen. Bis hierher konnte er es nicht geschafft haben. Er wäre… Ich hielt an. Ich war nicht allein. Irgendjemand, irgendetwas auf diesem Weg hier beobachtete mich. Ich drehte mich zum Müllcontainer um, der eigentlich grün war, mir aufgrund meiner neuen Sehfähigkeit jedoch dunkelgrau erschien.
    Dort, genau daneben, stand ein Schatten. Nur ein Schatten, weiter nichts, in Gestalt eines Mannes, ohne jemanden, den ich sehen konnte, der diesen Schatten werfen würde.
    Diese Geister oder was auch immer sie waren, hatte ich stets gefühlt, gespürt, wenn ich mich veränderte. Wo immer ich auch hinging. Sie waren vollkommen still, ohne erkennbare Gesichtszüge. Die Schwärze dieses Schattens war von einer besonderen Tiefe, einer Massivität, obwohl mir mein menschliches Gehirn rational zu verstehen gab, dass etwas wie dies hier niemals solide sein konnte. Die wölfische Seite war sich dessen jedoch absolut sicher. Der Schatten beobachtete mich. Er konnte mich sehen. Eine sehr alte und ursprüngliche Angst drängte sich in meinen Kopf. Je länger ich dastand und den regungslosen Schattenmann anstarrte, umso mehr pochte mein Herz, und umso mehr bebten meine kräftigen Gliedmaßen. Schließlich konnte ich es nicht länger ertragen. Mit einem gedämpften Winseln wandte ich mich gen Süden, weg von der Richtung, in der der Klub lag, vor dem der Killer mich gefunden hatte. Auf allen vieren sprang ich aus der Gasse heraus und floh vor dem mich betrachtenden Schatten mit seinen nicht sichtbaren Augen. Ich hielt mich an die Gebäuderückseiten, bis ich gezwungen war, meine Deckung aufzugeben. Ich wartete jeweils auf eine günstige Gelegenheit, bevor ich über die Straßen schoss, durchquerte dann noch einen leeren Skulpturenpark und erreichte schließlich die Parkplätze gegenüber den Docks, mit ihren Fassaden und den zum Wasser hin offenen Restaurants. Boote schaukelten auf den sanften Wellen hin und her. Geduckt jagte ich zwischen den parkenden Autos unterhalb des Viadukts hindurch, das sich über mir erhob und in dessen Schatten ich in Richtung Süden ging. Meine Pfoten schmerzten von dem rauen Beton und Asphalt. Die Wölfin in mir hasste die Stadt. Hasste die endlosen Steine, die fehlenden Bäume, die Abwesenheit von Artgenossen, mit denen ich gemeinsam laufen konnte. Mein ängstliches wölfisches Gehirn und mein ängstliches menschliches Gehirn waren sich in einem wichtigen Punkt einig: Ich musste nach Hause. Ich landete bei den Werften, schlängelte mich um metallene Frachtcontainer herum, die wie gigantische, vielfarbige Legosteine übereinandergestapelt waren. Hoch über ihnen thronten Stahlkräne wie die Relikte lange ausgestorbener Dinosaurier. Graue Knochen, die immer noch lange Hälse hatten, die sie über das dunkle Wasser des Puget Sound reckten. Ich weiß nicht, wie lange ich rannte, es müssen Stunden gewesen sein. Aufgrund der außerordentlichen Konzentrationsfähigkeit, über die Wölfe verfügen, spielten jedoch weder Distanz noch Zeit eine Rolle. Ich hüpfte über Gitterzäune, schlich hinter Häusern umher, robbte durchs Gestrüpp, wobei ich noch immer die endlosen Geräusche der Zivilisation wahrnahm– Partys hinter verschlossenen Türen, über mir Flugzeuge, auf der Autobahn Fahrzeuge. Und endlich, endlich, befand ich mich wieder auf vertrautem Terrain. Auf den Vorstadtstraßen meiner Nachbarschaft. Hatte die Wölfin zuvor auch entschieden, dass sogar hier noch alles zu künstlich war, so waren die Rasenflächen und Bäume nach einer langen Nacht des Jagens durch eine Stadt aus Stahl und Beton doch ein Lichtblick. Ich befand mich in dem Wald in der Nähe meines Zuhauses. Ein perfekter Wald, in dem sich die Baumstämme wie Säulen gegen den Himmel erhoben, Eichhörnchen und Vögel durch die Äste schossen, um mir aus dem Weg zu gehen. Anstatt sich vom Schutt in die weichen Ballen meiner verwandelten Hände und Füße stechen zu lassen waren meine Klauen hier auf feuchte Blätter gebettet. Ich konnte nicht richtig atmen, und das Wolfsgehirn wollte das schmutzige Kleid fallen lassen, das ich noch immer zwischen den Zähnen trug. Es war schlimm genug, dass mir die Schlüssel beim Laufen ständig gegen die Brust schlugen, während mir der Zwirn in das Nackenfell schnitt. Doch ich weigerte mich, das Kleid fallen zu lassen. Nicht, nachdem ich schon so viel von Dawns Kleidung zerstört hatte. Dieses hier musste

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