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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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verschlechtern.‹ So die Kernaussagen der Gegner der Initiative, Kopfnoten wieder einzuführen und Fehlzeiten zu dokumentieren, welche sich immer noch nicht von den Ideologien der 68er-Generation emanzipieren können. Dass Ordnung, Pünktlichkeit, Fleiß und Zuverlässigkeit jedoch – speziell im Berufsleben – hohe Priorität haben, bleibt ausgeblendet.
    Schule verwöhnt nicht nur, sondern wird selbst verwöhnt. Seit Jahren beklagen Schulverwaltungen z. B., dass die Sachkosten in die Höhe schnellen. Besonders die Posten für Strom und Heizung springen ins Auge. Zu häufig sind Fenster im Winter offen, ist zu Tageszeiten Licht an. Nach dem Unterricht bleibt das Licht angeschaltet und Heizungsventile sind weiter auf volle Leistung eingestellt. Nichts ändert sich.
    Dann werden auf einmal im Rahmen der sogenannten neuen Steuerungsmodelle in den öffentlichen Verwaltungen Budgets eingeführt. Jetzt wird Selbstverantwortung konkret. Der Hausmeister erhält für Reparaturaufträge, die er nicht mehr an Firmen vergibt und stattdessen selbst ausführt, eine prozentuale Zulage. Lehrkräfte und Hausmeister entwickeln ein System zur Energieeinsparung und setzen es mit allen Schülern möglichst optimal um. Und was für eine ausgeprägte Verwaltungsdenke nicht fassbar ist: Alle profitieren. Der Schulträger gibt beispielsweise 15 Prozent weniger für Energie und Reparaturen aus, die Schule selbst hat einen größeren Finanzspielraum als früher. Gleichzeitig entfallen alle krampfhaften Aktionen zum Jahresende, schnell noch durch Ad-hoc-Käufe alle Etatpositionen leer fegen zu müssen. Neben den Vorteilen einer besseren Sachausstattung gewinnen die Schüler insofern, als sie jetzt in der Schule erfahren, dass Heizung und Licht Geld kosten und ein schonungsvoller Umgang für alle sinnvoll ist. Schulverwaltungen haben durch diesen Schritt aus dem ›stillen Verwöhn-Lehrplan‹ ein Segment herausgenommen.
    Schule verwöhnt durch Rahmenbedingungen, welche im wirklichen Leben zum Konflikt führen. Wo Unterricht zum Paukszenario verkommt, findet zu Interesse und Mitwirkung führende Herausforderung keinen Raum. Wer über Jahre folgenlos zu spät zur Schule kommen konnte – selbst wenn es nur einige Minuten waren –, erlernt die Bedeutungslosigkeit von Zeitvereinbarungen. Wo unangemessene, erschwindelte oder gar gefälschte Entschuldigungen Akzeptanz finden, erleben sich ordentliche Schülerinnen und Schüler als die Dummen. Wenn Leistungsverweigerung den Lehrplan bestimmt, werden Lernwillige als zwanghafte Streber abgestempelt. Erhalten Eltern eine Chance, echt erwirkte und gerecht zustande gekommene schlechte Noten durch Druck auf einzelne Lehrkräfte zu verbessern, ist die Kapitulation der Schule im Vollzug. Findet Nichtstun einen Nährboden, wird jegliche Restbereitschaft zu lernendem Tun erstickt. Können sich Lehrkräfte nicht durchsetzen, haben sie jegliche fachliche und persönliche Autorität verspielt.
    Mehr oder weniger verwöhnte Schüler werden keinesfalls durch eine verwöhnende Schule auf das Leben in Beruf, Familie und Gesellschaft vorbereitet. Stattdessen ist Umorientierung angesagt, um nicht beim Schulabschluss eine ›einfache, mittlere oder gehobene Lebens-Unreife‹ attestieren zu müssen.
    Frauen und Männer im Konglomerat der Verwöhnung
    »Ich verwöhne meinen Mann gerne, sein Berufsalltag ist schon hart genug. Übrigens lasse ich mich auch gerne verwöhnen. Weshalb greifen Sie das mit Ihren Thesen so an?« Wenn eine solche Aussage engagiert vorgetragen wird, werde ich auf den Einzelfall bezogen kaum verlauten lassen, dass hier eine grundlegende Kurskorrektur vorzunehmen sei. Zu schillernd und unklar sind solche Kurzmitteilungen. Trotzdem warne ich davor, alles beim Alten belassen zu wollen. Von außen betrachtet ist es natürlich schwer festzustellen, ob es sich hier wirklich um Zuwendung im Sinne gegenseitiger Ergänzung handelt oder ob da nicht doch still ein eigennütziges Kalkül mitschwingt. Solche Absichten sind jedoch nicht per se problematisch. Schwierig wird es, wenn egoistische Motive im Tarnanzug liebevoller Hingabe zum Tragen kommen. Dann entsteht einerseits ein Handlungsdruck im Sinne von Dankbarkeit, andererseits wäre eine solche Reaktion keinesfalls den wahren Beweggründen des Handelns angemessen.
    Einmal jährlich wird in aller Öffentlichkeit zur allseits bekannten und weitverbreiteten ›Frauen-Verwöhn-Orgie‹ aufgerufen. Handel und Dienstleister verdienen sich dabei eine goldene

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