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Die verzauberten Frauen

Die verzauberten Frauen

Titel: Die verzauberten Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Schulz
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habe? Eine Art definitiver Altpapiersammlung?«
    »Sagen Sie es mir! Ich vermute, Sie wissen mehr als ich.«
    »Was fangen Sie mit meinen Informationen an, falls ich Ihnen welche geben sollte?«, wollte Velsmann wissen.
    »Nichts, gar nichts. Es bleibt alles im Archiv, wird versiegelt und eingeordnet, mit Stempeln und allem Drum und Dran. Wie gesagt, wir möchten die Sache einfach definitiv abschließen.«
    »Ich bekam diese Kopie vor achtundzwanzig Jahren von Karl Sievers im Brentanohaus«, sagte Velsmann.
    »Und, wo ist sie jetzt?«
    »Ich habe sie bei unserem Umzug von Fulda nach Eltville aussortiert und weggeworfen, zusammen mit anderem Krimskrams, den ich nicht mehr brauchte.«
    »So?«
    »Ja.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Ich betrachte es als ihr Privatvergnügen, ob Sie mir glauben oder nicht.«
    »Sie haben natürlich nur eine Kopie, aber Sie wissen, dass dieses sogenannte Pergament aus dem Kloster Eberbach in Wahrheit Menschenhaut ist?«
    Velsmann zögerte einen Moment. Er sah, dass Sennsler das nicht entging. In seinem Kopf war ein Satz Brentanos aufgetaucht, den ihm Tibor am Mittag vorgelesen hatte. Aber es muss das tierische Fell ja gegerbt werden, so es die Buchstaben und das Wort tragen soll.
    Velsmann schüttelte den Kopf. »Ich interessiere mich nicht für solche Dinge.«
    »Sie waren damals mit einem Fall beschäftigt, der   …«
    »Das ist lange her.«
    »Auch gut«, sagte Sennsler. »Aber was ist nun mit Ihrer Kopie? Verstehen Sie, wir werden ihren Besitz unter Strafe stellen lassen, egal um die wievielte Kopie oder Abschrift einer Kopie es sich handelt. Die Sache ist inzwischen ernster geworden, als sie damals zu Ihrer Zeit war.«
    »Wir reden im Zeitalter der absoluten Vervielfältigungen miteinander, lieber Herr. Wo gibt es noch ein Original, wer weiß, wie viele Kopien es von einer Sache gibt. Haben Sie mal ins Internet geschaut, bei Wikileaks oder sonstwo?«
    »Reden wir nicht um den Brei herum. Es geht inzwischen um Staatsschutz und Geheimnisverrat, uns sitzen die Behörden im Nacken. Belügen Sie uns also nicht.«
    »Die Behörden können mich mal«, sagte Velsmann und trank sein Glas aus. »Ich bin nicht mehr im Geschäft, und damit hat es sich.«
    »Warten Sie«, sagte Sennsler. Er sah betrübt aus. »Man hat Ihnen damals übel mitgespielt, ich weiß das. Aber diese Erfahrung sollte Sie nicht verhärten. Und vor allem nicht unvernünftig handeln lassen. Ich bin auf Ihrer Seite!«
    »Sie können von mir nichts erwarten. Ich habe nichts, was Sie interessieren könnte.«
    »Auch das Leben eines Angestellten des Bundesarchivs ist nicht ganz einfach«, sagte Sennsler. »Ich glaube Ihnen. Aber ob das meine Vorgesetzten tun, ist eine andere Sache. Können Sie mir nicht irgendwas anbieten, was ich zur Beruhigung der Behörde weitergeben kann?«
    »Ich wüsste nicht, was.«
    »Wenn Sie die Kopie vernichtet haben, ist es gut. Aber ich weiß, dass mindestens noch eine zweite existiert. Wer könnte sie Ihrer Meinung nach haben?«
    »Vielleicht das Brentanohaus?«
    »Gut möglich.«
    »Ja   – und?«
    »Karl Sievers starb übrigens keines natürlichen Todes.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Nichts Besonderes. Außer vielleicht, dass wir ein besonders inniges Verhältnis zu den Polizeibehörden haben.«
    »Ich dachte schon, Sie wollten mir drohen!«
    »Ach, woher denn! Ich wollte Ihnen nur sagen, dass diese Sache kein Spiel ist! Das sollten Sie deutlich vor Augen haben. Tun Sie bloß nichts, was Sie in den Augen der Staatsbehörden verdächtig machen könnte.«
    »Ich bin selbst Berater der Wiesbadener Polizei. Als solcher kann ich mir ein falsches Spiel gar nicht leisten.«
    »Aber Ihre Haltung ist: Die Behörden können mich mal.«
    »Wenn es um Dinge meines privaten Lebensentwurfes geht. Da geht es mir wie Clemens von Brentano.«
    »Wie bitte?«
    »Ein romantischer Dichter. Der mit der Zahl Sieben. Sie sollten ihn tatsächlich nicht kennen?«
    »Den kenne ich natürlich sehr gut. Letztlich seit seiner Handschrift auf diesem   – Pergament! Aber auch sonst natürlich. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin   … «
    »Das ist Heine. Ein Gedicht über die Loreley.«
    »Ach, tatsächlich? Und Sie kennen sich mit all diesen Dichtern aus?«
    »Das ist einfaches Bildungsgut jedes Deutschen. Waren Sie niemals in der Schule?«
    »Herr Velsmann, ich habe alles gesagt. Denken Sie an meine Worte. Und denken Sie an Ihre Familie. Es gibt wichtigere Dinge im

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