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Die verzauberten Frauen

Die verzauberten Frauen

Titel: Die verzauberten Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Schulz
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Kampf um das Pergament, von dem die Polizei behauptete, es sei bearbeitete Menschenhaut, entbrannte jedenfalls seit diesem Zeitpunkt von neuem.
    Wieder gab es einen Mord. Diesmal war das Opfer eine Frau. Die Opfer des scheußlichen Mordes auf dem Loreleyfelsen waren allerdings Männer gewesen. Männer des Erzengel-Ordens? Und war die Täterin eine der verzauberten Frauen, wie Velsmann sie nannte, eine Begine?
    Ein verbissener Kampf ohne Vergebung. Ein Blutgericht, aus dem ein anderes hervorging.
    Vielleicht würden die genauen Tatumstände aller Untaten nie eindeutig ermittelt werden können.
    Aber der Mord in Fulda sollte aufgeklärt werden, dachte Velsmann. Im Leben eines Polizisten sollte wenigstens der Mörder sühnen, der den Weg des Polizisten gekreuzt hatte.
    Vor allem hier, wo jemand eine Botschaft aus der Vergangenheit mit Gewalt in die Gegenwart übersetzte. Aber das genau war das Problem, das ahnte Velsmann. Es ging hier höchstwahrscheinlich nicht um einen Einzeltäter. Wer steckte dahinter? Welche Mächte? Welche Seilschaften aus Kirche, Geheimorden, Kriegsideologen, Staatsgewalt und Wirtschaftsmacht? Es traten traurige Gestalten in meine Bahn   … War es nicht völlig ausgeschlossen, dass er an diese Hintermänner, an diese furchtbare Allianz aus Beton herankam?
    Er hoffte, sich der Lösung zu nähern, je mehr er sich mit dem Kloster Eberbach beschäftigte. Vielleicht hatten die Antworten mit dem zu tun, was Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé tatsächlich mit dem Kloster verband.
    Das musste er endlich herausfinden! Oder er würde für immer auf der Stelle treten.
    Er sah sich schon in zwanzig Jahren, wie er seine Enkelkinder mit den ungeklärten Geheimnissen des Klosters Eberbach nervte. Damals, in meiner Jugend, hörte ich Stimmen in den dicken Mauern des Klosters, aber ich war nicht in der Lage, sie zu verstehen.
    Um Gottes Willen, das wollte er wirklich nicht.

    Tibor Velsmann erkannte augenblicklich die Gefahr seiner Lage, und er empfand nur noch nackte Angst. Es schoss ihm durch den Kopf, dass er Augenzeuge eines Geschehens wurde, das keine Zeugen vorsah. Als er den Fremden, mit dem er eingetreten war, zu Boden stürzen sah, die Sonnenbrille zerbrach mit einem hässlichen Geräusch, da begriff er noch nichts. War nicht er das vorgesehene Opfer?
    Er wurde aus diesem Gedanken gerissen, als der Schatten des Angreifers jetzt auf ihn fiel. Der Unbekannte, von dem er im Halbdunkel des Zimmers bisher nur die Umrisse gesehen hatte, riss ihn herum, stieß ihn vorwärts. Er zwang Tibor, sich mit ausgestreckten Armen an der Wand abzustützen, die Füße abgespreizt. Wie in einem billigen Polizeikrimi, dachte Tibor.
    Der Unbekannte untersuchte ihn.
    »Unbewaffnet, was? Nun gut. Bleib ja so stehen!«
    Während der andere von ihm abließ, und sich mit dem niedergeschlagenen Mann beschäftigte, sah Tibor vorsichtig zu der Frau hinüber, die auf dem wieder aufgestellten Stuhl saß.
    Er bemerkte mit Erschrecken, dass ihr Ohr blutete. Besser gesagt, sie besaß kein Ohr mehr, es war ihr abgeschnitten worden. Es lag im Blut seitlich neben dem Stuhl. Die Frau bewegte sich keinen Millimeter, obwohl ihre Augen aufgerissen waren. Tibor fühlte sich bei ihrem Anblick an einen Horrorfilm erinnert, dessen Regisseur nicht bei Verstand war.
    Etwas war an diesem Ort völlig aus den Fugen geraten.
    Tibor hörte, wie der Unbekannte in seinem Rücken etwas herumschleifte. Er versuchte sich vorzustellen, was der Mann tat. Wahrscheinlich zog er den Körper des Bewusstlosen durch den Raum.
    »Ich kann nicht mehr lange so stehen«, sagte Tibor, »kann ich mich nicht umdrehen?«
    »Halt’s Maul!«, bellte die Stimme in seinem Rücken.
    Tibor hörte ein Stöhnen. Es kam nicht von der Frau, die weiterhin völlig bewegungslos saß.
    Er hörte ein Lachen. Es war eher ein Zischeln. Ein Schlürfen. Der Unbekannte brabbelte vor sich hin.
    Tibors Arme begannen zu zittern. Seine Sprunggelenke schmerzten. Er überlegte, ob er sich nicht einfach umdrehen sollte. Aber dann hörte er das heisere Brüllen des anderen, einen unartikulierten Schrei. Und er wusste, dass er sich ganz still verhalten musste.
    »Sie hatte es! Natürlich hatte sie es!«
    Der Mann rannte im Raum herum. Er trat gegen Stühle, stürzte sie um. Auch eine Tür schlug zu, aber der Mann hatte den Tatort nicht verlassen.
    »Und ich habe es gewusst!«
    Wieder wagte es Tibor, verstohlen zur Seite zu blicken. Vor der Frau lag etwas auf dem Fußboden. Ein heller Fleck. Er konnte

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