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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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»Verklemmt«. Ich frage mich, ob er fähig ist, zu lieben. Es dämmert. Heute nacht ist Vollmond, man sagt, das sei die Nacht der Werwölfe. Sehr ermutigend. Aber wenn ich den Wolf sehe, knalle ich ihm eine Kugel in den Kopf. Peng.
    Was soll bloß diese Geschichte von wegen »böse« gewesen sein? Was heckt er aus?
    Es regnet sehr stark. Alle Geräusche sind gedämpft. Ich habe ihnen den Tee serviert und bin dann nach oben gegangen. Heute abend essen sie nicht, denn sie gehen mit ihrem Vater ins Theater. Sie hat einen Teller mit in ihr Zimmer genommen.
    Ich hatte den Eindruck, jemanden sprechen zu hören, aber das muß sie gewesen sein, die mit sich selber sprach.
    Ich fühle mich besser, wenn sie nicht da sind. Ich ruhe mich ein wenig aus. Ich habe zwei Kapitel in dem Buch gelesen. Ich höre ein Auto.
    Ich habe aus dem Fenster geschaut, es ist wirklich der Kombi. Sie sehen fröhlich aus, lachen. Zweifellos war das Stück gut. Ich erinnere mich an den Abend, an dem ich mit Jackie im Theater war, was haben wir gelacht. Das ist lange her, das alles. Ich höre sie unten sprechen. Es ist merkwürdig, wie ähnlich ihre Stimmen sind. Ich habe eine trockene Kehle. Es ist Jahre her, daß ich ein gutes Glas Gin getrunken habe, Jawohl. Mein Vater ging niemals ohne sein Glas Gin zu Bett. Er sagte, Leute, die Wasser trinken, würden nicht alt. Er ist allerdings auch nicht alt geworden. Gott hab' ihn selig.
    Tagebuch des Mörders
    Hallo, herzallerliebstes Tagebuch! Hier ist der böseste Junge der Stadt. Das Wetter ist schön. Gestern abend waren wir im Theater. Das Stück war lustig. Zehn kleine Negerlein von Agatha Christie, es hat uns sehr gefallen. Papa führt uns gerne aus. Er ist stolz auf uns. Er glaubt, ich habe die Frau nicht gesehen, die ihm im Zuschauerraum ein Zeichen gegeben hat, aber ich habe sie gesehen. Eine etwas rundliche Blondine, mit großen Brüsten. Ich muß mich darüber informieren.
    Ich habe dir gesagt, liebes, verehrtes Tagebuch, daß ich gestern ziemlich böse war. Ich habe tatsächlich zwischen deine kleinen, in Viertel gefalteten Blätter ein Haar geklebt, und heute morgen, welche Überraschung! sehe ich, daß das Haar zerrissen ist, und schließe also daraus, daß jemand dich gelesen hat. Die Augen eines dreckigen Spions ruhten auf dir, und wenn der diese Zeilen liest, wird er wissen, daß er sich verraten hat! Guten Tag, lieber Spion. Vielleicht müßtest du dich sehr, sehr, sehr schnell umdrehen .
    Du bist sicherlich nicht Papa, nicht wahr, dreckiger Spion; du bist vielleicht Mama. Bist du es, Mama? Du wärst ganz schön neugierig plötzlich. Oder einer von uns, Mark oder Jack oder Clark oder Stark? Ein Unbeteiligter? Ich mag die unbeteiligten Schnüffler nicht besonders, das habe ich schon bewiesen. Oder sogar du, Jeanie? Meine kleine, dicke Jeanie? Wie unvorsichtig du wärst, wie wenig dir am Leben läge, wenn du es wärst. Das Spionagehandwerk ist kein Spaziergang, nicht wahr? Aber sei beruhigt, lieber Leser, ich werde dir etwas liefern, womit du beschäftigt sein wirst, bis bald.
    Jeanies Tagebuch
    Was geschehen mußte, ist geschehen. Ich habe meine Koffer gepackt und bin fertig zur Abreise. Ich werde den erstbesten Bus nehmen, der sehr weit weg fährt, und das alles vergessen. Ich werde auch anderswo eine Stelle finden. Für diese Scheißspiele bin ich zu alt. Als ich las, daß er es weiß, war ich völlig geschockt. Ich habe drei Gläser getrunken, Schluck für Schluck, um mich zu erholen, der Alte wird wieder sagen, daß die Flasche immer leerer wird. Ich höre, daß man mich ruft. Ich gehe.
    Zwei Neuigkeiten:
    1) Als sie weg waren, bin ich zurückgegangen, um nachzusehen, ob es etwas Neues gibt. Es gab etwas Neues. Die Fotokopie einer Zeitungsseite. Aber nicht irgendeiner Zeitung.
    Sondern der Zeitung vom 12. März des vergangenen Jahres, mit meinem Foto und dem der alten Xanthippe vor ihren leeren Schubladen. Ich frage mich, wie er das erfahren konnte, dieses kleine Schwein. Sonst nichts. Nur die Fotokopie. Was soll das heißen? Wird er es den Bullen schicken? Liest er mein Tagebuch? Ich werde es bei mir behalten. Ich bin betrunken. Der Stift fällt mir aus der Hand.
    Im Moment steigt es mir sofort zu Kopf, wenn ich etwas trinke. Aber wenn ich nicht trinke, kann ich nicht schlafen und ich - wie müde ich bin, obwohl ich doch nachdenken müßte -ich bin sicher, daß ich in den Knast zurück muß, und das will ich nicht, nichts da.
    2) Die Alte wird ihre Nichte für einen Monat ins Haus

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