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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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nehmen, weil ihre Eltern einen Autounfall hatten und im Krankenhaus liegen; immerhin ist sie erst fünfzehn und ich vermute ziemlich aufreizend usw. usw. Zum Glück werde ich nicht hier sein und das sehen. Gott sei Dank. Dafür, daß es so aussieht, als würde er sich um das alles kümmern. Gute Nacht euch allen und mir selbst. Ich schlaf ein.
    Tagebuch des Mörders
    Heute morgen hat Mama uns gesagt, daß Sharon für einen Monat hier sein wird. Sie ist dunkelhaarig, mit schwarzen Augen. Einmal waren wir in den Ferien bei ihr zu Hause. Sie und ich, wir spielten Verstecken im Keller, und ich wollte sie in den Ofen stoßen. Aber sie war stärker als ich und schlug meinen Kopf auf den Zement, bis ich blutete.
    Wir haben niemandem etwas gesagt, weder sie noch ich. Ich präzisiere das, lieber Spion, weil es folglich unnötig ist, meine Mutter oder meine Brüder zu fragen, denn ich würde dich anlügen und sie würden nichts wissen. Der einzige, der dich in dieser Hinsicht hätte aufklären können, ist schon lange von den Würmern verspeist. (Kennst du die GSEW? Gesellschaft zum Schutz der Erdwürmer. Sie haben mich zum Ehrenmitglied ernannt.) Im Gegenteil, würdest du derartige Fragen stellen, würde ich mit Sicherheit wissen, wer du bist, nicht wahr? (Diesem Spion muß man alles sagen.)
    Auf jeden Fall ist das eine gute Nachricht. Ich kann meine Rechnung mit diesem dreckigen, kleinen Blümchen-rühr-mich-nicht-an begleichen.
    Übrigens, Jeanie, was hast du eigentlich mit dem Geld und dem Schmuck gemacht? Hast du die Sachen versteckt? Einen schönen Tag!
    Jeanies Tagebuch
    Natürlich, bei meinem Glück gibt es jetzt auch noch einen Streik. Gerade als ich nach oben gehen wollte, um die Zimmer aufzuräumen, kam die Zeitung, und da steht es: ein Streik. Ich habe am Busbahnhof angerufen, und sie haben mir gesagt, daß sie das nicht gewußt hätten, daß der gesamte öffentliche Verkehr davon betroffen sei, daß es gestern außerdem Ausschreitungen gegeben habe und im Augenblick alles blockiert sei. Ich betrachte meinen Koffer und weiß nicht, was ich tun soll. Sie sind alle vier weg. Mit dem Kombi. Der Doktor ist mit dem Fahrrad unterwegs. Er sagt, daß er wieder fit werden möchte. Zweifellos findet ihn seine Freundin ein wenig rundlich, der süße Engel. Wenn ich schon hier festsitze, kann ich genausogut nachsehen, ob es eine Fortsetzung dieser spannenden Serie gibt. Die Alte ist unten und beschäftigt sich mit den Blumen.
    Für heute abend habe ich Hammelkeule mit Pfefferminzsoße vorbereitet. Ich müßte giftige Pilze hinzufügen, das würde das ganze Problem auf einen Schlag lösen.
    Also los, ich gehe und komme später zurück.
    Also wirklich, es wird nicht besser. Verdammt, es ist trotzdem unglaublich! Versteckt, den Schmuck? Ja, leider, versteckt in den großen Taschen von Monsieur Bobby! »Wir treffen uns morgen, um 12 Uhr 30 im Sheraton. Ich behalte den Schmuck, das ist sicherer.« Von wegen. Die Beine habe ich mir in den Bauch gestanden, im Sheraton, bis 16 Uhr! Kein Bobby weit und breit. Kommt mir nicht mit Liebe! Und dann mußte ich mich noch vom Portier rausschmeißen lassen, weil er mich für eine Hure hielt. Keine Frage, ich bin wirklich vom Pech verfolgt.
    Es hat angefangen zu schneien. Ein schmutziger, grauer Schnee, der alles bedeckt und alle Geräusche erstickt, aber vielleicht hält er wenigstens die Mädchen davon ab, nachts spazierenzugehen.
    Schlechte Zeiten für Mörder.
    Ich habe über die letzten Aufzeichnungen von dem Verrückten nachgedacht. Ich habe ganz gelassen, ganz die brave, nüchterne Jeanie, nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Wenn ich mir schon nicht jeden einzelnen Bruder vorknöpfen kann, um ihn zuckersüß zu fragen: »Also, mein Süßer, warst du derjenige, der Sharon in den Ofen stoßen wollte?«, weil ich Gefahr laufe, mich von Messerstichen durchbohrt im hintersten Winkel des Flurs wiederzufinden, könnte ich statt dessen mit Sharon selbst sprechen. Wer ist dieser Tote, der mich hätte aufklären können? Ein Zeuge? Wahrscheinlich. Und ich habe gute Aussichten, so zu enden wie er.
    In dem Buch steht, daß die Verrückten gerne über sich sprechen. Das ist oft der Grund dafür, daß man Mörder schnappt. Sie müssen von sich erzählen, die Anonymität bedrückt sie, sie wollen den Ruhm; vielleicht könnte ich damit spielen. Ich muß nachdenken. Dieses Wort kommt in meinem Text am häufigsten vor, soviel ist klar.
    »Kleine Dicke.« Nein, so was! Ich werde es ihnen

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