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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Schweinereien.
    Verflixt, jetzt habe ich das Geschenk für Jeanie vergessen, ich werde es ihr sofort bringen, sonst glaubt sie noch, ich halte meine Versprechen nicht.
    Jeanies Tagebuch
    So riskiert er alles. Der selbstgefällige Kerl. Und er glaubt, daß seine Füße stinken. Minderwertigkeitskomplex, ganz klassisch, Doktor Watson, es genügt, die einschlägigen Bücher zu lesen! Das Problem ist, daß ich, Jeanie Großmaul, Mühe damit habe zu glauben, daß Bücher derartige Dinge wissen und den guten Mann auseinandernehmen können, ohne ihn überhaupt zu kennen.
    Sharon ist in Gefahr. Er wird sie umbringen, das weiß ich. Er hat zu sehr damit geprahlt, er muß es tun. Er hat sich selbst in die Lage gebracht, es tun zu müssen, weshalb? Weil er Angst hat zu kneifen? Weil er gar nicht so große Lust dazu hat? Dalila … Sharon … Ist er vielleicht verliebt in sie? Fühlt er sich von ihr reingelegt?
    Ich ertappe mich dabei, mehr Zeit damit zu verbringen, Gründe für sein Verhalten zu suchen, als herauszufinden, wer er ist, und während die Lösung vor mir liegt, bestehe ich darauf, sie in meinem Kopf zu suchen.
    Heute abend haben sie über den Unfall von Sharons Eltern diskutiert, nichts Ernstes. Sharon möchte im Informatikbereich arbeiten, wie Stark. Er war ganz hingerissen von dieser Idee und hat nach dem Essen versucht, sie auf dieses Thema zu bringen. Der Doktor hat eine Flasche Sherry aufgemacht. Die Jungs mögen keinen Alkohol (im Gegensatz zu ihrem Vater), die Mutter hat einen Tropfen davon genommen und ich zwei. Das sieht ihnen ähnlich, mir etwas zu trinken anzubieten, wenn sie selbst trinken, damit ich mich ja nicht ausgeschlossen fühle oder minderwertig. Im übrigen ist es ihnen gleichgültig, daß die Kinderchen mich um die Ecke bringen!
    Gerade hat jemand an meine Tür geklopft. Richtig geklopft, dreimal, mit einer Pause dazwischen. Nicht zu heftig. »Wer ist da?« Keine Antwort. Steht denn niemand auf, um nachzusehen, was los ist?
    Jemand hustet hinter der Tür.
    Lieber Gott, mach, daß nur jemand pinkeln geht und sagt:
    »Ach, du bist es, schau an, was machst du denn hier?« Mach das, nur das, das ist doch nicht schwer, verdammt! Schritte entfernen sich, eine Tür wird abgeschlossen. Ich höre, wie die Türfalle einschnappt und der Schlüssel sich im Schloß dreht, sie schließen alle ab hier. Ich ziehe den Revolver, ich werde die Tür öffnen. Vielleicht liegt die Leiche von Sharon davor. Ich drehe den Schlüssel um, nichts rührt sich auf der anderen Seite. Ich zögere einen Moment. Ich öffne.
    Eine Flasche Gin. Eine Flasche Gin, die jemand vor meiner Tür abgestellt hat. Ganz voll. Das Geschenk für Jeanie. Was soll das heißen? Soll ich mich damit begnügen zu trinken und sie aufmachen? Vielleicht will er eine Beziehung zu mir aufbauen . genau, eine Verbindung, ein direkteres Verhältnis als über das vermittelnde Tagebuch, testen, ob ich das Spiel annehme. Mich zum Schweigen bringen. Auf jeden Fall werde ich keinen Schluck trinken. Den Gefallen werde ich dir nicht tun, mein Liebling.
    Du verausgabst dich im Moment wirklich, kleines hirnloses Monster, hirnloses und schwanzloses Monster, ha, ha, ha! als wärst du verwirrt, dreckige Schlange … Es wäre ausreichend, zu beschließen, nicht hinunterzugehen, nie mehr hinzugehen. Das Spiel abbrechen. Ende. Aus.
    Und Sharon? Und weggehen? Manchmal vergesse ich, daß ich gehen muß. Ach, ich kenne mich nicht mehr aus, es ist immer dasselbe! Und diese Flasche, die mich verhöhnt, ich weiß nicht, was mich davon abhält, sie aus dem Fenster zu werfen.
    Tagebuch des Mörders
    Heute morgen beim Frühstück war meine Cousine Sharon dabei. Sie hat Haferflocken und einen Pfannkuchen gegessen. Sie wird ins Shelley-Gymnasium gehen, Madame Blint kann sie hinbringen, wenn sie zur Arbeit fährt. Sie werden vielleicht über Karen sprechen. Die Mutter von Sharon ist Jüdin. Papa hat es Mama erzählt. Er hat gesagt: »Man käme wirklich nicht darauf, daß sie Jüdin ist, sie schlägt ihrer Mutter überhaupt nicht nach.«
    Ich habe nichts gegen Juden. Das ist nicht der Grund, weshalb ich sie töten werde. Die jüdischen Mädchen unterscheiden sich nicht von den anderen. Dasselbe hinfällige Fleisch. Derselbe schreiende Mund. Dieselben aufgerissenen Augen.
    Ich habe gehört, wie Jeanie gestern abend ihre Tür aufgemacht hat, um ihre Überraschung in Empfang zu nehmen. Sie muß sich gefreut haben. Hast du dich gefreut?
    Meine kleine Jeanie, die ich liebevoll hege und

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