Die vier Söhne des Doktor March
gehörte ihm, der kleine Anzug! Ich muß mich über diese Geschichte informieren, aber im Moment ist Sharon wichtiger. Immerhin glaubt sie mir, das spüre ich. Dieses Gefühl, daß man sie bespitzelt; es ist eigenartig, wie sensibel sie ist. Ein anständiges Mädchen. Ich bin sicher, daß sie sich daran erinnern wird. Ganz sicher! Dann wird sich alles aufklären! Ich kann es gar nicht glauben .
Mittags waren alle ziemlich niedergeschlagen, man spürte, daß sie die Kleine vermißten, es tut einfach gut, ein Mädchen in diesem Haus, das lockert die Stimmung auf.
Noch etwas: Ich habe noch einmal ihre Zimmer durchsucht, um zu schauen, ob sich die fehlenden Blätter finden lassen. Natürlich habe ich nichts gefunden. Es gibt da so eine ähnliche Geschichte, in der jemand verzweifelt einen Brief sucht, der tatsächlich auf dem Tisch liegt, für jeden sichtbar.
Also blättere ich mein Tagebuch durch . wenn er in mein eigenes Tagebuch schriebe . nein, welch absurde Idee. Manchmal frage ich mich, wo ich meinen Kopf habe!
Tagebuch des Mörders
Nun, Spion, Sharon und du, ihr seid jetzt wohl tierisch gut befreundet? Glaubst du, eure stillen Messen bemerkt niemand? Merk dir ein für allemal, daß ich allwissend bin. Aber du ahnst ja nicht einmal, was das heißt. Wovon erzählt sie dir denn, Sharon? Von unserer glücklichen Kindheit? Von ihrem teuren und vielgeliebten Zack? Ich sage dir doch, ich weiß alles!
Laß deinen Rüssel von Zack. Zack war ein Heiliger. Er war die Freundlichkeit in Person. Immer hilfsbereit. Immer höflich. Einfach perfekt. Neben ihm wirkte man immer schmutzig und böse. Eine Perle, unser Zack! Ich habe sehr geweint, als er starb, du kennst mich ja. Das Leben ist wirklich ungerecht. Er wäre beinahe schon nicht geboren worden, weißt du, ja, er kam als letzter, die Hebamme dachte, er wäre tot. Er hatte zehn Jahre Zugabe, immerhin. »So ein tapferes Kind«, sagte Mama. Ein richtiger Liebling. Ein wenig zu neugierig vielleicht. Mir immer auf den Fersen, als ob ich Dummheiten machen würde! An jenem Tag mit Sharon im Keller, zum Beispiel, hatte er sich versteckt, um uns zu beobachten. Als ich aufstand, bemerkte ich ihn. Er sah mich mit seinem priesterlichen Blick an. Ein lebender Vorwurf. Und weißt du was, Jeanie? Mir sind tote Vorwürfe lieber. Nun ja, armer armer Zack … Friede sei mit ihm! Welch dumme Idee aber auch, auf einem gefrorenen See Schlittschuh zu laufen und den Kopf unter Wasser zu halten, bis man nicht mehr atmet! Sag nicht, daß er das verdient hat, Jeanie, zeig dich ruhig von deiner christlichen Seite!
Jeanies Tagebuch
Er hat es getan. Er hat das wirklich getan! Er hat seinen eigenen Bruder umgebracht! Sharon, du mußt von hier verschwinden, er kennt kein Mitleid, keine Menschlichkeit, er hat keinen Schimmer davon. Ich phantasiere. Er sagt das nur, um mich zu erschrecken. Es war sicher ein Unfall. Sicher. Wie soll man das wissen? Ich kann die Alte schließlich nicht ausfragen .
Wahrscheinlich meinte er ihn, als er von dem »anderen Spion« sprach. Vom »vergänglichen Zuschauer« . Das »fünfte Rad am Wagen«, das ist der richtige Ausdruck. Und das ist der Grund, weshalb die Alte das Haus nur verläßt, um zum Friedhof zu gehen! Um Blumen auf das Grab ihres Sohnes zu bringen, den der andere . Das ist völlig irrsinnig!
Tagebuch des Mörders
Wenn du diese Zeilen liest, Jeanie, ist es schon zu spät. Jeanies Tagebuch
Habe keine Zeit gehabt, hinaufzugehen und zu lesen, was er heute nachmittag geschrieben hat. Macht nichts. Ich falle um vor Müdigkeit. Ich habe Eisenkrauttee getrunken, bevor ich nach oben kam: Sie haben Kräutertee gemacht, während ich das Eßzimmer aufräumte, und jetzt schlafe ich im Stehen ein! Abgesehen davon habe ich eine gute Nachricht, eine hervorragende Nachricht! Vor dem Essen schlich Sharon vor der Küche herum. Ich ging hinaus, und sie flüsterte mir zu: »Ich glaube, ich erinnere mich, es kam mir heute nachmittag im Mathematikunterricht wieder in den Sinn, die Erinnerung an eine Rauferei, ich war sehr böse und schlug heftig auf jemanden ein, mit all meinen Kräften, ich war wahnsinnig wütend, wirklich, jemand schrie, wehrte sich, ich sehe die offene Tür vom Ofen, glutrot, ich spüre die Hitze, aber ich sehe nicht, wen ich schlage, es ist völlig durcheinander, wie in einem Traum, verstehen Sie, aber ich weiß nicht, vielleicht ist es nur meine Phantasie, man rauft ja oft als Kind, wissen Sie …!« - »Oh, aber ich bitte Sie, Sharon, strengen Sie
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