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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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sich an!« - »Wir reden morgen weiter, in den Bergen, da haben wir mehr Ruhe!« Sie machte den Mund auf, als ob sie etwas hinzufügen wollte, änderte aber ihre Meinung: »Nein, das ist unmöglich.« - »Also wer?« - »Nichts, wir sehen morgen weiter.« Die Alte tauchte auf: »Na, Kinder, ihr habt wohl Geheimnisse?« Sie ist fröhlich zur Zeit. Um so besser für sie. Ich ging die Wurstplatte holen. Ich freue mich schon auf morgen, ich bin sicher, daß ich alles erfahren werde!
    Wie müde ich bin, der Stiiift fääällt mir aus der Haaand, es ist lustig, ich fühle mich benommen, obwohl ich nichts getrunken habe, nur den Kräutertee, vielleicht macht der heutzutage auch betrunken, ich habe nicht einmal Lust auf Gin, nur Lust zu schlafen, schlafen. Morgen muß ich fit sein, außergewöhnlich fit, also auf, in die Falle!
    Es ist furchtbar. Es ist wirklich furchtbar. Ich werde die Polizei benachrichtigen und ganz gewiß nicht hierher zurückkommen. Aber ich kann nicht anders handeln. Es ist Mittag, und ich bin in meinem Zimmer. Die Alte arbeitet im Garten. Es ist eine Katastrophe, und ich kann sie mir nicht erklären.
    Vielleicht werden die Leute das hier irgendwann einmal lesen, also muß ich genau sein. Ich bin ganz schwerfällig aufgewacht, mit einem Brummschädel, aufgequollenen Augen und Brechreiz. Ich stehe auf. Ich schaue mich an, es ist heller Tag.
    Heller Tag, obwohl es 7 Uhr sein müßte! Um diese Zeit scheint im Winter keine Sonne.
    Ich gehe zur Tür: Er hat mich eingeschlossen, er hat mich eingeschlossen! aber nein, die Tür geht auf. Die Tür zu einem ruhigen, sehr ruhigen, fast geräuschlosen Haus geht auf, nur das Radio von unten ist zu hören, ich stürze die Treppe hinunter, komme unten an wie eine Verrückte: »Was ist passiert, was ist passiert?« Die Alte schaut mich mit großen Augen an, die Gießkanne in der Hand: »Geht es Ihnen nicht gut, Jeanie?« -»Wo sind sie?« - »Sie wissen sehr gut, daß sie in die Berge gefahren sind, Jeanie, sind Sie krank?« - »Aber ich sollte doch mitfahren, das wußten Sie doch!« Sie weicht zurück, beunruhigt, ich sehe es in ihren Augen, das Wasser aus der Gießkanne fließt auf den Teppich, »Jeanie, ich kann nichts dafür.« - »Weshalb haben Sie mich nicht geweckt«, schreie ich, »weshalb?« -»Jeanie, sehen Sie, nachdem Sie diese Nachricht in der Küche hinterlassen hatten .« - »Was!? Was?«
    Ich stürze mich auf sie, mit meinem geflickten Nachthemd, meine Haare kleben im Gesicht. Sie stößt an den Tisch.
    »Diese Nachricht in der Küche … Fühlen Sie sich nicht wohl, Jeanie?« Ich renne in die Küche, auf dem Tisch liegt ein Papier, ein weißes Papier, ich halte inne, betrachte es.
    Ich trete näher. Strecke die Hand aus, ich sehe meine ausgestreckte Hand, es ist seltsam, sie ist völlig blaß. Ich nehme das Stück Papier, einen Fetzen Papier mit zwei Zeilen:
    Ich bin doch zu müde und schlafe deshalb lieber aus, verzeihen Sie, ich wünsche Ihnen viel Vergnügen, Jeanie.
    Zwei Zeilen mit meiner Schrift.
    Nicht wirklich meine Schrift, natürlich, aber sie ist ähnlich. Ich lege den Zettel wieder hin, drehe mich um: »Verzeihen Sie«, sage ich zur Alten. Ich fühle mich auch alt, ich gehe nach oben, in das Zimmer . »Wenn du diese Zeilen liest, Jeanie, ist es schon zu spät . « Du Schwein, du Schwein, ich muß weinen, ich will nicht weinen, ich habe nicht geweint, als mein Vater mich schlug. Ich habe nicht geweint, als sie mir sagten, daß ich zwei Jahre bekommen würde. Ich muß weinen, was für ein schreckliches Gefühl, ich bin so müde!
    Das Telefon klingelt. Ich habe Angst. Die Alte nimmt ab. Ich höre nichts. Ich habe einen Kloß im Hals. Sie legt auf. Sie ruft mich. Mein Gott, mein Gott, ich flehe dich an.
    Sharon ist gestürzt. Ein Sturz aus zweihundert Metern. Sharon ist tot.
    Ich habe mich einen Moment entspannt, und jetzt geht es mir besser, aber ich bin immer noch ganz schwach. Sie sind noch nicht zurück, aber sie werden bald kommen. Die Alte ringt die Hände und flennt. Sie mußte im Krankenhaus anrufen, um Sharons Eltern zu benachrichtigen. Ich hätte nicht mit ihr tauschen wollen. Das ist eine Tragödie, es gibt kein anderes Wort dafür.
    Aber ich werde nicht zulassen, daß das so weitergeht. Es ist keine Frage mehr, daß ich gehe. Sharon war ein anständiges Mädchen, beherzt und intelligent. Ich schwöre, daß ihr Tod nicht ungestraft bleiben wird. Und ich bin nicht daran gewöhnt, die Bullen in meine Angelegenheiten zu verwickeln. Ich

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